Mit dem Slogan „Stell dir vor, du drückst und alle drücken sich“ wirbt die Freiwillige Feuerwehr im Land um Mitglieder. Der Spruch scheint zu verfangen, denn erstmals seit 2013 verzeichnen die Freiwilligen Wehren in Niedersachsen wieder einen leichten Mitgliederzuwachs. Dabei sind von insgesamt 646 neuen Helfern 625 weiblich. „Wir haben mit unserer Kampagne im vergangenen Jahr gezielt Frauen angesprochen, ein Zusammenhang mit den Neumitgliedern ist messbar“, sagt Jörg Schallhorn, Referatsleiter im Innenministerium für Brand- und Katastrophenschutz. Insgesamt engagieren sich 124.808 Freiwillige in Niedersachsens Feuerwehren, 11 Prozent von ihnen sind Frauen. „Die Zahlen zeigen, dass unsere Strategie, den Feuerwehrdienst attraktiv zu machen, aufgeht“, meint Innenminister Boris Pistorius. Man dürfe sich darauf aber nicht ausruhen, heißt es vom Niedersächsischen Städte- und Gemeindebund (NSGB). „Die Politik muss dafür sorgen, dass die Freiwillige Feuerwehr auch in Zeiten knapper werdender Freizeit interessant für Ehrenamtsinteressierte bleibt“, so NSGB-Sprecher Thorsten Bullerdiek.

Freiwillige Feuerwehr: Von 646 neuen Helfern sind 625 weiblich – Foto: benjaminnolte

Schon jetzt konkurriert die Feuerwehr mit zahlreichen anderen Vereinen und Verbänden um Engagierte. Dazu kommt, dass Beruf und Familie viel Zeit in Anspruch nehmen. Gerade junge Erwachsene entscheiden sich deshalb häufiger als früher gegen eine Mitgliedschaft in der Freiwilligen Feuerwehr. Und in einigen Jahren könnte der Faktor Zeit ein noch gravierenderes Problem werden. Denn die Zahl der Wehren geht stetig zurück – dadurch werden die Fahrtwege länger. 3328 Freiwillige Feuerwehren gab es im Jahr 2012 in den 404 Gemeinden und Bezirken, im vergangenen Jahr waren es 44 weniger. Der Grund dafür sind meist Fusionen. Noch gebe der Rückgang keinen Anlass zur Besorgnis. „Aber wir müssen das genau beobachten“, sagt Schallhorn. Jede Gemeinde müsse auch langfristig eine Freiwillige Feuerwehr haben.

Es werden neue Kinderfeuerwehren gegründet

Hoffnung darauf macht der Nachwuchs. Vor allem die Kinderfeuerwehren gewinnen stetig Mitglieder. Engagierten sich im Jahr 2012 noch 8168 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren in der Kindergruppe ihrer Freiwilligen Feuerwehr, so waren es im vergangenen Jahr schon 12.674. „Die Faszination bei Kindern für die Feuerwehr ist ungebrochen“, sagt Pistorius. „Es werden sogar neue Kinderfeuerwehren gegründet.“ 71 neue Gruppen sind im vergangenen Jahr dazugekommen, damit steigt ihre Gesamtzahl auf 823. Im Innenministerium hofft man, dass die Kinder den Rückgang der Jugendfeuerwehr langfristig bremsen. Noch engagieren sich 29.348 Jugendliche in Niedersachsens Feuerwehren, doch im Vorjahr waren es noch 549 Mitglieder mehr. „Wer die Kinder und Jugendlichen auf der Feuerwehrmesse ,Interschutz‘ vor zwei Jahren gesehen hat, weiß, dass das Interesse an der Arbeit und der Technik der Feuerwehr ungebrochen hoch ist“, sagt NSGB-Sprecher Bullerdiek. Die Politik müsse dieses Interesse weiter fördern.

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Wenn die Freiwillige Feuerwehr gerufen wird, geht es in der Hälfte der Fälle um technische Hilfeleistung, zum Beispiel nach Unfällen Autos aus einer Böschung zu ziehen. Mit 56.888 Fällen machte die technische Hilfeleistung im vergangenen Jahr 54 Prozent der Einsätze aus. Steigend ist allerdings die Zahl der registrierten Brände – hier gab es eine Steigerung von 8,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das hängt auch mit der Rauchmelderpflicht zusammen – dadurch gibt es automatisch mehr Alarme. „Die Rauchwarnmelder haben im vergangenen Jahr entscheidend dazu beigetragen, dass Leben gerettet wurden“, sagt Schallhorn. Allerdings rückten die freiwilligen Brandbekämpfer auch häufiger umsonst aus. „Immerhin ist es uns gelungen, die Zahl der Fehlalarme von 20 auf 19 Prozent zu drücken“, sagt Schallhorn. Doch er appelliert weiterhin an die Bevölkerung, auf das Piepsignal des Rauchmelders zu achten und die Batterien rechtzeitig zu wechseln, sodass Nachbarn ihn nicht fälschlicherweise als Alarm interpretieren und die Feuerwehr rufen.