Mehr als fünfzig Jahre hat er auf dem Buckel. In meiner Kindheit wurde ihm regelmäßig ein Sonnabendnachmittag gewidmet. Dann zog die ganze Familie alte Klamotten an, verteilte sich an den Ecken des Grundstücks und begann, liebevoll den Jägerzaun zu streichen. Das war eine langwierige und mühsame Beschäftigung. Denn ein Jägerzaun besteht aus zahllosen hölzernen Kreuzungen – und es galt, mit dem Pinsel an genau diese Stellen vorzudringen.
 
Aber die Zeit ist vorbei. Denn der Nachbar hat festgestellt, dass die Latten auf seiner Seite angenagelt sind – und dort dürfen sie nicht sein, wenn er das nicht will. Der Zaun muss weg. Meine Mutter schläft sehr schlecht deswegen. Ich versuche, Optimismus zu verbreiten und die Chancen auszumalen, die in der Veränderung liegen. Aber insgeheim verstehe ich, dass man sich mit 84 manchmal wie eine bedrohte Spezies fühlt. Und dass man eine symbolische Grenze zur Welt, auf deren Wohlwollen man nur hoffen kann, ganz gerne behalten möchte.

Massivhäuser wie das Einfamilienhaus „Berlin“ haben die Helma-Gruppe erfolgreich gemacht. Doch nun ist das Bauunternehmen aus Hannover zahlungsunfähig. | Foto: Helma Eigenheimbau AG


 
Für meine Entscheidung hätte es dieses Zwischenfalls nicht mehr bedurft: Niemals ein Eigenheim! Es wird ja immer wieder behauptet, dass Menschen ein eigenes Haus für das Ticket ins Glück oder zumindest in die Welt der Erwachsenen halten. Ich halte das für überschätzt. Während 1999 noch jeder vierte Mensch um die 30 in Deutschland Wohneigentum besaß, war es rund zwanzig Jahre später nur noch jeder achte. Das muss keine dramatische Entwicklung sein. Wer zur Miete wohnt, kann für das leben, was in diesem Moment wichtig ist, hat weniger Ärger und einen kürzeren Weg zur Arbeit.
 
Dramatisch allerdings ist der Einbruch der Nachfrage für die Baubranche, zumal er mit steigenden Kosten einhergeht. Unser Wirtschaftschef Christian Wilhelm Link hat zusammengetragen, welche Unternehmen und Projekte aus Niedersachsen die Krise nicht überlebt haben. Hier lesen wir von unzufriedenen Kunden und einem beleidigten Unternehmer, die sich in der Regionalzeitung streiten, und einem „Albtraum-Investor“, der etablierte Firmen routiniert gegen die Wand fährt. Kurz, es bestätigt meine schlimmsten Befürchtungen, was Wohneigentum betrifft. Aber machen Sie sich ihr eigenes Bild. In der Rundblick-Redaktion gehen die Meinungen dazu auch auseinander. Unser Chefredakteur Klaus Wallbaum zum Beispiel hat rund um das Osterwochenende auf seinem Grundstück geschuftet – und würde trotzdem alles wieder so machen.
 
Falls Sie auf der Suche nach einem neuen Job sind, um sich den einen oder anderen Traum zu erfüllen, dann haben wir heute nicht die allerbesten Nachrichten für Sie:
 
·       Justizbedienstete dürfen keinen Zweitjob bei ihrem Arbeitgeber annehmen, sagt das Oberlandesgericht Celle.
·       Der Einstieg ins Lehramt bleibt ein Härtetest, erklärt der Philologenverband.
·       Der Job an der Spitze des „Powerhouse Nord“ ist schon vergeben. An wen, lesen Sie im Rundblick.
 
Lassen Sie sich Ihre Träume nicht madig machen und kommen Sie gut durch den Mittwoch!
Ihre Anne Beelte-Altwig