Dass ihr Sohn einmal Bürgermeister wird, haben die Eltern von Marlo Kratzke wohl nicht erwartet. Als er angefangen hatte, sich politisch zu engagieren, waren sie nämlich zunächst nicht begeistert und hatten Sorge, dass er seinen Job vernachlässigen würde. Inzwischen ist die Politik sein Job: Marlo Kratzke ist Bürgermeister von Ronnenberg (Region Hannover) und heute unser Politiknerd der Woche.

Politiknerd Marlo Kratzke | Foto: privat

Zur SPD kam Marlo Kratzke im Jahr 2010, als er gerade dabei war, sein Abitur abzulegen. Es waren seine Lehrer, die sein politisches Interesse gefördert haben, berichtet Marlo Kratzke im Gespräch mit dem Politikjournal Rundblick. Doch bevor er sich für die Sozialdemokraten entschiedet hat, hatte er sich zuvor auch mit anderen Parteien beschäftigt, zumindest mit der Linkspartei und mit den Grünen. Überzeugt hat ihn das Anliegen, allen Menschen Aufstiegsmöglichkeiten zu verschaffen – unabhängig vom Elternhaus. Diese Erfahrung hat Kratzke, der sein eigenes Elternhaus als bildungsfern beschreibt, auch selbst gemacht.

Als er noch neu war in der Partei, gehörte Kratzke zu den Skeptikern an der Parteibasis. Einmal kam die frühere Bundestagsabgeordnete Edelgard Bulmahn zum Gespräch im Wahlkreis, und bei der Gelegenheit warf er ihr vor, dass die SPD in der Bundesregierung nicht progressiv genug sei. Schnell lernte er dann, dass man selber etwas bewegen kann, wenn man sich einbringt. Ein Erfolg seiner frühen Politikerphase sei die Jugendnetzkarte, für die er sich damals eingesetzt hatte. Wenn junge Menschen heute mit einem vergünstigten Ticket den öffentlichen Nahverkehr nutzen können, dann macht es ihn stolz, weil er sich vor Jahren dafür eingesetzt hatte.



Neben dem Aufstiegsversprechen war für Marlo Kratzke aber auch schon von allem Anfang an der Klimaschutz. Seine Kommune Ronnenberg klimaneutral auszurichten, sei sein Herzensanliegen. Da er aus einer Industriearbeiter-Familie kommt, sei es ihm wichtig, Klimaschutz und Wirtschaft zusammenzudenken. Deshalb hat er für Ronnenberg einen Windpark planen lassen, der die Stadt nichts koste, dafür aber Jobs schaffe und für die Stadtkasse noch 115.000 Euro abwerfe. Eine Win-win-Situation, über die er sich freue.

Aktuell befindet sich Marlo Kratzke in Elternzeit. Für zwei Monate zieht er sich ein bisschen zurück, lässt sich in der Verwaltung vom ersten Stadtrat und bei repräsentativen Tätigkeiten von den stellvertretenden Bürgermeistern vertreten. Aber so ganz taucht er selbst in dieser Zeit nicht ab, Elternzeit ist bei Politikern eben nicht so vorgesehen. „Trotzdem bleibe ich natürlich auch in dieser Zeit Bürgermeister. Ich leite weiter Sitzungen der Verwaltungsleitung und werde da sein – wenn es notwendig ist“, schrieb er kürzlich auf Facebook. Dort, in den sozialen Netzwerken, wird es derzeit aber mal etwas ruhiger…


Fast jede Woche stellt die Rundblick-Redaktion im kostenlosen Sonntagsnewsletter die „Politiknerds“ aus Niedersachsen vor. Ihre politischen Ziele mögen sich unterscheiden, aber was sie verbindet, ist die Leidenschaft für Politik. Noch sind sie keine Polit-Promis – aber ohne die Engagierten an der Parteibasis, im Verein oder anderswo wäre unser politisches System deutlich ärmer.