Von Lisa Stegner

Am Sonntag startet die Delegationsreise von Ministerpräsident Stephan Weil und Innenminister Boris Pistorius nach Mexiko und in die USA. Es geht unter anderem zu Facebook und Tesla im US-Bundesstaat Kalifornien, der zum Beispiel mit dem Silicon Valley wie kaum ein anderer für eine Startup-Kultur steht.

Hierzulande gilt Berlin nach wie vor als das Startup-Mekka Deutschlands. Doch auch der Standort Niedersachsen ist für viele Gründer interessant. Beratungskooperationen zwischen Städten und Landkreisen, Handwerkskammern, IHKs sowie den örtlich ansässigen Hochschulen gibt es nicht nur in der Landeshauptstadt, sondern beispielsweise auch in Osnabrück oder in Lüneburg. Und diese werden vor Ort stark nachgefragt.

Startups: Nicht hinter jedem Garagentor steckt automatisch eine gute Idee  -  Foto: Nicolette Wollentin

Startups: Nicht hinter jedem Garagentor steckt automatisch eine gute Idee – Foto: Nicolette Wollentin

Das „Gründerhaus Osnabrück.Osnabrücker Land“ verzeichnet pro Jahr rund 800 Neukontakte über Veranstaltungen oder Einzelberatungen und begleitet etwa 150 Menschen in die Selbstständigkeit. Die Veranstaltungen des „Gründungsnetzwerk Region Lüneburg“ sind mit durchschnittlich 60 bis 90 Interessierten ebenfalls sehr gut besucht. Die Mitarbeiter der „hannoverimpuls GmbH“ beraten in der Landeshauptstadt jährlich im Durchschnitt mehr als 2000 Gründungsinteressierte; daraus entstehen rund 400 Gründungen. Mit Berlin will man sich hier nicht vergleichen, setzt lieber auf die eigenen Stärken: „Neben der sehr guten Lage und Infrastruktur findet man hier bezahlbare Büroflächen und eine sich immer stärker entwickelnde Gründungs- und Startup-Szene mit viel Potenzial für Synergien. Auch bietet Hannover einen spannenden Branchenmix, sowohl hinsichtlich der Unternehmen vor Ort als auch durch renommierte Akteure in der Wissenschaft“, sagt Geschäftsführer Adolf Kopp im Gespräch mit dem Rundblick.

In der Region Osnabrück, laut einer Studie von Wirtschaftswoche und Deutscher Bank viertstärkste Mittelstandsregion Deutschlands, hat man für die Anforderungen aus der Wirtschaft an die „Industrie 4.0“ ein dezentrales Netzwerk aufgebaut, um Startup-Gründungen etwa im Bereich der landwirtschaftlichen Digitalisierung gezielt zu fördern. Konkurrenzangebote aus den umliegenden Kommunen oder dem angrenzenden Bundesland Nordrhein-Westfalen gebe es hier nicht, sagt Rolf-Thomas Schneider, zuständig für Beratung, Coaching und Workshops.

Anders verhält es sich in Lüneburg, wo ein hoher Anteil der Studenten Pendler aus Hamburg seien, die nach ihrem Abschluss Firmen auch eher an ihrem Wohnort gründeten, so Geschäftsstellen-Leiterin Christine Benecke. Hinzu komme, dass der benachbarte Stadtstaat deutlich mehr Geld in die Hand nehme, um Startups finanziell zu fördern. Über das Programm „InnoRampUp“ können beispielsweise Zuschüsse von bis zu 150.000 Euro beantragt werden.

Gute Erfahrungen hat man an den niedersächsischen Standorten dagegen mit Privatinvestoren gemacht – in Lüneburg etwa durch Mitgliedschaft im „Business Angel Netzwerk“, in Hannover mit Ausschreibung des mit insgesamt 100.000 Euro dotierten Ideenwettbewerbs „StartUp-Impuls“. Neben dem Wunsch nach besseren, legislaturperiodenübergreifenden Förderprogrammen – etwa kleinere Zuschüsse zur Entwicklung von Prototypen und Anschlussfinanzierungen im sechsstelligen Bereich – benennen die Ansprechpartner aus Niedersachsen den hohen bürokratischen Aufwand als generelles Hemmnis, teilweise sogar als Hindernis für eine Startup-Gründung. So würden viele gerne in Teilzeit gründen; oft lohne sich dies aber aufgrund der aktuellen Beitragsbemessungsgrenzen für den monatlichen Zuverdienst nicht. In einigen Formularen werde darüber hinaus sehr detailliert nach konkreten Zahlen gefragt, die oftmals zu Beginn einer Selbstständigkeit schwer einzuschätzen seien.

Wie viele Startups in Niedersachsen erfolgreich an den Markt gehen und sich dort auch behaupten können, lässt sich nur schwer nachvollziehen. Diese Daten werden bislang nicht zentral erhoben. Der Startup-Monitor, eine freiwillige Erhebung des Bundesverbands Deutsche Startups, definiert sogenannte Gründerregionen. In ihnen gibt es besonders gute Voraussetzungen zum Beispiel in Bezug auf kompetente Fachkräfte, vernetzte Unternehmen und wissenschaftliche Institutionen. Im diesjährigen Startup-Monitor wird in Niedersachsen zum ersten Mal eine eigenständige Gründerregion ausgewiesen. Der Bericht soll Mitte Oktober veröffentlicht werden.