Der Kinofilm „Barbie“ scheint bei Christian Lindner & Co. einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben. Anders ist das Bühnenbild des Bundesparteitags der Liberalen vom Wochenende kaum zu erklären: Der FDP-Chef steht auf einer pinken Plattform vor einer rosa Videoleinwand. Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass irgendein Witzbold heimlich ein Schild mit der Aufschrift „Wachstun“ auf dem Rednerpult platziert hat. Doch auf der Videoleinwand steht es noch einmal: „Wachstun – Made in Germany“. Es ist tatsächlich der offizielle Wahlspruch dieser Veranstaltung. Das muss man sich erst mal trauen!

Stechen aus all dem rosa deutlich heraus: Christian Lindner und der Babyadler. | Foto: FDP

Um die Irritation des Betrachters komplett zu machen, wird der Slogan durch einen 3D-animierten Babyadler ergänzt, der auch aus dem Emoji-Film stammen könnte. Ein Wappentier, das für Kraft und Stärke steht, sieht anders aus. Wie soll man das interpretieren? Wir sind klein, aber oho? Deutschland muss endlich flügge werden? Die Ampelkoalition macht den Abflug? Unklar ist auch, wie dieses ganze Bühnenbild eigentlich zur Rede des Finanzministers passt. „Wir benötigen einen nüchternen Realismus, der den Mut zum Handeln aufbringt, damit sich die Lage verbessert“, sagt Lindner. Diese Forderung wäre eine Spur nachdrücklicher, wenn er sie nicht mitten aus dem Barbieland heraus stellen würde.


Marie-Agnes Strack-Zimmermann hat sich offenbar erfolgreich geweigert, in dieser Mädchenzimmer-Atmosphäre aufzutreten. Als die FDP-Spitzenkandidatin zur Europawahl am Rednerpult steht, hat sich der Hintergrund in ein sanftes Blau verwandelt. Die 66-Jährige macht in ihrer Rede mehr als deutlich, dass sie mit Barbie so gar nichts am Hut hat.

„Ich sage all denen, denen übel wird, wenn sie mich und die anderen sehen: Wie glücklich dürfen Sie sein, frei in die Menge zu kotzen, wenn Ihnen was nicht passt. In Russland ist das nicht möglich!“

Und zum krönenden Abschluss empfiehlt die Bundestagsabgeordnete ihren Parteikollegen mit ebenso markigen Worten, nicht jeden Tag auf die Umfragen zu schauen. Strack-Zimmermann: „Ich halte es mit meinem Motorradtrainer, der doppelt so groß und doppelt so breit ist wie ich, und mir immer wieder gesagt hat: ‚Guckst du scheiße, fährst du scheiße!'“

„Ja, es gehört zur politischen Auseinandersetzung dazu, und es ist sogar erlaubt, krude Aussagen zu machen, weil wir in Freiheit leben. Das nennt man Demokratie“, sagt Marie-Agnes Strack-Zimmermann. | Screenshot: Phoenix


Keinen Anlass, in die Menge zu kotzen, bietet der heutige Rundblick. Wir haben nämlich folgende Themen für Sie:
Ärger in Friesoythe: Der Bau der größten Biogas-Anlage Niedersachsens kommt einfach nicht zum Abschluss. Nun zeichnen sich für das 130-Millionen-Euro-Projekt bei Friesoythe neue Schwierigkeiten ab.
Rückenwind für Cuxhaven: Vor wenigen Jahren noch galt Cuxhaven als ein Sorgenkind. Inzwischen erlebt die Stadt an der Nordseeküste durch die Offshore-Industrie einen regelrechten Boom.
Thüringen im Zwiespalt: Rundblick-Chefredakteur Klaus Wallbaum hat Thüringens Ministerpräsidenten Bodo Ramelow getroffen und mit ihm über den richtigen Umgang mit der AfD gesprochen.

Einen guten Start in die Woche wünscht
Ihr Christian Wilhelm Link