Spannende Diskussionen kann man am besten mit einer steilen These beginnen. So dachte sich das auch der meinungsstarke Publizist Christian Nürnberger am Freitag in der Evangelischen Akademie Loccum, wo er die These formulierte, Gott sei der erste Sozialdemokrat gewesen. Ich fühlte mich bei dieser Aussage unweigerlich an Stephan Weils Begrüßung beim jüngsten Sommerfest der SPD-Fraktion erinnert. Ich zitierte an dieser Stelle bereits einmal, wie er zuerst die Genossinnen und Genossen und dann alle Anders- und Ungläubigen willkommen hieß.

Jesus, nicht Karl Marx. Ist Gott politisch? Und wie sehr sollte es die Kirche sein? | Foto: alashi via Getty Images

In Loccum steuerte derweil Prof. Andreas Busch von der Universität Göttingen die wohl amüsanteste Erwiderung auf Nürnbergers These vom sozialdemokratischen Gott bei. Der Politikwissenschaftler merkte augenzwinkernd an, dass man eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Gott und Sozialdemokratie schon finden könne: hehre Ziele und seit tausend Jahren nichts auf die Reihe gekriegt.

Halt! Bevor Sie jetzt auf „Abo kündigen“ klicken, möchte ich verteidigend hinzufügen, dass ich hier nur zitiert habe. Vielleicht konnte ich mit diesen steilen Thesen aber Ihr Interesse für ein Thema wecken, das zumindest ich hochspannend fand. Unter dem Titel „Macht. Glaube. Politik?“ erörterten an diesem Wochenende eine ganze Reihe profilierter Kirchen- und Politikkenner die Frage, ob und wie sich die Kirchen politisch äußern sollten.

Zuweilen konnte man dabei den Eindruck gewinnen, da streiten Parteistrategen miteinander um die Frage, wie man die meisten Wähler von sich überzeugen kann und die wenigsten verprellt. Klare Kante oder mittiger Sowohl-als-auch-Kurs? Da wird dann schon mal die Auferstehung abgetan als etwas, zu dem der Mensch nichts sagen könne – und die Sozialpolitik zu Gottes Willen erhoben, um sein Reich der Gerechtigkeit schon im Diesseits zu errichten.

Als EKD-Ratsvorsitzender stand Heinrich Bedford-Strohm für Seenotrettung und Klimaschutz und hat damit Konservative verprellt. Sein Bischofswort will er aber nicht als Schlusswort verstanden wissen, sondern als Auftakt für Debatten. | Foto: Lothar Veit/evlka

Die klugen und kontroversen Gedanken von Heinrich Bedford-Strohm, Petra Bahr, Thela Wernstedt, Sven Giegold, Herta Däubler-Gmelin, Linda Teuteberg, Bernd Lange, Andrea Radtke, Horst Gorski, Christiane Florin, Johannes Wischmeyer und so einigen mehr habe ich versucht, für Sie im heutigen Rundblick zusammenzufassen, auch wenn nicht jede Stimme wörtlich wiedergegeben werden kann.

Es muss schließlich auch noch Platz bleiben für jede Menge Wahleinsprüche, über die der Wahlprüfungsausschuss des Landtags am Ende der vergangenen Woche verhandelt hat. Spoiler alert: Natürlich wurden alle zurückgewiesen. Um welche Kritikpunkte es dabei geht und welche Verfahrensschritte den Beschwerdeführern nach einer weiteren Ablehnung durch das Parlament noch bleiben, lesen Sie gleich bei uns.

Außerdem ist jetzt die Zeit gekommen, einen Cliffhanger aufzulösen. Vor unserer Sommerpause (hui, ist das schon wieder lange her…) habe ich Sie mit der Information in den Urlaub geschickt, dass unsere Kollegin Audrey-Lynn Struck zum Auslandssemester nach Norwegen aufbrechen wird. Inzwischen ist sie dort auch angekommen und wir haben seit Freitag in der Redaktion einen Neuzugang. Aufmerksame Leserinnen und Leser haben ihre Anwesenheit bereits in der Freitagausgabe bemerken können und kennen ihr Gesicht und ihre flotte Feder bereits aus der TagesKolumne. Wir sagen: Herzlich willkommen, Anne Beelte-Altwig!

Neu in der Rundblick-Redaktion: Anne Beelte-Altwig. | Foto: privat

An ihrem ersten offiziellen Arbeitstag als Rundblick-Redakteurin hat Anne Beelte-Altwig am Freitagabend sogleich eine Diskussionsveranstaltung der Grünen-Landtagsfraktion besucht. Gesprochen hat man über die Frage, ob Niedersachsen ein eigenes Landesgesetz gegen Diskriminierung benötigt. Wie sich die Politik das vorstellt und wie man in der öffentlichen Verwaltung darauf reagiert, erfahren Sie gleich.

Gott zum Gruße,

Ihr Niklas Kleinwächter