…zeichnet sich durch eine hohe rhetorische Gabe aus. Sie hat vor wenigen Tagen, aus Anlass einer Preisverleihung, den in der Gesellschaft vorhandenen Antisemitismus scharf verurteilt. Dabei scheute sie wieder nicht vor einer direkten Ansprache und klaren Beschreibung der Probleme zurück. Das zeichnet sie auch aus – und manche sagen, sie sei in ihrem Amt in Hannover eigentlich unterfordert. Die Niedersächsin der Woche heißt…

…Petra Bahr, ist Regionalbischöfin in der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, also formal korrekt Landessuperintendentin im Sprengel Hannover.

Foto [M.]: Sprengel Hannover

Sie ist eine streitbare Frau, politisch sehr engagiert und mutig, wenn es um öffentliche Positionen geht. Als sie in der vergangenen Woche die Sprecherin eines Burgdorfer Arbeitskreises der Kirche, Judith Rohde, mit dem „Blickwechselpreis 2019“ auszeichnete, zeigte Petra Bahr wieder einmal ihre Stärke. Sie legte den Finger in die Wunde. Antisemitismus, sagte sie, sei nicht irgendwo, nicht in großen fernen Städten oder in den Hetzerblasen des Internets, sondern er wohne „in den schönen Reihenhäusern und in geselliger Grillrunde, auf Schulhöfen und in Herrenrunden“. Dass über Juden gelästert werde, zeige eben: „Der Judenhass ist mitten unter uns, ein heimisches Gift.“

https://twitter.com/bellabahr/status/1163537185083133953

Diese Äußerung von Petra Bahr ist aus zwei Gründen besonders. Erstens tritt sie als Vertreterin der Christenheit auf, indem sie die Juden verteidigt und schützt. Das ist, historisch gesehen, keine Selbstverständlichkeit. Zweitens geben ihre Worte all denen Anlass zum Nachdenken und Grübeln, die unter den „Antisemiten“ immer eher die anderen sehen – die rechtsextremistischen Gruppen oder die Anhänger der Palästinenser auf der linken Seite. Aus Bahrs Worten wird klar, dass daneben noch in vielen alltäglichen Zusammenhängen Judenhass vertreten und verbreitet wird – und dass man im Alltag aufpassen müsse.

Petra Bahr: Antisemitismus geschieht immer wieder

Zwar sei das Bekenntnis „Nie wieder“ in Bezug auf den Holocaust inzwischen eine Selbstverständlichkeit, sagte die Regionalbischöfin. Tatsächlich aber geschehe der Antisemitismus „immer wieder“. Man höre und lese, dass Kinder angespuckt werden, weil sie einen Davidstern tragen, dass ein Rabbiner zusammengeschlagen werde, das Haus eines Ehepaars angezündet werde, Hakenkreuze auf jüdische Gräber geschmiert werden und eine jüdische Familie Morddrohungen in ihrem Briefkasten finde.

Prominente Kirchenfrau aus Hannover

Petra Bahr war als Oberkirchenrätin der EKD zwischen 2006 und 2014 die Kulturbeauftragte der evangelischen Kirche in Deutschland. Danach wurde sie, selbst politisch der CDU verbunden, Leiterin der Hauptabteilung Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, drei Jahre später wechselte sie zur evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Eigentlich hat sie Qualitäten, die auch einen Landesbischof auszeichnen – aber dazu ist es nicht gekommen. Neben Landesbischof Ralf Meister ist sie sicher eine sehr prominente Frau in der Kirche, die ihr Wort erheben, zuspitzen und Aufmerksamkeit erzeugen kann. Sie ist 53 Jahre alt, lebt mit ihrem Mann in Hannover – und nimmt rege am gesellschaftlichen Leben in der niedersächsischen Landeshauptstadt teil. Für ihr mutiges Auftreten und ihre klare, schnörkellose Ansprache bekommt sie vom Politikjournal Rundblick in dieser Woche die Auszeichnung zur „Niedersächsin der Woche“. Glückwunsch dazu!