…kommt eigentlich aus Franken, ist aber vor vielen Jahren nach Niedersachsen gezogen. Er lebt abgeschieden in einem 1000-Seelen-Dorf im Kreis Holzminden, fern der großen Verkehrslinien im Land. In dieser Woche hat er mit einer spektakulären Aktion auf eine Besonderheit in Niedersachsen aufmerksam gemacht, die über die Jahre in Vergessenheit geraten war. Der Niedersachse der Woche heißt…

…Günter Staeffler, ist 77 Jahre alt und wohnt in Kirchbrak, das zur Samtgemeinde Bodenwerder-Polle gehört.

Foto: Günter Staeffler, M: nkw

Das ist eine malerische, schöne Gegend an der Weser, nur leider etwas abgelegen von allen größeren Verkehrsrouten. Die Wahrscheinlichkeit, schon mal in Kirchbrak gewesen zu sein, wird bei den meisten Niedersachsen zeitlebens gering sein. Staeffler stammt aus Franken, hat in Nürnberg gelebt und für verschiedene Unternehmen gearbeitet – unter anderem für Stiebel-Eltron, was ihn dann in den Kreis Holzminden verschlagen hat, wo er heute noch als Ruheständler wohnt.

Die Architektur und insbesondere das Bauhaus haben ihn schon immer sehr interessiert, und vor mehr als zehn Jahren hatte er beim Besuch einer Bauhaus-Ausstellung in Berlin ein einschneidendes Erlebnis. Dort wurde auf ein vom berühmten Bauhaus-Architekten Walter Gropius entworfenes Holzwerk hingewiesen, das 1925 errichtet wurde und den typischen Bauhaus-Stil aufweist, der auch beim berühmten Fagus-Werk in Alfeld zu besichtigen ist. Das Besondere an diesem Werk ist, dass es 200 Meter von Staefflers Wohnhaus entfernt steht – im kleinen Kirchbrak.

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Staeffler sah sich sofort gefordert, auf das architektonische Juwel in seinem Heimatdorf aufmerksam zu machen. Er schrieb an den Bürgermeister und die untere Denkmalpflegebehörde beim Kreis Holzminden, wies auf die Bedeutung hin und bat, wenigstens den Denkmalschutz sicherzustellen. Die Reaktionen waren ernüchternd, der Bürgermeister war nicht begeistert, der Landkreis antwortete erst nach einem Dreivierteljahr, dann auch ausweichend – während Staeffler nicht locker ließ. Er besorgte sich Unterlagen, auch die alten Bauzeichnungen. Und er deckte auf, dass der frühere Eigentümer des Fagus-Werkes gut bekannt war mit August Müller, dem Erbauer des Holzwerkes.

Staeffler hat nicht locker gelassen

Auf diese Weise hatte Müller den Hinweis auf den Architekten Gropius erhalten, jenen Gropius, der heute weltberühmt ist. Vor den Kommunalwahlen 2011 und 2016 erinnerte Staeffler die Parteien daran, dass sie für die Sehenswürdigkeiten in Kirchbrak stärker trommeln sollten, auf den Gropius-Bau ebenso wie auf die 1000 Jahre alte Kirche im Dorf. Der Erfolg war nur mäßig.

Auch die Gemeindeverwaltung sei reserviert gewesen, da die Eigentümerin des alten Gebäudes sich angeblich abweisend geäußert haben soll. Staeffler ließ sich nicht entmutigen, schrieb nun, im Jahr der 100-Jahr-Feier des Bauhauses, erst an den Umwelt- und Bauminister Olaf Lies, der dann auf die Zuständigkeit von Wissenschaftsminister Björn Thümler verwies. Dann schrieb er an Thümler – und vor wenigen Tagen dann auch an den NDR, der sofort reagierte, einen Rundfunkreporter und ein Fernsehteam entsandte.

Seitdem ist nun einiges in Bewegung. Das Landesamt für Denkmalpflege musste einräumen, dass die örtliche Behörde den Wert des Gebäudes wohl übersehen hatte. Die Landespolitik ist informiert, über die Nutzung wird diskutiert.

Die Eigentümerin des Hauses hat die Halle an eine Firma vermietet, die vieles von der Inneneinrichtung verkauft hat und dort andere Gegenstände lagert. Die Fenster sind teilweise in Mitleidenschaft gezogen, die original von Gropius entworfenen Beschläge an den Türen fehlen vielerorts. Vor zehn Jahren, als Staeffler erstmals auf das Haus aufmerksam machte, waren noch viel mehr von den ursprünglichen Gegenständen vorhanden. Dem beharrlichen Wirken des Rentners ist zu verdanken, dass das Interesse jetzt auf dieses Gebäude gerichtet ist.

Hoffentlich führt das dazu, dass man eine angemessene Nutzung findet. Vielleicht ein Lagerhaus, das nebenbei offen steht für alle, die die Bauhaus-Architektur sehen und aufnehmen wollen? Die Chance, dass etwas daraus wird, ist wegen der Aktivität von Günter Staeffler größer geworden. Glückwunsch von der Rundblick-Redaktion zum Titel „Niedersachse der Woche“!