Niedersachsens Agrarministerin Miriam Staudte (Grüne) erwartet grünes Licht aus Berlin für die dringend benötigte Förderung von Aufforstungs- und Waldumbaumaßnahmen. Am Freitag sprach die Ministerin von „Signalen aus Berlin“, die ankündigten, dass die Umschichtung von Finanzmitteln aus dem „Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz“ (ANK) in den Finanztopf der „Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz“ (GAK) „tatsächlich kommen soll“. Aufgrund der notwendig gewordenen Einsparungen im ursprünglich veranschlagten Bundeshaushalt war auch die Ausstattung des Forst-Anteils innerhalb der GAK in Frage gestellt worden.

Die Ministerin zeigte sich nun zuversichtlich, dass die Gelder im kommenden Jahr wie geplant fließen werden. Ohnehin war erst relativ spät seitens der Bundesebene eine Finanzverteilung zugunsten der Waldförderung in Aussicht gestellt worden. Niedersachsen habe sich aber rasch darauf eingestellt und mehr als 37 Millionen Euro im Landeshaushalt für die Co-Finanzierung der Bundesförderung vorgesehen.

Benötigt werden die Fördergelder, um den in den vergangenen Jahren durch Witterung und Klima stark beeinträchtigten niedersächsischen Wald fit zu machen für eine klimatisch anspruchsvollere Zukunft. Ein intakter Wald sei ein guter Klimaschützer und trage auch dazu bei, etwa Erosion zu vermeiden, erläuterte Staudte bei der Vorstellung des diesjährigen Waldzustandsbericht, den die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt in Göttingen erarbeitet hat. Allerdings musste sie feststellen: „Die Situation ist besorgniserregend.“

Ulrike Talkner und Agrarministerin Miriam Staudte (Grüne) stellen den Waldzustandsbericht vor. | Foto: Kleinwächter

Bei der Stichprobeninventur betrachteten die Forscher in diesem Jahr 287 Aufnahmepunkten im Wald und inspizierten dabei mit Ferngläsern die Baumkronen, suchten nach Schäden oder ermittelten, wie viele Bäume abgestorben sind. Ulrike Talkner, Leiterin der Abteilung Umweltkontrolle bei der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt, hat folgenden Zustand beschrieben:

Kiefer hält sich wacker: Die Kiefer habe wenig auf die Witterung der vergangenen Jahre reagiert. Aufgrund des Verdunstungsschutzes der Nadeln und der Robustheit des Wurzelsystems sei diese Baumart gut angepasst und werde in Zukunft von Bedeutung sein. Allerdings drohe Gefahr durch Mistelbefall, der zwar in Niedersachsen noch nicht verbreitet sei, in Sachsen-Anhalt und Hessen aber schon beobachtet werden kann. Gegen die Ausbreitung des Halbschmarotzers, der sich von Wasser und Nährstoffen des befallenen Baumes ernährt, lässt sich wenig machen. „Er kommt und wir können nichts tun, außer entschieden gegen den Klimawandel vorzugehen“, erklärte Talkner.



Buche steht stabil aber leidet: Die Buche hat die früher so weit verbreitete Fichte vom zweiten Platz der am häufigsten in Niedersachsen vorkommenden Baumarten verdrängt. Jüngere Bäume stünden besser da als alte, berichtete Talkner. Aber: „die Buche leidet schon“.

Eiche kann ein Lichtblick sein: Dass die Eichen geschwächt seien, erkenne man am deutlichsten am Schädlingsbefall. „Die Schadinsekten haben erst dann eine Chance, wenn die Eiche ohnehin schon geschwächt ist“, erläuterte Talkner. Allerdings erkennt sie in der Beschaffenheit dieser Baumart eine Chance: Weil Eichen Hybride bilden können, seien eine große Vielfalt und besonders gute Anpassungsfähigkeiten zu erwarten. Allerdings erläuterte Talkner, dass die aktuellen rechtlichen Beschränkungen zur Auswahl von Saatguternte-Beständen dem Ansinnen entgegenstünden, Saatgut von solchen Baumarten zu gewinnen, die etwa mit besonders wenig Wasser auskommen. Wie das Agrarministerium mitteilte, sei die EU-Kommission derzeit damit befasst, die entsprechenden Bestimmungen europaweit neu zu fassen. Niedersachsen bringe sich in diesen Prozess aktiv ein.

Fichte im Jammertal: Bei den einst so weit verbreiteten Fichten sei die Vitalität derzeit so stark geschwächt wie in 40 Jahren der Waldzustandsermittlung noch nicht. Doch das Absterben der lädierten Baumart schafft Platz für Neues, wie Talkner ausführte. Bei den heimischen Arten setzt man künftig verstärkt auf Ahorn und Wildkirsche, bei den importierten Arten auf Rotkirsche, Douglasie und Küstentanne.