Platz da, Mosel, Pfalz und Rheinhessen, jetzt kommen wir! Das neue Weinland Nr. 1 wird Niedersachsen sein, denn wir bringen alles mit, was man dazu braucht: Selbstbewusstsein. Immer häufiger hört man hierzulande, dass sich der Wein aus der norddeutschen Tiefebene hinter den süddeutschen Weinregionen nicht verstecken muss.

„Die Qualität der regional erzeugten niedersächsischen Weine ist teilweise hervorragend“, behauptet zum Beispiel Christian Schroeder, ernährungspolitischer Sprecher der Grünen im niedersächsischen Landtag. Ob die Betonung auf „teilweise“ oder auf „hervorragend“ liegt, ist der gestrigen Pressemitteilung zwar nicht zu entnehmen. Das macht aber nix, denn im Zweifel gilt der Grundsatz: Wo Niedersachsen ist, ist vorne.

Gelernter Koch und ein Freund niedersächsischer Weine: Christian Schroeder, ernährungspolitischer Sprecher der Grünen im Landtag. | Foto: Sven Brauers

In Süddeutschland hat sich diese Erkenntnis allerdings noch nicht wirklich durchgesetzt. Deshalb will es die rot-grüne Koalition den Weintrinkern jetzt ins Stammbuch oder zumindest auf die Flasche schreiben, woher der gute Tropfen stammt, den sie sich gerade ins Glas bzw. in den Pappbecher schütten. SPD und Grüne haben im Landtag einen Antrag eingebracht, damit der niedersächsische Wein endlich auch als solcher vermarktet werden kann.

„Niedersächsischer Wein darf nur in der wenig spezifischen Kategorie ‚Deutscher Wein‘ vermarktet werden. Es fehlt in Niedersachsen derzeit schlicht an offiziellen Weinanbaugebieten“, erläutert Schroeder das Problem. Das soll sich künftig ändern, der Antrag soll bereits im Oktober-Plenum behandelt werden.


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Bei den Stars und Sternchen ist der Wein aus Niedersachsen dementsprechend noch völlig unbekannt. Die Stare lieben ihn aber bereits. Vielleicht sogar etwas zu sehr. „Leider fallen dieses Jahr die Stare massiv über die Trauben her… das setzt uns unter Druck und zwingt uns zum Einsatz von Netzen… Der Ertrag wird dadurch geringer ausfallen als erhofft“, meldete gestern der Weinhof Wiecheln aus Thomasburg (Kreis Lüneburg) auf seiner Facebook-Seite.

Ein herber Rückschlag für die niedersächsischen Vorzeige-Winzer, die sich dem Vernehmen nach vorzüglich auf herbe Weine verstehen. Schade, denn das Belegexemplar des diesjährigen „Cabaret Noir“ für die Rundblick-Redaktion fällt unter diesen Voraussetzungen wohl aus.


Die Vögel aus der Ostheide wissen, was schmeckt: Beim Weinhof Wiecheln fressen sie die Rebstöcke kahl. | Foto: Facebook/Weinhof Wiecheln

Tierisch geht es heute auch im Rundblick zu: Problematisch sind dort aber nicht die verfressenen Vögel, sondern mal wieder der verfressene Wolf. Das Raubtier dezimiert die niedersächsische Muffelwild-Population in immer mehr Landkreisen und die Landesregierung schaut tatenlos zu, wie mein Kollege Niklas Kleinwächter feststellen muss.

Die Bundesregierung zeichnet sich dagegen durch einen zweifelhaften Übereifer aus und sorgt mit einem CO2-Aufschlag bei der Lkw-Maut bei der Transportbranche für Verzweiflung. Zum Glück gibt es wenigstens die Ministerpräsidentenkonferenz unter niedersächsischer Leitung. In der Schlussphase als MPK-Vorsitzender will Stephan Weil noch einmal fix die überflüssige Bürokratie abschaffen. Wie das gelingen soll, erfahren Sie gleich nach dem Download.



Viel Spaß beim Lesen – am besten bei einem guten Glas Wein – wünscht,
Ihr Christian Wilhelm Link