An der Spitze des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) wird es nach langer Zeit einen personellen Wechsel geben. Der bisherige Präsident Olaf Tschimpke wird auf der kommenden Delegiertenversammlung im November nicht erneut kandidieren. Stattdessen soll er an die Spitze der Internationalen Naturschutzstiftung des Verbandes wechseln, wie eine Nabu-Sprecherin dem Politikjournal Rundblick bestätigte.

Tschimpke hat seit 2003 die Geschicke von Deutschlands größter Naturschutzorganisation geleitet und stellt mit seiner 16-jährigen Amtszeit einen Rekord auf. Zuvor war der gebürtige Niedersachse bereits ab 1985 als Geschäftsführer und ab 2000 schließlich als Vorsitzender der niedersächsischen Nabu-Untergliederung tätig. Für seine Leistung in den zurückliegenden Jahren erfährt Tschimpke nun viel Anerkennung. Er habe „den Nabu auf die Spur gesetzt, auf der er heute noch fährt“, lobt Niedersachsens Nabu-Chef Holger Buschmann im Gespräch mit dem Politikjournal Rundblick. Tschimke habe etwa den Einsatz professioneller Werbung eingeführt, was damals zunächst kritisch gesehen wurde.

Tschimpke – Foto: Nabu

Jetzt sei aber „etwas die Luft raus“, bemerkt Buschmann über den noch amtierenden Nabu-Präsidenten. Deshalb begrüßt er den Wechsel an der Spitze, der „zum rechten Zeitpunkt“ erfolge. „Nach 16 Jahren braucht es jetzt Erneuerung.“ Schließlich spüre man gerade eine große Dynamik beim Thema Umweltschutz. Der amtierende Nabu-Präsident zeichnet sich zwar durch eine sachliche Arbeit aus, seine öffentliche Wahrnehmung bleibt allerdings eher bescheiden. Kritiker nahmen das zum Anlass, ihm eine zu große Nähe zur Bundesregierung zu unterstellen, weil er diese angeblich nicht offensiv genug kritisiert habe.

Mit dem neuen Posten in der Naturschutzstiftung erntet der 63-jährige Tschimpke nun gewissermaßen die Früchte seiner langjährigen Arbeit. Unter seiner Leitung hat sich der Naturschutzbund erheblich transformiert. Von einer rein ehrenamtlichen Organisation wurde der Nabu in den Achtzigern und Neunzigern immer mehr zu einem professionellen Lobbyverband mit einer starken hauptamtlichen Struktur. Seit 2003 hat sich die Mitgliederzahl bald verdoppelt: Mehr als 600.000 Mitglieder hat der Nabu bundesweit, darüber hinaus noch zahlreiche Förderer. 213 hauptamtlichen Mitarbeiter organisieren die Arbeit in den Geschäftsstellen, Instituten und Fachzentren des Nabu. Zu diesen Hauptamtlichen zählen neben dem Präsidenten und den beiden Vizepräsidenten auch die 24 Mitarbeiter der Nabu-Stiftung „Nationales Naturerbe“ sowie die beiden Vorstandsmitglieder der Internationalen Naturschutzstiftung, an deren Spitze Tschimpke nun berufen werden soll.

Damit dieser Wechsel aber vollzogen werden kann, ist zunächst noch eine Änderung der Stiftungssatzung notwendig. Bislang sieht diese nämlich vor, dass Stiftungsvorstand und Geschäftsführer nur werden kann, wer als Teil des Nabu-Präsidiums mit diesem Aufgabenbereich betraut wird. Zurzeit übernimmt diese Funktion noch Tschimpkes Vize Thomas Tennhardt, der sich nach aktuellem Stand im November erneut ins Präsidium des Nabu wählen lassen möchte. Der Vorschlag, die Satzung dahingehend zu ändern, dass Stiftungsvorstand und Nabu-Präsidium entzerrt werden, kam nun vom Präsidenten selbst. Sollte die enge Verzahnung bislang sicherstellen, dass die beiden Organisationseinheiten eng zusammenarbeiten, strebt man mit der Satzungsänderung nun an, die Kompetenzen Tschimpkes im Nabu zu halten – und ihm den Abschied aus dem Präsidentenamt zu erleichtern.

Tschimpkes Nachfolger kommt wohl vom WWF

Einen Bewerber für die Nachfolge an der Spitze des Nabu gibt es auch schon. Der 51-jährige Jörg-Andreas Krüger hat erklärt, er wolle sich im November zum Präsidenten des Nabu wählen lassen. Aktuell ist Krüger in der Geschäftsführung des World Wildlife Fund (WWF) Deutschland tätig und dort für die Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks zuständig. Genau wie Tschimpke hat auch er seine berufliche Laufbahn beim Nabu Niedersachsen begonnen. 1999 fing er dort als Projektleiter an, von 2003 bis 2004 war er dann kurzzeitig stellvertretender Landesvorsitzender bevor er auf die Bundesebene des Verbandes wechselte. In der Nabu-Geschäftsstelle leitete Krüger den Bereich Naturschutz und Umweltpolitik, bis er 2013 zuerst als Fachbereichsleiter und schließlich ab 2017 als Co-Geschäftsführer zum WWF wechselte.