Die Tierärztekammer Niedersachsen spricht sich gegen eine Verpflichtung zur Videoüberwachung in Schlachthöfen aus. „Eine reine Videoüberwachung ohne weitere Maßnahmen ist nur Verbraucherberuhigung“, sagte die Tierärztin Uta Seiwald gestern im Landwirtschaftsausschuss des Landtags. Denn nur durch das Anbringen von Kameras werde nicht automatisch mehr Tierschutz erreicht. „Im Gegenteil, der jüngste Fall aus einem Schlachthof in Laatzen zeigt, dass es völlig egal ist, ob da ganz offen sichtbar Kameras hängen. Die Verstöße gibt es trotzdem.“ Aus ihrer Sicht hilft es nur, die bereits bestehenden Kontrollmaßnahmen zu verbessern, sodass sie auch wirken können. Etwa im Bereich der Schulungen. „Es muss viel mehr geschult werden. Niemand darf sich darauf berufen können, dass er nicht wusste, wie man Tiere ohne Zwang in den Schlachtbetrieb treibt“, sagt Seiwald. Doch dazu sei auch ein Umdenken nötig. Denn in den Schlachtbetrieben herrsche ein steter Mitarbeiterwechsel, viele der bei Subunternehmern Angestellten sprächen zudem kein Deutsch. „Wir fordern deshalb, dass bis zum Tod des Tieres nur umfassend geschultes Personal mit ihm zu tun haben darf, keine Hilfskräfte.“

Auch bei den Kontrollbehörden müsse dringend nachgesteuert werden, vor allem beim Personal. Es müssten mehr Veterinäre eingestellt werden, denn die Amtstierärzte hätten bei der jetzigen Personalsituation gar keine Möglichkeit, sich intensiver mit einem Schlachtbetrieb zu befassen. Darüber hinaus müssten die Tierärzte unabhängig arbeiten und sich der Rückendeckung ihrer Behörde sicher sein können. „Ich habe schon oft von Kollegen gehört, dass sie sich nicht trauten, Verstöße zu melden, weil sie sonst Repressalien durch die Schlachthofbetreiber zu spüren bekämen“, sagt Seiwald. Auch sie selbst sei schon einmal bedroht worden. „Das Schlachtpersonal, das täglich mit der Gewalt in ihrem Beruf konfrontiert ist, gewöhnt sich an diese Verrohung. Aber Empathie kann man bis zu einem gewissen Grad lernen, deswegen müssen die Mitarbeiter kontinuierlich darauf hingewiesen werden, wenn sie sich falsch verhalten.“