Der Umgang mit alten Säcken sagt viel über die Kultur eines Landes aus: In den USA gelten sie als die einzig wählbaren Kandidaten für das Präsidentenamt, in Großbritannien werden sie als Rock-Ikonen verehrt und für die Brit Awards nominiert. In Niedersachsen werden alte Säcke wiederum nach Loy, Langenhausen, Nortmoor oder auch Bad Bederkesa abgeschoben. In der Wahlheimat des früheren Ministerpräsidenten David McAllister, der mit seinen 53 Jahren übrigens genau im Altersdurchschnitt der EU-Abgeordneten liegt, befindet sich eines der größten Zentrallager für die niedersächsische Landessandsackreserve.

Landessandsackreserve: Ein tolles Wort, das bei Scrabble allerdings kaum Punkte bringt. Es sei denn, man erwischt ein Feld mit dreifachem Wortwert. | Foto: Pixabay/distelAPPArath, Link/Montage

Rund 400.000 Sandsäcke liegen in Bad Bederkesa normalerweise auf Halde, wenn nicht gerade Hochwasser ist. Nach der Elbe-Flutkatastrophe 2013 wurden die Sandsäcke einmal komplett neu angeschafft, doch heutzutage wird auch beim Hochwasserschutz Recycling großgeschrieben. „Im Sinne der Nachhaltigkeit empfiehlt das Ministerium, dass die allermeisten Säcke entleert, getrocknet und wieder eingelagert werden für den nächsten Einsatz – sofern sie nicht kaputt oder stark verschmutzt sind. Gleiches gilt für den Sand“, wird MU-Sprecher Matthias Eichler von der „Bild“ zitiert. Wenn Sie also in den nächsten Tagen immer wieder Feuerwehrleute sehen, die mit haushaltsüblichen Haarfönen größere Sandhaufen bearbeiten, müssen Sie sich nicht wundern.

Die Stadt Einbeck ist froh, wenn sie Sand und Säcke endlich wieder los wird. Zwar gab es vor Ort auch die Überlegung, den Werbeslogan kurzerhand in „Einbeck: Oldtimer – Fachwerk – Bier – Alte Säcke“ zu erweitern und die Dinger in den Straßen liegen zu lassen. Am Ende war man sich aber doch nicht sicher, ob das zukünftig mehr oder weniger Touristen anlocken wird. Nun müssen die Einbecker rund 40.000 Sandsäcke wegräumen, ohne wirklich zu wissen, was damit genau passiert. „Wir wären dankbar, wenn wir eine klarere Anweisung kriegen, wie wir mit dem Sand umzugehen haben“, sagte Bürgermeisterin Sabine Michalek bei „Hallo Niedersachsen“. Stadtbrandmeister Lars Lachstädter drückte es etwas deutlicher aus: „Es hat keiner mal den Arsch in der Hose zu sagen: Pass auf, das schmeißt ihr jetzt auf die Deponie.“ Umweltminister Christian Meyer tauchte übrigens später in dem Fernsehbeitrag ebenfalls auf, allerdings waren weder sein Hinterteil noch seine Hose zu sehen. Ist das noch normaler Fernsehjournalismus oder schon einseitige Regierungskritik?

Subtile Politikerschelte bei „Hallo Niedersachsen“: Christian Meyer wird im NDR-Beitrag zu den Aufräumarbeiten in Einbeck ohne Arsch und Hose gezeigt. | Screenshot: NDR

Relativ wenig Hosen gibt es allerdings auch in der heutigen Rundblick-Ausgabe zu sehen – dafür aber viele interessante Gesichter. Mit Sylva Viebach hat die neue Landeswohnungsgesellschaft jetzt nämlich eine Geschäftsführerin gefunden, die allerdings auf einige strukturellen Probleme stoßen dürfte. Damit haben die neue Wohnraum Niedersachsen GmbH und das niedersächsische Bildungswesen mindestens eine Gemeinsamkeit. Denn wie Landesrechnungshof-Präsidentin Sandra von Klaeden aufzeigt, gibt es auch beim Einsatz der Lehrer einige grundlegende Probleme. Noch ausführlicher ist nur noch die Missbrauchsstudie für die Evangelische Kirche in Deutschland, die Prof. Martin Wazlawik gestern in Hannover vorstellte. 870 Seiten umfasst das Gutachten. Mein Kollege Niklas Kleinwächter hat für Sie die wichtigsten Punkte zusammengefasst.

Viel Spaß beim Lesen wünscht
Ihr Christian Wilhelm Link