der Umgangston im niedersächsischen Landtag ist zum Glück ein anderer als bei der Familie Tetzlaff.  In den 70ern zog Familienoberhaupt Alfred Tetzlaff in der beliebten Fernsehserie „Ein Herz und eine Seele“ in einer Art und Weise über alles und jeden her, die heute schier undenkbar ist. Heute wäre der Alfred-Darsteller Heinz Schubert 95 Jahre alt geworden.

Säße Ekel-Alfred heute tatsächlich im Landtag, würde er sicher von Ordnungsrufen übersät. In der Parlaments-Debatte zur pandemiefesten Schule wäre ihm womöglich noch eine „Dusselige Kuh!“ herausgerutscht, als CDU-Fraktionsvize Mareike Wulf den Kurs des Kultusministers offen kritisiert hat. Sie sagte:

Foto: Wulf

Ich möchte ausdrücklich betonen, dass die unflätigen Ekel-Alfred-Worte gestern sicher nicht im Hohen Haus zu hören gewesen sind. Rundblick-Chefredakteur Klaus Wallbaum notierte nach Wulfs Tabubruch lediglich Unruhe und Gemurmel und grimmige Blicke in der SPD-Fraktion. Was genau dort in dem Moment gedacht wurde, bleibt Spekulation.

Noch viel weniger möchte man sich allerdings ausmalen, was Alfred Tetzlaff zur Debatte über den Kampf gegen Islamisten in niedersächsischen Gefängnissen gesagt hätte. Deshalb verkneifen wir uns auch jeden Griff in den üppigen Zitate-Kasten und verweisen lieber auf die Lektüre des heutigen Rundblicks. Angemerkt sei aber noch: Die Grenzen des Sagbaren reizte in dieser Debatte gestern Sebastian Zinke (SPD) aus, der seinerseits auch nur zitierte, und zwar die Österreicher, die nach dem islamistischen Anschlag in Wien lautstark ausriefen:

„Schleich di, du Oaschloch!“


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Um das verminte Gebiet der Alfred-Zitate gleich ganz verlassen zu könne, widmen wir uns lieber einem anderen Geburtstagskind: Michael Ende wäre heute 91 Jahre alt geworden. Ist zwar kein Jubiläum, aber immerhin politisch korrekt. Und mit Michael Ende lässt sich auch direkt überleiten zur gestrigen Wolfs-Debatte im Landtag. Die einen mögen da sofort an den schaurigen Fabel-Bösewicht Gmork denken, für die anderen ist die Wolfs-Debatte an sich eher eine „unendliche Geschichte“. Der böse Wolf Gmork war es jedenfalls, der zu Atéju sagte:

„Und ich habe versucht, dem Nichts zu helfen. Weil man Menschen, die ohne Hoffnung sind, leichter unter Kontrolle halten kann. Und wer die Welt unter Kontrolle hält … der hat die MACHT!”

Besonders in den ländlichen Regionen Niedersachsens macht sich aufgrund zahlreicher Wolfsrisse Hoffnungslosigkeit breit. Die Große Koalition in Niedersachsen möchte dem nun aber entgegenwirken. Der Entschließungsantrag allein wird zwar noch nichts ändern, aber Marcus Bosse (SPD) und Frank Schmädeke (CDU) freuen sich auch schon über das wichtige Signal, das davon ausgeht.

Apropos unendliche Geschichte: Im Landtag ging es gestern auch erneut um die „roten Gebiete“, die der Landwirtschaft seit Langem Bauchschmerzen bereiten. In diesen besonders mit Nitrat belasteten Gebieten sollen die Bauern künftig weniger Dünger einsetzen dürfen. Hermann Grupe (FDP) wollte gestern im Landtag wissen, ob die Landwirte da bald eine Entlastung erwarten können – wie etwa in Schleswig-Holstein. Wie es scheint, kann man in der Landesregierung auch hier einen Schimmer am Horizont erkennen. Ein bisschen Zeit braucht es aber noch…