Etwas hat sich verändert. So lange ich mich zurückerinnern kann, gab es keinen Grund, über mangelndes Interesse zu klagen. Aber jetzt? Ein Angebot übertrifft das vom Nachbarn – und die Zielgruppe streckt höchstens mal prüfend einen Fühler aus. Aus einem Nachfragemarkt ist ein Anbietermarkt geworden. 

Und da spreche ich nicht vom Arbeitsmarkt für Fachkräfte. Obwohl der heute den Landtag gleich mehrfach beschäftigt hat. Der Lehrermangel zum Beispiel bedrückt ganz Niedersachsen. Ganz Niedersachsen? CDU-Bildungspolitiker Christian Fühner hat munkeln hören, dass die Landesschulbehörde gar nicht erleichtert sei, wenn sich jemand voller Elan, aber ohne Staatsexamen für einen Job in der Schule bewirbt. Sogar „skeptisch bis ablehnend“ solle die Schulverwaltung den Quereinstiegs-Willigen antworten. So ganz scheint sich hier die Kräfteverschiebung auf dem Arbeitsmarkt noch nicht herumgesprochen zu haben. 

Nahaufnahme einer Biene
Westliche Honigbiene. Foto: GettyImages

Eigentlich wollte ich aber auf etwas anderes hinaus. Der Anbietermarkt, den ich meine, befindet sich in unserem Innenhof. Die Gemüseernte war mau, die Tomaten hängen traurig und hellgrün an den Stängeln. Da – neue Hoffnung, eine Blüte! Aber wer bestäubt sie? Seit Wochen haben wir keine Biene persönlich angetroffen. Voriges Jahr hatten ihnen unsere Glockenblumen so gut gefallen. Also wurden die strategisch neben den Gurken und Chilis platziert. Doch die Nachbarn halten mit Phazelien dagegen. Okay, challenge accepted. Zum Glück werden überall diese Gratis-Tütchen mit angeblich bienenfreundlichen Mischungen verteilt. Aber sind das für spillerige Stängel, die da aus unserer Blumenampel sprießen? Wäre ich eine Biene, würde ich auch nur müde den Rüssel rümpfen.



Aber was klage ich? Richtig gelitten hat in dieser verregneten Saison das Getreide, hat mein Kollege Niklas Kleinwächter heute bei der aktuellen Stunde im Landtag erfahren. Was die Politik tun kann, um die Landwirte zu unterstützen? Darüber gingen die Meinungen natürlich auseinander. Außerdem steigen wir heute noch tiefer in die Agrarpolitik ein und erklären, warum es so kompliziert ist, mehr Tierwohl durchzusetzen.

Noch seltener als Bienen und Lehramtsbewerber sind Menschen, die ehrenamtlich in der örtlichen Feuerwehr Verantwortung übernehmen. Auch damit hat sich der Landtag heute befasst. Die Amtszeiten der Ortsbrandmeister werden immer kürzer. Und ist eine Nachfolgerin gefunden, dann dauert es extrem lange, bis sie die dafür notwendigen Kurse absolvieren kann. Den Grund dafür ahnen Sie jetzt bestimmt schon: Personalmangel beim Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz.



Wenn Sie heute die Lehrerin Ihres Kindes oder den Nachbarn treffen, der sich bei der Feuerwehr engagiert: Seien Sie freundlich. Sie tun es für Niedersachsen! Und wenn Sie die Bienen irgendwo treffen, lassen Sie es mich bitte wissen. 

Einen zielgruppenorientierten Freitag wünscht Ihnen

Ihre Anne Beelte-Altwig