Zwei Großbaustellen mit jeweils mehr als einer Milliarde Euro hat sich das Land Niedersachsen vorgenommen – die Sanierung der Universitätsmedizin in Göttingen (UMG) und der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Doch die Abwicklung der Vorhaben braucht offenbar mehr Zeit, als die Optimisten zunächst erwartet hatten. Das liegt zum einen an der Verfügbarkeit von Bauunternehmen, die gegenwärtig wegen des Wirtschaftsbooms mehr als ausgelastet sind. Zum anderen fällt es auch schon schwer, für die Leitung und Beaufsichtigung von derartigen Großvorhaben die geeigneten Leute zu finden. Konkret wird das am Fall MHH und UMG. Im Wissenschaftsausschuss des Landtags erläuterte kürzlich Sabine Johannsen die aktuellen Schwierigkeiten: Seit Anfang August leitet das öffentlich-rechtliche Unternehmen „Partnerschaft Deutschland“ (PD – Beratung der öffentlichen Hand GmbH) die beiden niedersächsischen Großprojekte. Der Grund ist, dass in einem ersten Versuch kein Projektleiter für das Land gefunden wurde, es habe sich kein geeigneter Bewerber für diese Aufgabe gemeldet. Deshalb ist das Land Niedersachsen kurzfristig auch zu einem Gesellschafter der PD aufgerückt.


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Zieht sich die Regierung aus der Verantwortung für die MHH zurück?


Diese Variante ist offenbar aber nur eine Notlösung, denn nach Angaben von Staatssekretärin Johannsen soll die Projektleitung im Ministerium nun nach einer weiteren Ausschreibung zum 1. November besetzt werden. Es seien bereits Gespräche mit Interessenten geführt worden. In den darauf folgenden Wochen fallen dann voraussichtlich auch andere Würfel. Lange schon wird diskutiert, ob die MHH an der Karl-Wiechert-Allee in Hannover oder am Stadtfelddamm neu errichtet werden soll. Dafür maßgeblich ist unter anderem ein Verkehrsgutachten, auf das nun auch schon viele Monate gewartet wird – weil es auch hier schwierig war, ein geeignetes Ingenieurbüro mit freien Kapazitäten zu finden. Spätestens im ersten Quartal 2019 sollen die Resultate dann vorliegen, und auf deren Basis soll die Entscheidung fallen. Ein anderes Gutachten, das die Erreichbarkeit der Hochschulklinik mit dem Hubschrauber beurteilt, werde bereits von der MHH ausgewertet. Bei der UMG in Göttingen ist man schon weiter – dort wird bereits das Baufeld für den Start der ersten Bauabschnitte freigemacht.

Derweil prüft die Unternehmensberatung PwC Legal, ob das von der Landesregierung beschlossene (und gegenüber der rot-grünen Vorgängerregierung noch abgeänderte) Modell juristisch umsetzbar und zweckmäßig ist. Vorgesehen ist, eine Dachgesellschaft zur übergreifenden Steuerung des Gesamtvorhabens zu gründen – und die beiden Hochschulen, UMG und MHH, als Bauherren für die operative Umsetzung zuständig sein sollen. Das geht bei der UMG, die schon Stiftungshochschule ist, leichter als bei der MHH, die einen solchen Status nicht hat und noch recht eng an das Wissenschaftsministerium gebunden ist. Wissenschaftsminister Björn Thümler hatte vor Monaten gegenüber der „Neuen Presse“ angeregt, dass auch die MHH sich Gedanken über eine neue rechtliche Struktur machen soll. Genauer wurde er nicht, dies könnte aber wohl in Richtung eines Übergangs zur Stiftungsuniversität gehen. Wie es aus MHH-Kreisen heißt, wird dort auch bereits über mögliche Strukturreformen gesprochen – die dann parallel zur personellen Neuaufstellung an der Spitze der Medizinischen Hochschule laufen sollten. Unterhalb der Dachgesellschaft des Landes für die beiden Großprojekte in Hannover und Göttingen sind zwei neue Baugesellschaften in beiden Städten vorgesehen, die jeweils die Projekte in die Hand nehmen. Wie diese Gesellschaften sich konkret zusammensetzen und wie ihre Aufgaben formuliert sein sollen, soll ebenfalls zum Ende des ersten Quartals 2019 entschieden werden.