In den MINT-Fächern bricht nach wie vor jeder dritte Student das Studium ab. Laut Niedersachsens Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajić sind es im Bereich Mathematik sogar bis zu 50 Prozent. „Auf der einen Seite gibt es allein durch das Thema Industrie 4.0 einen enorm hohen Bedarf an Absolventen. Auf der anderen Seite sind die Abbrecherquoten hoch und einzelne MINT-Studiengänge nicht ausgelastet“, beklagt Heinen-Kljajić. Sie hat deshalb am Mittwoch zusammen mit dem Vorsitzenden der Landeshochschulkonferenz (LHK), Wolfgang-Uwe Friedrich, dazu eine gemeinsame Vereinbarung unterzeichnet. Studenten der Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik sollen landesweit in Zukunft besser informiert und unterstützt werden, um die Abbrecherquoten zu senken. Im vergangenen Jahr hatte es in den MINT-Fächern fast 15.000 Studienanfänger gegeben, ein Drittel davon waren Frauen.

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Auf der Seite der Politik setzt Heinen-Kljajić unter anderem auf einen „Gesprächskreis Mathematik in Schule und Hochschule“, um die Situation zu verbessern. Der Kreis soll zum Jahresende ein Papier vorlegen soll, an dem sich dann Hochschulen und Schulen orientieren können. „Darin können die Schulen darlegen, was leisten und die Hochschulen, was sie einfordern“, sagte die Wissenschaftsministerin, die zugleich Kritik an der schulischen Vorbildung der Studenten. Die Kritik der Hochschulen an den Mathematikkenntnissen der Schüler bezeichnete sie als berechtigt. „Da hat sich in der Vergangenheit an der einen oder anderen Stelle ein Curriculum entwickelt, welches vielleicht doch an den Anforderungen für ein Studium vorbei geht. Das soll jetzt korrigiert werden. Die Empfehlungen des Gesprächskreises sollen sowohl in die Curricula der Schulen als auch in die Curricula der Hochschulen Eingang finden“, so Heinen-Kljajić.

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Die Vereinbarung sieht darüber hinaus vor, dass MINT-Studenten in der Anfangsphase stärker unterstützt werden. „Hier liegt oft die Ursache für einen Studienabbruch. Deshalb wird es für alle Studiengänge künftig Vorkurse und obligatorische Tutorien geben. Zudem sollen an allen Hochschulen Studieneingangskoordinatoren Ansprechpartner für die Studenten sein“, sagte die Ministerin. Ziel sei es, dass die Qualitätsstandards für das MINT-Studium an allen niedersächsischen Standorten und in allen Studiengängen gleich hoch sind. Dies sei bundesweit einmalig.

Gabriele Heinen-Kljajić (Mitte) und Wolfgang Uwe-Friedrich bei der Unterzeichnung der Vereinbarung – Foto: MB.

LHK-Präsident Wolfgang-Uwe Friedrich verspricht sich viel von mehr und besseren Informationen für die Studenten zu Beginn des Studiums. „Der Bewerber soll vorher schon ein Bild bekommen, ob er für so einen Studiengang überhaupt geeignet ist“, erklärt Friedrich. „Häufig ist es so, dass sich Studierende zu Beginn über den Umfang des Studiums gar nicht so im Klaren sind. Dann beginnt der schmerzliche Prozess, und man begreift im dritten, vierten oder fünften Semester, dass man für das Studium gar nicht geeignet ist.“ Deshalb sei es sinnvoll, die Beratungsangebote bereits im Vorfeld und bei Studienbeginn substanziell zu verbessern. „Gerade in der Studieneingangsphase dürften Studenten nicht alleine gelassen werden, um dann ein Frustrationserlebnis nach dem anderen zu haben“, ergänzte die Ministerin.

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Friedrich zufolge haben die Hochschulen bereits Modelle entwickelt, um die Zahl der Studienabbrecher im MINT-Bereich zu senken. Dabei gebe es schließlich auch finanzielle Interessen. „Ein Parameter der Landesformel sind Absolventenzahlen. Das bedeutet: Studienabbrecher werden gewichtet und monetär sanktioniert. Durch sie verlieren die Hochschulen Geld“, so Friedrich. Die einzelnen Modelle der Hochschulen sollen jetzt zusammengefasst werden. „Unser Ziel ist es, dass die Hochschulen voneinander lernen.“