Immer mehr Menschen über 65 Jahre müssen vom Staat finanziell unterstützt werden, weil ihre Rente nicht ausreicht. Das geht aus der neuen von den statistischen Ämtern des Bundes und der Länder herausgegebenen Statistik zur sozialen Mindestsicherung hervor. Diese ist Teil der Sozialberichterstattung, die auf Bundes- und Landesebene als Grundlage für Sozialpolitik gilt.  Bezogen im Jahr 2010 noch 412.081 Menschen in Deutschland die Grundsicherung im Alter, so waren es 2017 schon 544.090 Menschen. Auch in Niedersachsen macht sich der Trend bemerkbar, hier bezogen im vorvergangenen Jahr 3,2 Prozent der Rentner Grundsicherung, 2010 waren es 2,6 Prozent. „Wir ziehen aus dieser Statistik den Schluss, dass zunehmend ältere Menschen armutsgefährdet sind und besondere Unterstützung brauchen“, sagt ein Sprecher des niedersächsischen Sozialministeriums auf Rundblick-Anfrage. Da die Altersarmut vor allem deshalb zunimmt, weil der Anteil der Rentner steigt, unterstütze Sozialministerin Carola Reimann den Vorschlag von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil nach einer Grundrente. „Sie hält den aktuell vorgelegten Vorschlag für geeignet, Altersarmut systematisch zu reduzieren und vor allem Geringverdienerinnen im Alter besser abzusichern“, sagt Ministeriumssprecher Uwe Hildebrandt.

Zahl der Mindestsicherungsempfänger ist rückläufig

                Bei der Sozialen Mindestsicherung insgesamt liegt Niedersachsen genau in der Mitte aller deutschen Bundesländer. Wie die Statistik zeigt, bekamen 2017 in Niedersachsen 9,4 Prozent aller Einwohner eine finanzielle Unterstützung zum Lebensunterhalt vom Staat, im Bundesschnitt waren es 9,2 Prozent. Unter die soziale Mindestsicherung fallen die Leistungen Hartz IV, Sozialgeld, Sozialhilfe, Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung sowie die Zahlungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Im Vergleich zu den Vorjahren ist in Niedersachsen die Zahl der Mindestsicherungsempfänger rückläufig. Bekamen 2006 noch 821.177 Menschen Grundsicherung, waren es 2017 nur noch 746.929 Menschen. Wie sich die Zahlen 2018 entwickelt haben, will das Landesamt für Statistik in der zweiten Jahreshälfte mitteilen. Der Rückgang hat mehrere Gründe. Einen deutlichen Sprung nach unten hat die Zahl der Berechtigten nach dem Asylbewerberleistungsgesetz gemacht. Nur noch 44.587 Menschen bekamen auf dieser Grundlage Geld, 40 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Der Rückgang ist damit zu erklären, dass viele Asylverfahren im Vergleich zu 2016 entschieden worden sind. Doch nicht alle Bewerber wurden entweder anerkannt und in Arbeit vermittelt oder abgeschoben, ein Teil bezieht weiterhin Geld vom Staat in Form von Hartz IV oder Sozialgeld. Zum anderen ist die Zahl der Sozialhilfeempfänger um 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Sozialhilfe können jene Menschen bekommen, die nicht erwerbsfähig sind, aber ihren Lebensunterhalt nicht allein aufbringen können, die wegen einer Krankheit vorübergehend erwerbsunfähig sind, oder die im Vorruhestand sind und von der Rentenzahlung allein nicht leben können. Im vorvergangenen Jahr betraf das 11.880 Niedersachsen.


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Aufgrund der guten Konjunktur und des Fachkräftemangels auf dem Arbeitsmarkt ist die Zahl der Arbeitslosengeld-Empfänger in Deutschland seit 2006 rückläufig. Erhielten vor 13 Jahren noch 5,2 Millionen Menschen in Deutschland Hartz IV, waren es 2017 nur noch 4,2 Millionen. In Niedersachsen lebten 2017 insgesamt 411.179 Hartz IV-Empfänger. Die Zahl der Sozialgeld-Empfänger dagegen ist in Deutschland seit 2012 kontinuierlich gestiegen. Bezogen damals noch knapp 1,5 Millionen Menschen Sozialgeld, waren es 2017 insgesamt 1,6 Millionen Menschen. In Niedersachsen bezogen 2017 insgesamt 168.287 Menschen Sozialgeld. Sozialgeld erhalten jene Personen, die selbst nicht erwerbsfähig sind, aber mit einer erwerbsfähigen Person zusammenleben, die Hartz IV bezieht. Rund 96 Prozent der Sozialgeld-Empfänger sind Kinder unter 15 Jahren. „Auch Kinder und Alleinerziehende sind besonders von Armut gefährdet“, sagt Ministeriumssprecher Hildebrandt. Deshalb erarbeite gerade unter niedersächsischer Führung eine Arbeitsgruppe der Arbeits- und Sozialministerkonferenz ein Konzept für eine Kindergrundsicherung.