Manche hatten damit gerechnet, es würde zu einer Verschiebung der Wahl um ein Jahr kommen. Doch danach sieht es derzeit nicht aus. Vermutlich wird der CDU-Bundesparteitag, der sich Ende November in Leipzig trifft, die Nachfolge einer ausscheidenden prominenten Stellvertreterin von Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer festlegen.

Wer folgt auf von der Leyen? Auf jeden Fall eine Frau – Foto: Silvia Breher/CDU Nds, Ursula von der Leyen/CDU, Maria Flachsbarth/CDU, Barbara Havliza/MJ

Der CDU-Landesvorsitzende Bernd Althusmann hat angekündigt, dass das Präsidium der Landespartei „in den nächsten Tagen einen abgestimmten Vorschlag unterbreiten“ werde. Sein Ziel sei klar: Er wünsche sich eine Frau als Bewerberin für die Nachfolge von der Leyens. Damit hat Althusmann für sich selbst faktisch schon ausgeschlossen, der Niedersachsen-Kandidat für diese Position zu sein.

Aus Gründen des Regionalproporzes hätte der CDU-Landesvorsitzende einen Anspruch formulieren können. Die Niedersachsen-CDU hat mit rund 61.000 Mitgliedern so viel wie der Landesverband Baden-Württemberg, damit hat er Platz zwei oder drei. Mit Abstand die meisten Christdemokraten leben in Nordrhein-Westfalen.

Althusmann kandidiert nicht selbst

Eine Kandidatur Althusmanns für den Vize-Vorsitz der Bundespartei, die durchaus möglich gewesen wäre, hätte allerdings sofort eine Satzungsdebatte ausgelöst. Nach den bisherigen Parteiregeln gibt es eine Drittelparität für Führungsgremien und Listen für Wahlen. Bisher sind zwei der fünf Vize-Vorsitzenden der CDU weiblich – neben von der Leyen ist es Julia Klöckner aus Rheinland-Pfalz. Die drei Männer sind Armin Laschet (NRW), Thomas Strobl (Baden-Württemberg) und Volker Bouffier (Hessen).

Würde von der Leyen nun durch Althusmann ersetzt, könnten das mit Recht viele Frauen in der Union als Verstoß gegen die Bemühungen werten, die CDU weiblicher zu gestalten. Vor dem Hintergrund der parallel laufenden Debatte, die Drittel-Quote womöglich früher oder später durch ein Reißverschlussverfahren zu ersetzen (auf jeden männlichen Kandidaten würde ein weiblicher folgen), böte eine Kandidatur von Althusmann Sprengstoff für den Parteitag. Daran ist aber weder der CDU-Bundesführung noch Althusmann gelegen – denn er könnte das Opfer eines Frauen-Aufstandes beim Parteitag werden.

Deshalb peilt der CDU-Landesvorstand nun an, eine Frau für den Platz von der Leyens zu nominieren. Drei Namen waren in den vergangenen Wochen bereits ins Gespräch gekommen – Maria Flachsbarth (56), CDU-Bezirksvorsitzende aus Hannover und Parlamentarische Staatssekretärin im Entwicklungshilfeministerium, die CDU-Bundestagsabgeordnete Silvia Breher (46) aus dem Kreis Cloppenburg, die schon Landesvorsitzende der Oldenburger CDU ist, und Landes-Justizministerin Barbara Havliza (61) aus Osnabrück, eine langjährige Richterin, die erst seit zwei Jahren in der Politik ist.

Ist Breher gesetzt?

Berichte, wonach die Entscheidung für Breher bereits gefallen sei, wurden in der CDU nicht bestätigt. Zwar genießt die Rechtsanwältin und Bundestagsabgeordnete einen guten Ruf, hat aber bisher in noch keiner politischen Debatte größere Spuren hinterlassen. Manche meinen, der Sprung in den CDU-Bundesspitze käme für sie zu früh.

Flachsbarth hingegen ist deutlich länger und intensiver im politischen Geschäft, hat dort über die Jahre aber auch nicht nur Anhänger gewonnen. Ihre Chancen werden nicht hoch eingeschätzt. Havliza, die Politik als zweiten Beruf nach Abschluss eines aufregenden und ausgefüllten Berufslebens als Richterin etwa in Terrorprozessen betreibt, fremdelt zwar noch mit den parteipolitischen Abläufen, genießt aber in der niedersächsischen Landespolitik einen großen Respekt.

Dass eine Kandidatin der Niedersachsen-CDU sofort gute Chancen bei der Wahl hätte, ist nicht gesichert – denn gut möglich wäre auch das Vorpreschen anderer Landesverbände mit eigenen Bewerbern, etwa aus den neuen Ländern, die nach Merkels Abschied als CDU-Chefin nicht mehr in der engeren Parteiführung sind. Wenn sich die Delegierten aus NRW, Baden-Württemberg, Hessen und Niedersachsen einig wären, brächte das wohl die Mehrheit auf dem Parteitag mit sich.