Der Hauptfeind unserer Zeit steht längst fest. Jeder weiß schließlich, dass das Übel der Welt von einer sinistren Gruppe ausgeht, die über Klassen-, Partei- und Ländergrenzen hinweg wirkt: Es sind die grantigen alten Männer, die grumpy old men. Die Welt hat sich weitergedreht, sie aber nicht. Und weil sie das stört, zerstören sie alles, was die Nachkommenden vorschlagen oder brauchen könnten, um selbst zu überleben.

Popkultur und Wissenschaft haben freilich längst festgestellt, dass die soziologischen Merkmale dieser Gruppe nicht ganz so festgeschrieben sind, wie ihr Name vermuten lässt: Ein grumpy old man muss weder zwingend alt sein, noch ist diese Kategorie allein den Männern vorbehalten. Das Kabarett-Duo „Das Geld liegt auf der Fensterbank, Marie“ ließ etwa wissen, dass auch Angela Merkel schließlich nichts anderes sei, als ein alter weißer Mann.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Bekannt ist auch: Das Prinzip der Führung durch den Ältesten findet man gewiss nicht nur in archaischen Gesellschaften, sondern sogar in der Ordnung des niedersächsischen Landtags. Vergangene Woche zeigte die parlamentarische Primogenitur wieder ihr Gesicht, und zwar dieses:

Grumpy old man wider Willen: Volker Bajus hat den Altersvorsitz. | Foto: Bajus/Facebook

Wer hier so grimmig dreinblickt, ist natürlich Volker Bajus. Der Grünen-PGF verkündete auf seinem Social-Media-Profil, dass es ihn nun auch erwischt habe: Erstmals sei er als „lebensältestes Mitglied“ zum Zuge gekommen.

Passiert ist es am Donnerstag in der parlamentarischen Sitzungspause. Zu diesem Zeitpunkt konstituierte sich der neue PUA, und Bajus musste laut Geschäftsordnung die Sitzungsleitung bis zur Wahl des Vorsitzenden übernehmen. Der Grünen-Politiker machte klar: „kein Ehrentitel!“ Und so ist es wie eine selbsterfüllende Prophezeiung: Durch die Deklaration als Lebensältester wurde Bajus zugleich auch zum grumpy man.

Dass man im Alter aber nicht zwingend grumpy werden muss, hat ein anderer Ü60-Politiker nun bewiesen. Seit ein paar Tagen ist nun auch die Niedersachsen-SPD bei TikTok unterwegs. Nachdem sich die Landesregierung vor einigen Monaten von Twitter verabschiedet hatte (dem grumpy old man der sozialen Netzwerke), versucht es Stephan Weil nun (wie bereits das Team des Bundeskanzlers) mit dem chinesischen Kurzvideodienst. Eines aber hat der immer gut gelaunte Weil sogleich im ersten Clip versprochen: tanzen wird er nicht!

„Ich werde nicht tanzen“: Stephan Weils SPD ist jetzt bei TikTok am Start. | Foto: SPDNiedersachsen/TikTok

Wenn das Tanzen keine Bedingung mehr ist, können wir ja doch noch mal darüber nachdenken, ob nicht auch der Rundblick bei TikTok mitmischen sollte. Bislang scheiterte diese Idee immer an: mir – dem grumpy old man von morgen.

Im definitiv Tanz-freien Rundblick-PDF lesen Sie heute dies:

Weiterbildungs-Muffel: Nicht einmal jeder fünfte Betrieb hat seine Mitarbeiter bislang auf eine KI-Weiterbildung geschickt oder entsprechendes geplant. Das geht aus der jüngsten „TÜV-Weiterbildungsstudie“ hervor, für die Forsa im Auftrag des TÜV-Verbands bundesweit 500 Unternehmen mit mindestens 20 Mitarbeitern befragt hat.

Bürgermeister-Amtszeiten: Stephan Weils Optimismus hinsichtlich der Neuregelung der Amtszeiten von Bürgermeistern und Landräten trifft offenbar auf harte Koalitionsrealitäten. Noch immer gibt es keine Verständigung zwischen SPD und Grünen am Kabinettstisch.

Bischofs-Interview: Im Rundblick-Interview berichtet Hildesheims Bischof Heiner Wilmer von seinen Eindrücken aus Israel, den neuen Umgang der katholischen Bischöfe mit der AfD, einer neuen Studie zur Aufarbeitung von Missbrauch im Bistum sowie von einem entschiedenen „Dennoch!“

Bleiben Sie gut gelaunt!
Ihr Niklas Kleinwächter