Liebe Leserinnen und Leser,

ich gebe zu, ich war in den vergangenen zwei Wochen nicht besonders nett zu meinen Kollegen. Denn während Herr Wallbaum und Herr Brüning von Termin zu Termin gehetzt sind, habe ich mir in aller Ruhe die Prunkschlösser des „Märchenkönigs“ Ludwig II. von Bayern angeschaut. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass die Kollegen mir das erlaubt haben. Ich habe sogar Beweise in Form eines abgezeichneten Urlaubsantrags. Den brauchen Bürgermeister und Landräte übrigens künftig nicht mehr. Wie Ludwig II. müssen sie ihr Parlament nur noch in Kenntnis setzen, wenn sie sich mal eine Auszeit von den Regierungsgeschäften nehmen wollen. Die Begründung hat aber nichts mit monarchistischem Absolutismus zu tun, wie Sie heute im Rundblick lesen.

Schloss Linderhof bei Ettal war übrigens das Lieblingsschloss des Märchenkönigs. Vermutlich, weil er hier eine Badewanne hatte. Foto: Christian

Obwohl er nur 41 Jahre alt wurde, saß Ludwig II. übrigens 22 Jahre lang auf dem Thron von Bayern. So lange führte Eberhard Brandt die Lehrergewerkschaft GEW zwar nicht, aber wenn er in zwei Wochen sein Amt an Laura Pooth abgibt, werden es immerhin stolze 14 Jahre gewesen sein. Seine Nachfolgerin schlug gestern auf einer Pressekonferenz leisere Töne an, als man es von Brandt gewohnt ist. Obwohl die Ankündigung, wegen der Arbeitszeitbelastung für Lehrer gegen die Landesregierung klagen zu wollen, eigentlich eine deftige Ansage ist. Warum sich die GEW so auffällig zurückhält, hat der Kollege Wallbaum analysiert.

Selbst zum Sterben hat sich König Ludwig II von Bayern eine romantische Kulisse gesucht. Foto: Christian

Am letzten Abend meiner Reise habe ich mir ein Abendessen am Ufer des Starnberger Sees gegönnt. Hier soll sich Ludwig II. 1886 ertränkt haben, nachdem ihm sein Onkel die Krone genommen und den Geldhahn für die teuren Bauprojekte zugedreht hatte. Würde der kronlose König heute in Niedersachsen leben, bräuchte er sich nur noch auf die Wiese am Weiher zu legen und auf Starkregen zu warten. Denn neusten Berechnungen von Meteorologen zufolge werden Hochwasser wie das im vergangenen Juli bald keine Seltenheit mehr sein. Im Rundblick lesen Sie, was die Landesregierung dagegen tun muss.

Ich wünsche Ihnen einen königlichen Dienstag,

Isabel Christian