Nach siebeneinhalb Jahren läuft dieser Tage nun die Bundesförderung für Sprach-Kindergärten aus, nachdem die Länder Ende vergangenen Jahres beim Bundesfamilienministerium noch eine Verlängerung um sechs Monate hatten erzielen können. Nach den Sommerferien übernimmt zwar das Land Niedersachsen die Finanzierung der rund 700 Funktionsstellen sowie 60 Fachberatungsstellen – allerdings vorerst nur für zwei Jahre und mit einer veränderten inhaltlichen Ausgestaltung.

Christina Tegtmeier (v.l.) erörtert mit Nicole Wilke, Pia Heinz und Melanie Cizek-Skriboleit die Erfolge der Sprach-Kindergärten. | Foto: Kleinwächter

Beim Caritasverband Hannover macht man sich deshalb Sorgen um die Zukunftsfähigkeit der Sprach-Kindergärten. „Es wird schwierig, das Angebot mit eigenen Ressourcen fortzusetzen. Viel Gutes wird verpuffen, wenn die zusätzliche Fachberatung wegfällt“, erläuterte Nicole Wilke, die beim Caritasverband Hannover die Abteilung „Kinder, Jugend und Familie“ leitet. Insbesondere vor dem Hintergrund der immer schlechter werdenden Sprachfähigkeiten von Kindern empfinde sie die Zwischenlösung als besorgniserregend. Die derzeitige Ungewissheit und die befristeten Verträge führten angesichts des Fachkräftemangels im Erzieherbereich häufig dazu, dass qualifiziertes Personal verloren gehe.

47 Prozent der Kinder hatten in der ersten Förderperiode einen Migrationshintergrund

Bei dem besonderen Angebot der Sprach-Kindergärten gehe es außerdem um viel mehr als nur den Spracherwerb der Kinder, führte Melanie Cizek-Skriboleit aus, die Leiterin des Familienzentrums St. Maximilian Kolbe in Hannover. Neben der inhaltlichen Begleitung gebe es auch eine Begleitung jener Familien, die im deutschen System nicht zuhause sind. Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund habe in der ersten Förderperiode 47 Prozent betragen. Durch eine enge Zusammenarbeit mit den Familien gelinge es, die Eltern dabei zu unterstützen, dass ihre Kinder gute Wege einschlagen, bilanzierteCizek-Skriboleit.



Dass Niedersachsen nun eine Fortsetzung der Förderung für zwei Jahre angekündigt hat, wertet die Caritas-Abteilungsleiterin Wilke als Zugeständnis in Folge der Protestaktion aus dem vergangenen Jahr, bei der 278.000 Menschen eine Petition zum Erhalt des Bundesprogramms unterzeichnet hatten. Wie genau es nun nach den Ferien weitergehen soll, ist derweil noch nicht ganz klar. Seitens der Praktiker aus den Kindergärten gibt man sich halbwegs gelassen: „Wir sind es gewöhnt, dass Förderrichtlinien kurzfristig aufgelegt werden.“ An dem im Mai vom Kultusministerium vorgelegten Richtlinien-Entwurf möchte der Caritasverband aber gerne noch ein paar Änderungen vornehmen; man hoffe darauf, dass ein paar mehr der erfolgreichen Aspekte aus dem Bundesprogramm übernommen werden: 

Mehr als nur Sprache

Es sei wichtig, das Angebot ganzheitlich zu denken und nicht auf einen Aspekt zu reduzieren „Nur Sprachförderung in den Blick zu nehmen, reicht nicht aus“, formuliert deshalb Christina Tegtmeier, die als Fachberaterin für die Sprach-Kindergärten beim Caritasverband angestellt ist. Die niedersächsische Richtlinie sollte sich an der Bundesförderung orientieren und auch die inklusive Bildung, die Zusammenarbeit mit den Eltern und das Querschnittsthema Digitalisierung beinhalten, fordert sie.

Früher beginnen

„Die Sprachförderung muss frühzeitig ansetzen und nicht erst im Vorschuljahr“, fordert Pia Heinz, Leiterin des St. Bonifatius-Kindergartens in Wunstorf. Die Förderung solle allen Kindern zugutekommen.

Nicht nur Pädagogen

Wer die Stellen in den Sprach-Kindergärten nur mit pädagogischen Fachkräften besetzen will, der werde in Zukunft keine Stellen mehr besetzen können, fürchtet man beim Caritasverband. Deshalb solle die Förderrichtlinie so ausgestaltet werden, dass die Teams multiprofessionell besetzt werden können – etwa mit Logopäden, Sprachheilpädagogen und anderen.



Netzwerke stärken

In den vergangenen Jahren haben die Fachberater nicht nur die Erzieherinnen in den Kindergärten mit klugem Rat unterstützt, sondern auch Netzwerke in der Nachbarschaft aufgebaut, beispielsweise zur lokalen Bibliothek oder zum nächstgelegenen Logopäden. Diese Strukturen gelte es weiterhin zu fördern, fordert die Caritas.

Langfristig planen

Befristete Verträge machen die Jobs in Sprach-Kindergärten unattraktiv auf einem umkämpften Arbeitsmarkt. Um die guten Kräfte halten zu können, brauchen die Einrichtungen verlässliche Förderzusagen des Landes.