Der Lebkuchen wurde durch Schokoeier ersetzt und die Wollpullover gegen leichte Oberhemden. Der Einzelhandel richtet sich auf die neue Saison ein – und so tut es auch der Journalismus. Alle Jahre wieder liest man an diesen Tagen vor Ostern die üblichen Meldungen, die nur in der Karwoche einen Sinn ergeben. Ein Überblick:

🐰 Nachwuchs bei Langohren: Die Deutsche Presseagentur verkündet „gute Nachrichten vor Ostern“. Die Zahl der Feldhasen in Niedersachsen steigt weiter. Laut Landesjägerschaft habe das mit dem Klimawandel zu tun. Niedersachsen liege damit im Bundestrend, erfährt man. Doch ein Blick auf die deutschlandweiten Schlagzeilen verrät: Andernorts ist die Feldhasen-Population in der Krise. Die Märkische Allgemeine fragt: Stirbt der Osterhase (in Brandenburg) aus?

Saisonware: Eier und Hasen. | Foto: Leoba via Getty Images

🐇 Osterhase auf dem Teller: Kaninchenfleisch hat zu Ostern Hochsaison, verrät der Landvolk Pressedienst und verbindet diese kulinarische Information mit einer ökonomischen Warnung. Denn in Niedersachsen gibt es keine Mäster mehr, deutschlandweit nur noch eine Handvoll. Auch für den Journalismus ist das eine schlechte Nachricht, beginnen die besten Journo-Karrieren doch bekanntlich beim Besuch des örtlichen Kaninchenzüchtervereins.

🐣 Eier, wir brauchen Eier: Wieder fällt die dpa als Anbieter österlicher Nachrichten ins Auge. Mit der Überschrift „Die meisten Eier liegen vor Ostern wohl schon im Nest“ verpassen die Kollegen sogar dem Bericht von der Frankfurter Börse einen saisonalen Anstrich. Sie legen aber auch inhaltlich nach mit einem Statistik-Stück über den gestiegenen Pro-Kopf-Verbrauch bei Frühstückseiern und einem gefälligen Gastrobeitrag über Eggs Benedict, Eggs Florentine oder Shakshuka.

🕺 Tanzverbot gefloppt: Schmerzlich vermisst habe ich bislang die traditionelle Schimpftirade auf das Karfreitags-Tanzverbot. Während Hamburg die Ruhepause zum christlichen Trauerfest um ein paar Stunden verkürzt hat, bleibt Niedersachsen standhaft – und niemanden stört es. Das mag etwas mit der linksliberalgrünen Jugendszene zu tun haben, die sonst für einen Aufschrei am Karfreitag immer zu haben war.

In diesem Jahr mussten vermutlich einfach andere Kämpfe ausgefochten werden – die Fortschrittsallianz ist schließlich gespalten in der Frage, ob Zivilschutz in die Schule gehört. Oder die Freude über die nahende Cannabis-Legalisierung hat alle Tanzgelüste für den Freitag vor Ostern zum Erliegen gebracht. Vielleicht hat die milde Nachsicht mit dem religiösen Kult aber auch etwas mit den gesunkenen Mitgliederzahlen der verfassten Kirchen zu tun. Für Minderheitenschutz ist die Grüne Jugend schließlich immer zu haben.



Im Rundblick finden Sie heute keine Ostereier und auch keine Langohren. Dafür haben wir an diesem Gründonnerstag diese Themen für Sie:

  • Ganztag: Ab 2026 gilt der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule. Viele Fragen sind aber noch offen. Wir liefern die Antworten, die es zum jetzigen Zeitpunkt bereits gibt.
  • Bundeswehr: Deutschland macht sich kriegstauglich. Dazu gehört auch eine bessere Vernetzung des Militärs mit Sicherheitsbehörden, Blaulichtorganisationen und Betreibern der kritischen Infrastruktur. Wie sich die neue Verteidigungsstrategie auf Niedersachsen auswirkt, hat Oberst Dirk Waldau vorgestellt.
  • GAP-Reform: Die EU richtet ihre Agrarförderung neu aus. Mit der Europawahl werden in diesem Jahr wichtige Weichen gestellt. Wir erklären, worum es geht und welchen Pfad die Parteien jeweils bevorzugen.

Sollten Sie am Ostersonntag ein wenig Ablenkung suchen, während andere Eier finden, empfehle ich Ihnen unseren (kostenfreien) Sonntagsnewsletter: hier abonnieren. Und für den Ostermontag an dieser Stelle eine Warnung: Der 1. April ist bekanntlich der internationale Tag für kritischen Medienkonsum, nicht vergessen!

Die Rundblick-Redaktion wünscht Ihnen ruhige Tage und ein frohes Osterfest!
Ihr Niklas Kleinwächter