Wie stark wird die Corona-Krise das Wirtschaftsleben in Deutschland und speziell in Niedersachsen beeinflussen? Thomas Mang, Präsident des Sparkassenverbandes Niedersachsen (SVN), sieht die Auswirkungen in bestimmter Hinsicht als so gravierend an, wie es sogar zur Weltfinanzkrise 2008 nicht gewesen sei. Weil die Nachfrage wegbricht und Lieferengpässe wegen internationaler Abhängigkeiten entstehen, hätten viele Unternehmen mit gravierenden Umsatzeinbußen zu tun. Gerade für den Mittelstand stelle sich die Frage, ob dieser – wie bisher immer zu beobachten gewesen sei – tatsächlich noch robust genug sei.

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Die Sparkassen jedenfalls stünden zu ihrer Verpflichtung, gerade für den Mittelstand und das Gewerbe als Dienstleister zur Verfügung zu stehen. Mang geht davon aus, dass der Staat gefordert sei, die besonders betroffenen Branchen – etwa Veranstaltungsagenturen, Reiseunternehmer, Gastronomen und Hoteliers – mit Bürgschaften oder finanzieller Unterstützung zu helfen. Schließlich gebe es keine dort ursächlichen Fehler für die aktuelle Krise. Die 41 niedersächsischen Sparkassen haben im zurückliegenden Jahr Kredite an Selbstständige und Unternehmen im Umfang von insgesamt 44 Milliarden Euro ausgegeben. Auf die Frage, ob die Sparkassen bei massiven Schwierigkeiten ihrer Kreditnehmer selbst Probleme bekommen könnten, antwortete mit dem Hinweis auf die in den vergangenen zehn Jahren stark gewachsene Eigenkapitalbasis der Firmen: „Deren Substanz ist sehr viel größer als sie es in früheren Jahren war“, betont der SVN-Präsident.


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Mang hofft auf ein verändertes Verhalten der Bankenaufsicht in Anbetracht der Corona-Krise. Die Europäische Zentralbank habe in den vergangenen Jahren alle Hebel in Bewegung gesetzt, um sehr hohe Anforderungen an die Arbeit der Banken zu definieren und zu verfügen. In dieser Phase nun, in der die Banken beweisen müssten, dass sie mit Stressbedingungen fertig werden, dürfe sie nicht noch zusätzlich durch die Aufsichtsbehörden gestresst werden. Ohnehin hadert der SVN-Präsident mit der Dauer-Niedrigzinspolitik der EZB. Trotz boomender Geschäftszahlen gerate die Gewinn- und Verlustrechnung vieler niedersächsischer Sparkassen zunehmend unter Druck, sodass diese den Rückgang ihrer Zinsspanne nicht mehr vollständig kompensieren könnten.

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„Zinssenkungen haben wir bisher deutlich stärker im Kreditgeschäft als im Einlagenbereich weitergegeben. Aber die Situation wird umso schwieriger, wenn wir uns die Mehrjahresplanungen unserer Sparkassen anschauen. Hier ziehen sehr dunkle Wolken auf“, betonte Mang. Der Trend der vergangenen Jahre setze sich leider fort, dass nämlich das Geschäft wachse, dies aber in der Summe nicht zu höheren Erträgen führe. Nach wie vor lehne er die Entscheidung anderer Banken ab, für die Einlagen Negativ-Zinsen zu verlangen. Aber wenn die niedersächsischen Sparkassen mit Geldbeträgen „geflutet werden“, müssten auch sie reagieren können, fügte Mang hinzu.

Der Präsident des Sparkassenverbandes äußert sich auch zu der Frage, ob die Braunschweigische Landessparkasse (BLSK), bisher Bestandteil der Nord/LB, aus der Landesbank herausgelöst und in die Regie der Braunschweiger Kommunen übertragen werden soll. Der SVN gehört zu den Miteigentümern der Nord/LB, Mang sitzt im Aufsichtsrat der Landesbank. Er lobte das Engagement der Hauptverwaltungsbeamten aus Braunschweig, Salzgitter, Holzminden und Wolfenbüttel, die sich für die Herauslösung der BLSK aus der Landesbank einsetzen.

Der SVN sei nach dem Sparkassengesetz verpflichtet, die Bildung von kommunalen Sparkassen zu unterstützen. Eine Entscheidung über die Frage nach einer eigenständigen BLSK sei zwar „äußerst kompliziert“, dürfe aber „nicht monatelang unbeantwortet bleiben“. Die Kommunen im Braunschweiger Land seien jetzt am Zug, dafür ein Konzept vorzulegen. Danach müsse geprüft werden, ob die Nord/LB es verkraften könne, ohne die Sparkasse auszukommen – oder ob sie womöglich durch einen solchen Schritt beschädigt werde.