…zählt zu den streitbarsten Politikern in Niedersachsen. Er geht Konflikten nicht aus dem Wege – sondern sucht die Auseinandersetzung. Dabei geht es ihm nicht darum, anzuecken, sondern darum, seine Interessen klar zu vertreten. Er ist einer der Sprecher der Kommunen in Niedersachsen, und dabei erhebt er gegenüber der Landesregierung deutlich seine Stimme. Der Niedersachse der Woche heißt…

…Ulrich Mädge, ist 69 Jahre alt und seit 1991 (also fast schon 30 Jahre lang) Oberbürgermeister von Lüneburg.

Sieht mit dem Vollbart immer aus wie ein Kapitän auf dem Hochseedampfer: Ulrich Mädge – Foto: Hansestadt LĂĽneburg

Seit 1996 übt er dieses Amt hauptamtlich aus. Aber Mädge begnügt sich nicht mit repräsentativen Aufgaben in seiner Stadt und der Stadtgestaltung. Mindestens so lange, wie er OB ist, wirkt er auch aktiv auf der Landesebene mit, wurde 1998 erstmals Präsident des Städtetages und ist es gegenwärtig wieder. Da sich auf kommunaler Ebene Sozial- und Christdemokraten gut vertragen, wechseln sich Mädge und sein derzeitiger Stellvertreter, Salzgitters Oberbürgermeister Frank Klingebiel (CDU), in der Führung dieser Organisation der mittleren und größeren Städte regelmäßig ab.

LĂĽneburgs Verwaltung gilt als besonders familienfreundlich

Mädge hat diese Woche gleich zweimal für Schlagzeilen gesorgt. Erstens wurde seine Stadt ausgezeichnet als besonders familienfreundlich. Da Lüneburg besonders viele Angebote an seine Beschäftigten macht, auf Teilzeitarbeit, Heimarbeit oder Gleitzeit und Job-Sharing zu wechseln, zeichnete eine Initiative von IHK und Arbeitgeberverband die Stadt mit dem „Fami-Siegel“ aus – eine Lobpreisung für eine besonders familienfreundliche Behördenkultur, die attraktiv für Arbeitskräfte wirkt. In Zeiten von Fachkräftemangel und vielen unbesetzten Stellen auch in den Verwaltungen ist diese Auszeichnung besonders wichtig.


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Zweitens wagte sich Mädge im Rundblick-Interview mit einer klaren Forderung an die Landesregierung vor: Die vor Jahren erteilten Ausnahmegenehmigungen für den Bau und Betrieb  von Flüchtlingsunterkünften in Gewerbegebieten solle verlängert werden. Diese Frage wird auf der Bundesebene geregelt, und der Städtetag möchte, dass das Land Niedersachsen über eine Bundesratsinitiative in Berlin aktiv wird. Doch beim zuständigen niedersächsischen Bauminister, seinem Parteifreund Olaf Lies, fand der Sozialdemokrat Mädge damit bisher kein Gehör.

Im Rundblick-Interview wurde er deshalb deutlich: „Ich erwarte diesen Schritt von der Landesregierung. In vielen Städten herrscht Wohnungsnot, und wir werden die Integration von Flüchtlingen nur schaffen, wenn wir auch zu weiteren Übergangslösungen bereit sind“, betonte Mädge. Aus dem Bau- und Umweltministerium hört man hingegen, die Städte sollten jetzt besser mit Bauplanungen für Unterkünfte in ganz normalen Wohngebieten beginnen. Mädge hingegen meint, mit diesem Vorgehen verschärfe man die ohnehin große Wohnungsnot in den Städten noch.


Hinter den Kulissen: Was ist eigentlich die Landespressekonferenz?

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Die verbale Zuspitzung, zu der der Lüneburger OB neigt, dürfte vielen seiner Genossen nicht gefallen. Doch Mädge, der mit seinem Vollbart immer aussieht wie ein Kapitän auf dem Hochseedampfer, kennt keine Angst und Zurückhaltung. Wenn er es für erforderlich hält, bricht er auch einen Streit vom Zaun – denn aus seiner festen Überzeugung sind die Kommunen in der Landespolitik die Schwächeren, die von den Landespolitikern tendenziell eher benachteiligt als bevorzugt werden.

Ein klassischer Aufsteiger-Typ

Ende März war Mädge zum Präsidenten des Verbandes der Kommunalen Unternehmen (VKU) gewählt worden – und ist damit künftig einer der Verhandlungsführer bei Tarifgesprächen. Leute, die ihn kennen, nennen Mädge dafür eine „Idealbesetzung“: Kein anderer bringe die Entschlossenheit, Tatkraft und das Sitzfleisch mit, nach langen Verhandlungen das maximale seiner Interessen mit einer geschickten Strategie durchzusetzen.

Mädge, ein gelernter Elektroinstallateur und Bürokaufmann, ist ein klassischer Vertreter eines Aufsteigers. Er war zwölf Jahre Zeitsoldat bei der Bundeswehr, studierte danach an der Fachoberschule für Verwaltung, wurde Diplomverwaltungswirt und engagierte sich in der Kommunalpolitik, die er immer noch so leidenschaftlich betreibt wie am ersten Tag. Glückwunsch von der Politikredaktion des Rundblick zum Titel „Niedersachse der Woche“!