Bis zum kommenden Wochenende könnten die Würfel fallen, dann könnte die quälend lange Suche nach einem Investor für die Nord/LB endlich beendet sein. In diesen Tagen arbeitet der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) mit Hochdruck an einem Angebot für einen Einstieg in die Landesbank, und aus der Berliner DSGV-Zentrale ertönen optimistische Signale. Die andere Seite allerdings, die US-Finanzinvestoren Cerberus und Centerbridge, haben die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben. Sie setzen darauf, dass sich die Sparkassen und Landesbanken auf den letzten Metern vor dem Ziel doch nicht einig werden könnten – und dass ein DSGV-Angebot noch an Eifersüchteleien und regionalen Interessen der Beteiligten scheitert. Möglicherweise auch an Einwänden aus Hannover.


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Gegen diese Erwartung spricht allerdings die politische Seite, die sich mehr oder weniger stark für das Gelingen eines Sparkassen-Rettungskonzeptes für die Nord/LB einsetzt. Wie aus gut unterrichteten Kreisen verlautet, ist es der Bankenaufsicht (Europäische Zentralbank und Bafin) zu verdanken, dass die Sparkassen nach monatelanger Regungslosigkeit überhaupt aktiv geworden sind. Die Bankenaufsicht hätte nach Ablauf der Bieterfrist am vergangenen Freitag das Verfahren abschließen und eine rasche Entscheidung über die Zukunft der Nord/LB erzwingen können. Doch die Aufsicht handelte anders, soll das Sparkassen-Lager zur Aktivität ermuntert haben und lässt jetzt eine Frist von mehreren Tagen, in denen die Nord/LB-Gremien die Lage sondieren können. Insider behaupten, das könne mit dem Interesse von Bundesregierung und EZB an einer engeren Kooperation der Sparkassen und Landesbanken in Deutschland zu tun haben. Außerdem genießt die „öffentlich-rechtliche Lösung“ in der niedersächsischen Landesregierung eine große Anhängerschaft – bei Sozial- wie Christdemokraten. DGB, Verdi und der SPD-Europaabgeordnete Bernd Lage haben sich schon dahingehend geäußert. Da Niedersachsen nach wie vor der größte Anteilseigner an der Nord/LB bleiben dürfte, hängt viel auch vom Votum der Koalition ab.

Beide Investoren wollen mehr als eine Milliarde einbringen

Centerbridge und Cerberus könnten sich nun fast um die Früchte ihres Erfolgs betrogen fühlen, waren sie doch monatelang allein auf dem Feld der Interessenten aktiv. Wie können sie sich jetzt noch eine Chance sichern? Ihr gemeinsames Angebot soll vorsehen, dass beide US-Investoren zusammen mehr als eine Milliarde Euro in die Bank einbringen – das ist, heißt es, erheblich mehr als bisher geboten. Dafür wollen sie knapp die Hälfte an der Nord/LB erwerben. Im Gegenzug sollen dann Niedersachsen und Sachsen-Anhalt zusammen bis zu zwei Milliarden Euro aufbringen. Braunschweiger Landessparkasse und andere öffentlich-rechtliche Teile wie das Verbundgeschäft sollten nach diesem Angebot zugleich aus der Nord/LB herausgelöst und den Sparkassen übertragen werden, außerdem sollen die bisherigen Eigentümer (Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Sparkassen) die Pensionsverpflichtungen für Mitarbeiter aus früheren Zeiten (rund 1,5 Milliarden Euro) übernehmen, damit die neuen Miteigentümer der Nord/LB damit nicht belastet werden. Centerbridge und Cerberus werben mit einer „nachhaltig profitablen Investition“, wollen sich bei der Dauer des Engagements in der Nord/LB nicht festlegen und verweisen auf ihre Expertise. In beiden Firmen seien Fachleute tätig, die moderne Verfahren im Bankmanagement kennen und problemlos organisieren können. Das kann aber auch bedeuten, dass beide Investoren den Pfad des Personalabbaus verstärken könnten. Bisher hat die Nord/LB festgelegt, rund 1250 der knapp 6000 Stellen bis Ende 2020 abbauen zu wollen.

Nord/LB hat schlechte Ausgangsposition

Ein Nachteil des absehbaren Angebots der Sparkassengruppe könnte in regionalen Unwuchten bestehen: Das Konzept von Cerberus und Centerbridge hat für die Nord/LB den Reiz, dass die Bank vermutlich dauerhaft fortbestehen könnte – auch wenn Cerberus bei der HSH Nordbank Regie führt und manches nach Hamburg verlagert werden könnte. Das Sparkassen-Modell sieht nun so aus, dass zunächst mehrere Landesbanken und Sparkassen zusammen in die Nord/LB einsteigen. Dies dürfte mit einem detailgenauen Konzept verknüpft werden, wie über die nächsten Jahre Synergien erzeugt und Geschäftsfelder verlagert werden. Zunächst einmal hat die Nord/LB dabei, weil sie als Bittsteller in die Gespräche ging, eine schlechte Ausgangsposition. Sie dürfte nach diesem Plan daher in nächster Zeit besonders viel an andere Landesbanken abgeben müssen. Auf der anderen Seite jedoch hat die Nord/LB einige Stärken wie die Finanzierung von Agrar- und Windenergie-Investitionen – und damit steht sie durchaus besser da als andere Landesbanken in Süddeutschland.