Das Landvolk Niedersachsen fordert eine Erlaubnis für Landwirte, Ferkel bei der Kastration zukünftig lokal betäuben zu dürfen, ohne einen Tierarzt zu rufen. Die Forderung beruht auf dem Verbot der betäubungslosen Kastration, die ab dem 01. Januar 2019 gelten soll. Für Landvolkpräsident Albert Schulte to Brinke stehen die Sauenhalter in Deutschland aktuell vor einer ausweglosen Situation. „In Dänemark und Schweden wird sie bereits mit Erfolg eingesetzt, auch in der Humanmedizin ist sie als besonders schonendes Verfahren anerkannt“, so Schulte to Brinke. Dieses, als „vierter Weg“ bekannte Verfahren, wird aktuell aber nicht von der Bundespolitik unterstützt. Schulte to Brinke fordert daher Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner auf, zu handeln. In Niedersachsen müsste für den „vierten Weg“, auch nur für ein Pilotprojekt, das deutsche Arznei- und Tierschutzgesetz geändert werden.

Manche Agrarexperten befürchten, dass das Verbot zu massenhaften Insolvenzen von Schweinebauern führt. Denn ab dem 01. Januar 2019 muss bei jeder Kastration ein Tierarzt anwesend sein. Das verursacht hohe Kosten für die Bauern. Fleisch von unkastrierten Ebern wird von Handelsketten aber kaum gekauft, da es beim Braten in Einzelfällen einen starken Eigengeruch entwickeln kann. Die Befürchtung vieler Bauern ist daher, dass große Handelsketten einfach mehr Fleisch aus dem Ausland importieren.

Schulte to Brinke fordert, dass Lebensmitteleinzelhandel, Fleischerhandwerk und Gastronomie die Herkunft des Fleisches genau ausweisen. Am 08. Oktober will sich die niedersächsische Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) mit Vertretern von Schweinezuchtbetrieben, Schlachtereien, Tierschutz und Handel zusammensetzen und über Konzepte sprechen, wie das Verbot der betäubungslosen Kastration, in seinen Folgen für die niedersächsische Schweinemast abgemildert werden kann.