Niedersachsens Landtagspräsidentin Hanna Naber hat mich am Mittwoch leider erneut enttäuscht: Obwohl man schon morgens ein Schlagzeug vor der Niedersachsen-Treppe erblicken konnte, gab es auch diesmal wieder keine musikalische Showeinlage zum Start in die parlamentarische Mittagspause.

Anfang des Jahres hatte die Präsidentin mit dem „musikalischen Ausrufezeichen“ der Acapella-Gruppe Maybebop (wir berichteten) den Grundstein gelegt für etwas, das in meinen Augen eine famose Tradition hätte werden können – die direkte Fusion von Politik und Popkultur.

Schlagzeug und schwitzende Männer im Landtag. | Foto: Kleinwächter

Aber immerhin sind wir auf einem guten Weg: Seit Dienstag kann man in der Portikushalle des Landtags eine Ausstellung besuchen, die man dort ebenso wenig erwartet hätte wie ein Konzert: „Starting Pop“ ist die Ausstellung der LAG Rock überschrieben, die dort noch bis zum 5. Mai zu sehen sein wird. Es geht dabei um die populäre Musik in der Wendezeit, den 1990ern, 2000ern und 2010ern Jahren.

Das musikalische Hörerlebnis wird dabei individualisiert: Jede Besucherin, jeder Besucher kann mit seinem Smartphone seine ganz eigene Tonspur abspielen, während die Ausstellungstafeln betrachtet werden. Allein das hat ja schon popkulturelle Doppeldeutigkeit.

Man musste schon genau hinhören, worüber gesprochen wurde. | Foto: oobqoo via Getty Images

Parallele Tonspuren konnte man unterdessen auch im Plenarsaal erleben. Dort gab es ein Thema, über das keiner offen sprach – und ein anderes, zu dem aus Sicht von SPD, Grünen und AfD schon alle alles gesagt haben.

Nichts Neues, alle Fakten liegen auf dem Tisch, es gibt gar keinen Skandal. Der Sound der Debatte zum Parlamentarischen Untersuchungsausschuss könnte auch eine parallele Tonspur zu den neuerlichen staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen Ansgar Schledde von der AfD sein. Was dran ist, wird in beiden Fällen jetzt an anderer Stelle ermittelt – wir behalten das mal im Blick.

Klicken Sie hier oder auf das Bild, um unsere Podcasts anzuhören.

Lauscher auf, hier kommt die Playlist der heutigen Rundblick-Ausgabe:

💶 „Money“: Pink Floyd wusste schon in den 70ern, dass man mit einem guten Job und guter Bezahlung echt gut leben kann. Der Landtag klärt jetzt aber noch mal im Detail, ob das auch für Weils Büroleiterin gilt. [Song anhören]

🥩 „My Favorite Things“: Julie Andrews muss für ihre Schnitzels with Noodles bald womöglich deutlich mehr zahlen. Die Agrarpolitiker des Landtags sind jedenfalls auf den ZKL-Zug mit aufgesprungen und diskutieren jetzt, wer für mehr Tierwohl bezahlen soll. [Song anhören]

🚌 „Es fährt ein Zug nach nirgendwo“: Christian Anders fuhr mit dem Zug noch nirgendwo hin, mein Kollege Christian Wilhelm Link nimmt lieber den Bus und ist der Frage nachgegangen, wann alle davon elektrisch fahren. [Song anhören]

🖕 „F*ck You“: Lily Allen hat schon 2009 vorgemacht, was man queerfeindlichen Zeitgenossen entgegenhalten sollte. Rot-Grün versucht es nun aber mit einer Resolution und einem Aktionsplan. [Song anhören]

Viel Freude beim Lesen und Anhören wünscht
Ihr Niklas Kleinwächter