Bundesweit 8000 neue Pflegekräfte versprechen CDU und SPD einzustellen, wenn eine neue schwarz-rote Bundesregierung zustande kommt. Aus Sicht von Ralf Selbach, dem Vorsitzenden der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen, ist das bei weitem nicht ausreichend.

„Wir brauchen einen höheren Personalschlüssel und eine bessere Vergütung, um die Arbeitssituation in der Pflege zu verbessern“, sagte Selbach dem Politikjournal Rundblick. Allerdings müsse der Beruf auch mehr gesellschaftliche Anerkennung erfahren. Darauf wollte kürzlich auch der rheinland-pfälzische CDU-Gesundheitspolitiker Erwin Rüddel die Aufmerksamkeit lenken, allerdings wählte er eine unglückliche Formulierung. Über den Kurznachrichtendienst Twitter forderte er die Pflegekräfte dazu auf, endlich positiv über ihre Arbeit zu sprechen, wenn die Politik die Rahmenbedingungen für die Pflege verbessere. Daraufhin antworteten tausende Pflegekräfte mit Tweets, in denen sie von menschenunwürdigen und teilweise gesetzeswidrigen Praktiken in ihrem Arbeitsalltag berichteten, zu denen Personal-, Zeit- und Ausstattungsmangel sie regelmäßig zwängen.

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Situationen wie die bei Twitter beschriebenen kennt Selbach auch aus seinem Alltag als Vorstandsvorsitzender des DRK-Landesverbandes Niedersachsen. „Immer öfter melden uns ambulante Pflegedienste, dass sie aufgrund fehlender Fachkräfte nicht mehr in der Lage sind, neue und zusätzliche Pflegeaufträge anzunehmen“, sagt er.

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Er rechnet damit, dass sich die Situation unter den jetzigen Bedingungen noch weiter verschärfen wird und es immer öfter Engpässe bei der Versorgung von kranken und alten Menschen geben wird. Selbach erhofft sich deshalb von der Landesregierung neue Initiativen, um die Pflege anständig zu finanzieren. „Wir begrüßen den Vorstoß von Sozialministerin Carola Reimann für eine Art konzertierter Aktion Pflege in Niedersachsen, der aber allein nicht reichen wird“, sagte er. Nur wenn Bund und Land zusammenarbeiteten und etwa der Bund die geplante Senkung der Arbeitslosenversicherung mit einer Erhöhung der Pflegeversicherung koppeln würde, könnten die Zustände in der Pflege nachhaltig verbessert werden.