Ist Ihnen schon einmal die Idee gekommen, dass wir vielleicht alle nur Teil eines neuen Roland-Emmerich-Films sein könnten? Niemand inszeniert den Untergang der Welt so bildgewaltig wie der gebürtige Stuttgarter, der heute seinen 65. Geburtstag feiert. Mit Katastrophenfilmen wie Independence Day (1996), Godzilla (1998), The Day After Tomorrow (2004) oder 2012 (2009) hat Emmerich Kino-Geschichte geschrieben.

Dass die Weltgemeinschaft aber nicht durch Aliens, mutierte Echsen, den Klimawandel oder Pol-Verschiebung inklusive Kontinentaldrift herausgefordert sein könnte, sondern durch ein kleines, unsichtbares Virus, hat sich der Filmemacher wohl nicht vorstellen können. Oder: Vielleicht ist eine Pandemie mangels Bild einfach nicht so Blockbuster-tauglich.

Schwer vorstellbar ist auch, dass Emmerich in seinen Katastrophenfilmen erst einmal das Parlament zusammenruft, damit die Volksvertreter über die richtigen Maßnahmen zur Abwehr der Alien-Invasion beratschlagen können. Stattdessen setzt sich da der Präsident gleich selbst in den Kampfjet, um den Angreifern den Garaus zu machen.

Darf Weil im Cockpit der Corona-Abwehr-Staffel sitzen bleiben? – Foto: alashi/kupicoo

Im niedersächsischen Landtag wird es heute um die Frage gehen, ob Ministerpräsident Stephan Weil weiterhin im Cockpit der Corona-Abwehr-Staffel sitzen darf – oder ob es nicht doch an der Zeit ist, mit geeinten parlamentarischen Kräften eine neue Strategie zu entwickeln. Grüne und FDP sind fest entschlossen, den künftigen Kurs mitbestimmen zu wollen. Die Regierungskoalition erteilt diesem Wunsch aber eine Absage – und bietet stattdessen eine parlamentarische Beratung der jeweils neuen Verordnung im Sozialausschuss an.

Grünen-Fraktionschefin Julia Hamburg wird (um im martialischen Emmerich-Katastrophen-Jargon zu bleiben) heute das Feuer auf die Corona-Verordnung eröffnen und gleich zehn Salven in kurzer Folge abgeben. Die FDP versucht es stattdessen mit einem fokussierten Schuss – ihrem Antrag „Für eine nachhaltige Corona-Strategie“. Was sich die Freidemokraten vorgenommen haben, lesen Sie heute im Rundblick.


Rundblick online

Wie stark kann das Parlament in der Corona-Politik mitbestimmen?

Die Corona-Politik des Landes ist vor allem Verordnungspolitik der Regierung. Doch das könnte sich ändern. Zumindest versuchen die Grünen nun, die anderen Fraktionen unter Zugzwang zu setzen. Artikel lesen


Neben der Corona-Politik wird sich der Landtag heute noch mit ein paar handfesteren Themen beschäftigen. Der „Niedersächsische Weg“ ist nun an seinem vorläufigen Endpunkt im Plenarsaal angelangt und soll heute beschlossen werden. Umweltminister Olaf Lies hat gestern noch einmal beim BUND vorbeigeschaut, um für den Deal der Landesregierung mit den Umwelt- und Agrarverbänden zu werben. BUND-Vizechef Axel Ebeler attestierte dem Gesetzespaket ein „Meilenstein“ zu sein. Das klingt doch gut.

Anschließend soll im Landtag noch die niedersächsische Bauordnung geändert werden. Worin die Knackpunkte liegen, lesen Sie heute im Rundblick.

Beim niedersächsischen Bauernverband wird bald jemand Neues im Cockpit Platz nehmen und das Steuer übernehmen. Von katastrophalen Zuständen a lá Emmerich ist man dort aber weit entfernt. Corona-konform wird der Nachfolger von Albert Schulte to Brinke in den kommenden Wochen per Briefwahl ermittelt. Das Verfahren ist klar geregelt und das Ziel steht fest: Anfang Dezember soll der neue Präsident pünktlich die Geschäfte übernehmen. Fest steht auch schon: Der unterlegene Kandidat wird nicht per Schleudersitz entfernt, sondern unterstützt die Verbandsführung weiterhin als Vize-Präsident.

Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers (links) zu Gast in der Rundblick-Redaktion bei Niklas Kleinwächter. – Foto: kw

Doch wofür stehen die beiden Bewerber? Wir haben vorab schon einmal mit ihnen gesprochen. Das Interview mit Jörn Ehlers (Foto oben) lesen Sie heute im Rundblick (Abo hier). Es geht darin um den Streit über die Dünge-Verordnung, die neue Bauernbewegung und sein Ziel, Wertschöpfung und Wertschätzung zu verbessern. Was Holger Hennies zu sagen hatte, lesen Sie dann in den kommenden Tagen.

Ich wünsche Ihnen einen katastrophenfreien Dienstag

Niklas Kleinwächter