Julia Hamburg | Screenshot: NDR-Plenar-TV

Julia Hamburg (Grüne), Kultusministerin, zeigte sich im Landtag entsetzt angesichts des schlechten Abschneidens Niedersachsens bei der jüngsten IQB-Bildungsstudie. Dieser Studie zufolge verlasse ein Fünftel der Schüler in Niedersachsen die Grundschule ohne ausreichende Fähigkeiten im Lesen, Rechnen und Schreiben. „Wir dürfen solche Zahlen nicht akzeptieren“, sagte sie und erklärte, den Spracherwerb sowie das soziale Lernen in den Fokus rücken zu wollen. Auffällig sei, dass der Bildungserfolg noch immer „viel zu sehr“ vom sozioökonomischen Hintergrund abhängig sei. Das Problem nehme derweil zu: „Es wird im Elternhaus immer weniger gelesen und gesprochen.“ Zwar sei Vielsprachigkeit „ein Schatz“, sagte Hamburg, grenze aber viele Kinder aus. Dabei betonte sie: „Wenn ein Kind die Herkunftssprache besser sprechen kann, lernt es später besser Deutsch.“

Die Problemanalyse wird zwar fraktionsübergreifend geteilt, allerdings kommt man in der Opposition zu einer anderen Bewertung. Harm Rykena (AfD) meinte, die Ergebnisse seien eine „schallende Ohrfeige für Rot-Grün“ und es helfe nicht, wenn man jetzt so weitermache wie bisher. Soziales Lernen und die Basiskompetenzen gleichermaßen stärken zu wollen, sei ein „untauglicher Versuch, ein untaugliches System“ weiterzuführen. Sophie Ramdor (CDU) betonte, dass es ohne genügend Sprachkenntnisse keine Teilhabe gebe. Im Koalitionsvertrag sei aber die Sprachbildung eingebettet in eine thematische Sammlung, zu der auch Gesundheits-, Demokratie- oder Musikbildung zählten. „Ohne ausreichende Sprachbildung wird es aber keinen Austausch über Diversität oder Demokratie geben“, sagte die CDU-Politikerin, die bis vor kurzem selbst als Grundschullehrerin gearbeitet hatte. Sie forderte eine flächendeckende Diagnostik bei den Drei- bis Vierjährigen, ein einheitliches Vorschulprogramm und eine Stärkung der Schul-Kindergärten an Orten mit besonderem Unterstützungsbedarf.