Das Keulen ganzer Vogelbestände aufgrund der Vogelgrippe ist in diesem Herbst in Niedersachsen nicht nötig gewesen. Die Behörden bleiben aber weiter wachsam, ob sich das Virus an einer Stelle im Land doch noch ausbreitet. Die Grünen-Agrarpolitikerin Miriam Staudte fordert, dass im Vogelgrippe-Fall nur Tiere aus betroffenen Ställen getötet werden. „Bei Verdachtsfällen ist Quarantäne anzuordnen. Das präventive Töten gesunder Tiere bringt nichts. Das lehnen wir auch aus Tierschutzgründen ab“, sagte Staudte dem Politikjournal Rundblick.

„Das präventive Töten gesunder Tiere bringt nichts“, sagt Miriam Staudte. Foto: Grüne Fraktion Niedersachsen

Immer wieder melden Geflügellandwirte Zweifel an, ob massenhafte Tötungen aufgrund der Vogelgrippe sowohl wirtschaftlich als auch ethisch gerechtfertigt sind. Die SPD-Abgeordnete Karin Logemann findet diese Fragestellung und den Einsatz dafür, weniger zu keulen, gut und richtig. „Es muss das Ziel sein, so wenige Tiere wie möglich zu töten und jeweils Entscheidungen im Einzelfall zu treffen“, so Logemann.

Auch das Landwirtschaftsministerium verweist auf die Möglichkeit der Ermessensentscheidung, wenn bei einem gehaltenen Vogel ein hochpathogenes Virus festgestellt wird. „Die zuständige Behörde kann für weitere Bestände und Kontaktbestände weitere Maßnahmen, unter anderem auch die Tötung, anordnen. Hierbei handelt es sich um eine Ermessensentscheidung der zuständigen Behörde, die im Rahmen einer Einzelfallentscheidung getroffen wird. Die Zustimmung des Ministeriums ist hierfür erforderlich.“

Ein grundsätzlicher Verzicht auf das Keulen im größeren Ausmaß zeichnet sich nicht ab. Helmut Dammann-Tamke, Sprecher für Landwirtschaft in der CDU-Fraktion, kann keine neuen Wege erkennen, die zu einer Änderung der bisherigen Strategie führen könnten. „Ich kenne aus heutiger Sicht keinen Ansatz, der für die zugegebenermaßen hohe Betroffenheit von Betrieben und die wirtschaftlichen Folgen eine Verbesserung darstellen könnte“, sagt der CDU-Politiker. Erfahrungen hätten gezeigt, dass ein restriktiveres Vorgehen beim Keulen keinen Erfolg habe. Auch Hermann Grupe, agrarpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion sieht keine Alternativen. „Niemand möchte ein Tier töten. Aber so lange Experten keine anderen Ideen haben, braucht es diese Vorsichtmaßnahmen, die schließlich noch größeres Tierleid verhindern sollen.“

Im besten Fall müssen diese Fragen in Niedersachsen in diesem Jahr weder gestellt noch beantwortet werden. Experten stellen zumindest fest, dass es bisher keine massiven Vogelgrippe-Fälle bei Wildvögeln gibt. In Niedersachsen wurde das Virus bisher nur Mitte Oktober bei einer Wildente in der Grafschaft Bentheim und Mitte November in einem Geflügelmastbestand im Landkreis Rotenburg festgestellt, der danach geschlachtet wurde. Das Risiko, dass sich das Virus erneut ausbreitet, bleibt allerdings bestehen.