Die bisher auf zusammen 2,1 Milliarden Euro geschätzten Umbauten und Sanierungen der Universitätskliniken in Hannover und Göttingen werden „deutlich teurer“, beide werden wohl auch nicht vor dem Jahr 2038 fertig sein. Das erklärte der neue Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU) gestern in seiner Antrittsrede vor dem Wissenschaftsausschuss des Landtags. Kritik übte der Minister auch an den Plänen seiner Vorgängerin Gabriele Heinen-Kljajic (Grüne), für jede der beiden Uni-Klinikbauten eine eigene Baugesellschaft mit eigener Geschäftsführung zu bestellen. „Ich halte das für falsch. Es ist besser, nur einen einzigen Geschäftsführer zu benennen.“ Zugleich warb Thümler um Verständnis dafür, dass er in seinem Ministerium noch etwas Zeit brauche, ein sinnvolles Konzept für die Sanierung der Uni-Medizin an den beiden Standorten auszuarbeiten. „Wir wollen vermeiden, dass ein zweiter Berliner Flughafen oder eine zweite Hamburger Elbphilharmonie entsteht. Das geht aber, wenn wir uns vorher mit der Planung etwas mehr Zeit nehmen – und dann aber garantiert den Brandschutz nicht vergessen werden.“

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Thümler erwähnte dabei das Sondervermögen für die beiden Umbauten, in dem bisher 600 Millionen Euro bereitstehen. Dieses müsse „kontinuierlich noch weiter aufgefüllt“ werden. Zugleich erklärte der CDU-Politiker aber, dass er gegenüber neuen Finanzierungsmöglichkeiten offen ist – also beispielsweise gegenüber der Frage, ob man noch stärker als bisher vorgesehen private Investoren beteiligt. In der bisherigen rot-grünen Landesregierung hatten vor allem die Grünen diese Vorstellung von Öffentlich-Privaten Partnerschaften (ÖPP) ausgesprochen kritisch beurteilt. Das Problem bei dem Sondervermögen sei, dass es auf die Krankenversorgung konzentriert sei. Für den anderen Bereich, die Forschung, müsse ebenfalls noch mehr Geld bereitgestellt werden. Der neue Wissenschaftsminister hofft dabei auch auf einen Erfolg der Länder in Gesprächen mit der „hoffentlich bald gebildeten Bundesregierung“, wenn es um Hilfen des Bundes für den Hochschulbau, insbesondere die Hochschulmedizin geht. „Eine Untersuchung aus Baden-Württemberg besagt, dass die Länder viel zu wenig eigene Mittel haben und diese Aufgabe, die sie seit 2007 allein wahrnehmen müssen, nicht schultern können“, betonte Thümler. Der entsprechende Grundgesetzartikel müsse geändert werden, forderte der CDU-Politiker.

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Der neue Wissenschaftsminister kündigte außerdem eine engere Kooperation mit Kultusminister Grant-Hendrik Tonne (SPD) an. Es habe ihn „sprachlos gemacht“, so Thümler, dass das Kultusministerium seit Jahren dem für die Lehrerausbildung zuständigen Wissenschaftsministerium nicht mehr mitgeteilt hat, welchen Bedarf an Fachlehrern es mittelfristig gebe. Thümler und Tonne wollten nun eine „dauerhaft tagende Arbeitsgruppe“ bilden, in der sich beide Seiten verständigen. Außerdem seien die kleinen Hochschulen in Vechta, Osnabrück und Hildesheim, die ebenfalls Lehrer ausbilden, mit dieser Aufgabe überfordert und unterfinanziert. Es gehe um bis zu 18 Millionen Euro, die diese drei dauerhaft mehr benötigten – und mit gestaffelten Zuschüssen wolle er dafür sorgen, dass die Grundausstattung der drei Hochschulen verbessert wird.

Die Zahl der Medizin-Studienplätze soll laut Thümler „deutlich erhöht“ werden – um etwa 200. Das betreffe vor allem die Universitäten in Göttingen und Oldenburg. In Oldenburg sei ein neues Zentralgebäude für die Uni-Medizin notwendig. Klar sei aber auch, dass es dort ein eigenes Uni-Klinikum „auf absehbare Zeit nicht geben wird“, denn der Investitionsbedarf in Göttingen und in der MHH sei in den kommenden Jahren einfach zu hoch, sodass daneben nichts Neues entstehen könne.