Die niedersächsische Landesregierung will demnächst den Startschuss geben für zwei Großinvestitionen: die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) und die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) sollen generalsaniert werden – da die baulichen Zustände teilweise dramatisch schlecht sind. Von insgesamt zwei Milliarden Euro Investitionsbedarf ist die Rede, je eine Milliarde in Hannover und in Göttingen. „Wissenschafts- und Finanzministerium prüfen derzeit gemeinsam, wie wir vorgehen sollen. In den nächsten Monaten ist mit einem Ergebnis zu rechnen“, sagte Finanzminister Peter-Jürgen Schneider (SPD) dem Rundblick. Wie es heißt, wird auch über komplette Neubauten nachgedacht. Auch der Landesrechnungshof soll intern schon auf die Mängel hingewiesen haben.

"Die Liste ist lang und wird immer länger": In Hannover und Göttingen herrscht Sanierungsstau - Foto: schulzfoto

„Die Liste ist lang und wird immer länger“: In Hannover und Göttingen herrscht Sanierungsstau – Foto: schulzfoto

Der Sprecher der MHH, Stefan Zorn, erklärte auf Rundblick-Anfrage: „Besonders dringend ist es in der Kinderklinik. Der Altbau ist aus wirtschaftlicher Sicht nicht mehr sanierungsfähig, ein Neubau muss möglichst schnell realisiert werden.“ Auch das zentrale Bettenhaus, das Kernstück der MHH, müsse unbedingt saniert werden. Derzeit werde von MHH und Land geprüft, ob Renovierungs- und Umbauarbeiten während des Betriebs geschehen können, oder ob nicht ein Neubau als Ersatz besser wäre. Das MHH-Präsidium hat sich bereits für einen Ersatzbau ausgesprochen. Nach Zorns Worten besteht bei der MHH ein „erheblicher Investitionsstau“: „Wer selbst in einer 50 Jahre alten Immobilie lebt, weiß, dass ständig renoviert oder saniert werden muss – ob Strom- oder Notstromversorgung, Lüftungs- und Heizungstechnik oder die Technik für medizinische Gase, Dach- und Fassadensanierungen, Stationsmodernisierung oder die Renovierung von Funktionsbereichen. Die Liste ist lang und wird immer länger.“


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Nach Aussagen des UMG-Sprechers Stefan Weller sind der Neubau des Bettenhauses 1 und des OP-Traktes „für die Zukunftsfähigkeit der Klinik unerlässlich“. Der Investitionsstau an der UMG sei „nach rund 40 Jahren erheblich“. Die Generalentwicklungsplanung für das Klinikum sehe eine „Neuausrichtung des Standortes“ vor – sie gehe dafür aber von einem Zeitraum von bis zu 30 Jahren aus.

Die Großinvestitionen stellt das Land vor erhebliche Herausforderungen. Bei der UMG handelt es sich um eine Stiftungshochschule. Sie müsste deshalb die Umbauten eigentlich in Eigenregie leisten und könnte dafür auch eigenständig Kredite aufnehmen. Ob das aber ratsam wäre oder die Möglichkeiten der Hochschule überschreitet, ist eine andere Frage. Die MHH hat auch immer wieder darüber nachgedacht, Stiftungshochschule zu werden, es kam aber nicht dazu. Deshalb ist hier nun das Staatliche Baumanagement beim Finanzministerium gefordert. Auch dieser Weg hat Nachteile, weil die Behörde gewohnt ist, größere Vorhaben in mehrere Bauabschnitte einzuteilen und zeitlich über viele Jahre zu strecken. Das wäre aber, angesichts des dringenden Handlungsbedarfs bei der MHH, vermutlich nicht der richtige Weg. Spekuliert werden kann nun, ob für die Sanierungen das Modell einer Partnerschaft vom Land und privaten Investoren in Betracht käme, ein sogenanntes ÖPP-Modell. Der Finanzminister hatte sich wiederholt, zuletzt erst vor wenigen Tagen, offen für solche Projekte gezeigt – obwohl es in der rot-grünen Koalition nicht wenige Kritiker derartiger Vereinbarungen gibt.