Zehn der knapp 60 türkischen Wissenschaftler, die an niedersächsischen Hochschulen tätig sind, haben die angespannten politischen Verhältnisse in der Türkei am eigenen Leib zu spüren bekommen. Das erklärte jetzt Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajic (Grüne) auf eine Anfrage von acht SPD-Landtagsabgeordneten. Die Landesregierung sehe die Entwicklung in der Türkei mit „großer Sorge“, zumal mehr als 100 verschiedene Formen der Zusammenarbeit zwischen niedersächsischen und türkischen Forschungseinrichtungen bestünden. Dabei geht es auch um die gegenseitige Anerkennung von Studienleistungen und um Studentenaustausch. Derzeit beobachtet Heinen-Kljajic eine „willkürliche Umgestaltung des Bildungssystems“. „Jetzt gilt es, Solidarität mit den türkischen Wissenschaftlern zu zeigen und konsequent gegen jede Form von Repression und Willkür einzustehen“, betonte die Ministerin. Dies sei Anfang August auch dem türkischen Generalkonsul erläutert worden.

Die zehn Wissenschaftler an niedersächsischen Hochschulen sind laut Heinen-Kljajic entweder von der türkischen Regierung aufgefordert worden, in die Türkei zurückzukehren. Oder sie konnten, weil sie sich gerade in der Türkei befanden, nicht nach Deutschland zurück. Die Hochschulen hätten aus Sicherheitsgründen „um die absolute Wahrung der Anonymität“ der Betroffenen gebeten, heißt es. Mitgeteilt wurde vom Ministerium aber, dass an der Uni Göttingen drei Wissenschaftler diese Probleme haben, an hannoverschen Hochschulen zwei, an der Uni Oldenburg drei und an der Uni Osnabrück einer. Außerdem sei von etwa 60 Studenten bekannt, dass sie von bereits vereinbarten Auslandsaufenthalten in der Türkei wieder Abstand genommen haben. Ein weiteres Problem sei, dass nach der Schließung türkischer Hochschulen gemeinsame Forschungsvorhaben und EU-Projekte nicht mehr fortgeführt werden können. Heinen-Kljajic denkt auch über eine Absicherung von türkischen Wissenschaftlern nach, die wegen der neuen Restriktionen aus Ankara in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Im Einzelfall könne über eine Verlängerung befristeter Arbeitsverträge und über Stipendien nachgedacht werden, damit der Unterhalt der Betroffenen gesichert werden kann – und sie keine Schwierigkeiten bekommen, wenn sie weiterhin in Deutschland bleiben.