In Deutschland haben nach Angaben der Bahn in diesem Jahr drei Sturmtiefs zu fast 1600 Zugausfällen geführt. Dabei legten häufig umgestürzte Bäume in den Oberleitungen ganze Strecken lahm. Im November soll es deshalb in Niedersachsen einen neuen Leitfaden zum Vegetationsmanagement an Trassen geben. Das geht aus der Antwort des Wirtschaftsministeriums auf eine Anfrage der FDP im Landtag hervor.

Dieser Zug kommt pünktlich an – wenn es nach dem Leitfaden geht – Foto: MB.

Mit dem Leitfaden, der gerade von Bahn, Ministerien und mehreren Behörden erarbeitet wird, soll die Zusammenarbeit zwischen der Bahn auf der einen und den Naturschutz- und Waldbehörden auf der andere Seite verbessert werden. Es habe sich gezeigt, dass die Eingriffsmöglichkeiten der Bahn begrenzt seien, heißt es in der Antwort. Das liege daran, dass Grundstücke Dritter häufig bis dicht an die Bahnstrecken heranreichten und damit der jeweilige Eigentümer für die Verkehrssicherungspflicht zuständig sei. Deshalb gebe es auch eine vom niedersächsischen Wirtschaftsministerium unterstützte Gesetzesinitiative, mit der die Eingriffsrechte in sicherheitsrelevante Bereiche gestärkt werden sollen. Die Bahn hatte bereits weitere 125 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um Inspektionen an den Strecken zu intensivieren und Baumbestände konsequent zurückzuschneiden.

Sturmtief Xavier sorgte für mehr als 4500 Zugausfälle

Die FDP ist von den Antworten des Ministeriums nicht überzeugt. Sie zeigten, dass sie das Thema schon viel zu lange liegen lasse, sagte FDP-Fraktionsvize Jörg Bode dem Politikjournal Rundblick. „Außer Gesprächskreisen ist operativ wenig passiert.“ Das Problem wird Bode zufolge auch bei den Zugausfälle auf einzelnen Strecken deutlich.  Der Antwort zufolge fielen in diesem Jahr bei der S-Bahn Hannover fast 240.000 Zug-Kilometer geplant und ungeplant aus, also sowohl durch Baustellen als auch durch Sturmschäden oder technische Probleme. Im Teutoburger-Wald-Netz waren es 218.000 Kilometer. Bei Netzen im Bereich der Landesnahverkehrsgesellschaft sticht die Weser-Lammetal-Bahn negativ heraus. Hier liegt die Quote der ungeplanten Zugausfälle bei 3,8 Prozent. Hinzu kommen weitere 3,5 Prozent durch geplante Ausfälle. „Das ist für einen attraktiven Nahverkehr nicht gut genug. Der Rückschnitt der Bäume muss Vorrang vor ökologischen Schutzzielen haben“, meint Bode. Im landesweiten Strecken-Vergleich fallen im Heidekreuz-Netz von Buchholz nach Uelzen mit nur 0,5 Prozent besonders wenige Züge ungeplant aus.

Bereits im Oktober vergangenen Jahres hatte das Sturmtief Xavier mit mehr als 4500 Zugausfällen zu chaotischen Verhältnissen auf den Gleisen geführt. Zehntausende Kubikmeter Bäume wurden dadurch umgeworfen. Die bahn sieht sich durch extreme Witterung besonders betroffen. „Die Deutsche Bahn ist von den Auswirkungen des Klimawandels so stark betroffen wie wohl kein anderes großes Unternehmen in Deutschland“, hieß es seitens der Bahnführung bei der Vorstellung einer Studie des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung.