Sollten in Niedersachsen mehr Corona-Tests durchgeführt werden oder sind mehr Tests gar nicht sinnvoll? Darüber gibt es derzeit eine breite Debatte. Während sowohl Landtagsabgeordnete als auch der Marburger Bund am Mittwoch für mehr Tests plädierten, hält man das im niedersächsischen Sozialministerium nicht für sinnvoll.

Mehr Tests in Laboren untersuchen lassen? Der Experte des Sozialministeriums hält davon wenig – Foto: Satyrenko

„Es ist keine sinnvolle Strategie, Menschen, die das Virus nur kurz in sich tragen, großflächig zu screenen. Das wird uns keinen Erkenntnisgewinn bringen“, sagte der Infektionsschutzexperte des Sozialministeriums, Fabian Feil, am Mittwoch im Sozialausschuss. Auch ein negatives Ergebnis bei dem Test bringe einen nicht weiter, weil es sich nur um eine Momentaufnahme handele. Er halte es auch nicht für darstellbar, alle Menschen im Gesundheitswesen wöchentlich zu testen.

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Feil plädierte dafür, erst bei Symptomen zügig zu testen – gerade im Gesundheitswesen. Er habe Verständnis dafür, dass manche Menschen durch den Test gerne für ein paar Tage die Sicherheit hätten, nicht infiziert zu sein. Sinnvoll sei das aber nicht, zumal man die Tests in den Wintermonaten noch dringend brauchen werde, prognostizierte Feil. Dagegen forderte der erste Vorsitzende des Marburger Bundes in Niedersachsen, Hans Martin Wollenberg, die aktuellen Lockerungen müssten mit einer deutlich höheren Anzahl an Testungen einhergehen. „Ab jetzt sollten wir auch dann testen können, wenn keine Symptome vorhanden sind. Insbesondere unter Klinikärzten sowie der Pflegerschaft gilt es, Infektionsketten möglichst schnell aufspüren und unterbrechen zu können“, sagte Wollenberg.


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Zu beobachten sei derzeit eine gegenläufige Entwicklung, die Wollenberg „leichtsinnig und kurzsichtig“ nannte. Die Zahl der Corona-Tests nehme in Niedersachsen deutlich ab, obwohl es genügend Testkapazitäten geben. Laut Feil nimmt die Zahl der Testes allerdings ab, weil es einfach weniger Menschen mit Corona-Symptomen im Land gibt.

Auch Landtagsabgeordnete zeigten sich am Mittwoch irritiert über die zurückgehenden Test-Zahlen. Erst habe die Kassenärztliche Vereinigung wegen der Schutzkleidung und der Tests alle wild gemacht, jetzt seien Schutzkleidung und Tests vorhanden und es werde gar nicht mehr getestet, kritisierte SPD-Sozialexperte Uwe Schwarz. Er habe kein Verständnis dafür, dass bei den Profis der Fußball-Bundesliga in der Breite getestet werde, weil es dort ums Geschäft gehe, während es in den Hochrisikobereichen in der Pflege kein Screening-System gebe. Er habe nichts gegen die Tests in der Bundesliga, aber dieser Unterschied sei nur schwer vermittelbar, sagte Schwarz.

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Die Grünen-Abgeordnete Meta Janssen-Kucz warnte davor, dass durch zurückgehende Test-Zahlen Vertrauen verloren gehen könnte. Sie verstehe die Position des Ministeriums, man könne diese aber argumentativ nicht durchhalten, erst recht nicht in der Diskussion mit Pflegekräften. Janssen-Kucz plädierte dafür, über einen Strategiewechsel nachzudenken.

Feil wollte dem nicht zustimmen. „Wir können nicht die Ressourcen verschwenden, ohne dass es uns einen Erkenntnisgewinn bringt. „Man macht bei Patienten auch keine Computertomografie, nur weil man nun einmal das Gerät in der Praxis hat“, so der Mediziner.