Mediziner machen besonders häufig Fehler in stressigen oder schlecht organisierten Situationen. Das teilte der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) in Niedersachsen am Donnerstag mit. Die Organisation begutachtete vergangenes Jahr 1254 medizinische Streitfälle im Bundesland. In 291 Fällen wurde festgestellt, dass ein Schaden auf einen ärztlichen Fehler zurückgeht. Die Quote von 23,7 Prozent lag damit etwa so hoch wie im Vorjahr (25,0 Prozent).

In Bremen waren es 158 Gutachten. Dort wurde in 24 Fällen anerkannt, dass ein Behandlungsfehler einen Gesundheitsschaden verursacht hat.

Viele Fehler könnten durch eine bessere Sicherheitskultur vermieden werden, heißt es beim MDK – Foto: PeopleImages / Getty Images

Als besonders krasse Fehler nannte MDK-Sprecher Martin Dutschek in Hannover Seitenverwechselungen bei Operationen. Dabei könnten viele Fehler durch eine bessere Sicherheitskultur vermieden werden. Dutschek zählte dazu Markierungen auf dem Körper von Patienten, Checklisten oder eine flache Hierarchie und die offene Ansprache von Fehlern in OP-Teams. Insgesamt brauche Deutschland eine nationale Strategie für Patientensicherheit.


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Wenn Patienten glauben, dass sie durch einen Behandlungsfehler Schaden erlitten haben, können sie dies ihren Versicherungen melden. Diese beauftragen dann ein Gutachten des MDK.

Mit Streit nach Arztfehlern beschäftigen sich auch die Schlichtungsstellen der Ärztekammern. Ihnen wurden 2018 in Niedersachsen 1226 Fälle vorgelegt. 485 Fälle wurden abschließend begutachtet, in jedem dritten wurde ein Arztfehler anerkannt. Am häufigsten gingen die Patienten gegen Fehler in der Unfallchirurgie und der Orthopädie vor.

Die Techniker Krankenkasse hatte im Februar einen eigenen Beauftragten für Patientensicherheit bestellt. Ziel sei es, präventiv Komplikationen entgegenwirken, sagte Thomas Ballast, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Krankenkasse. Dadurch werde die Versorgung verbessert. „Zudem spart es Geld, wenn es gar nicht erst zu unerwünschten Ereignissen kommt. Denn: Die Aufklärung dieser Vorfälle ist kostenintensiv.“ (mit dpa)