Deutschland diskutiert die K-Frage: Die Debatte um eine Katzensteuer wühlt Katzenbesitzer auf und führt bei manchem Hundebesitzer möglicherweise zu leichter Schadenfreude. Aber: Ist so eine Katzensteuer überhaupt sinnvoll? Ein Pro & Contra von Martin Brüning und Klaus Wallbaum:

Für seinen Contra-Beitrag hätte vielleicht das Bild der Katze des Kollegen Wallbaum genügt - er hat dennoch auch einen Text geschrieben, siehe unten - Foto: KW

Für seinen Contra-Beitrag hätte vielleicht das Bild der Katze des Kollegen Wallbaum genügt – er hat dennoch auch einen Text geschrieben (siehe weiter unten) – Foto: KW

 

PRO: Katzenhalter machen es sich im Gegensatz zu Hundehaltern recht leicht. Wer die Balkontür öffnet, macht sich auch frei von der eigenen Verantwortung, meint Martin Brüning.

Warum hat Deutschland eigentlich keine Katzensteuer? An der großen Gruppe der fast 13 Millionen Katzenhalter in Deutschland kann es eigentlich nicht liegen. Schließlich hat der Staat keine Scheu, sich bei der Erhebung von Steuern mit noch viel größeren Gruppen anzulegen. Er traktiert 36 Millionen Autofahrer jedes Mal an der Tankstelle und schreckt auch nicht vor der Biersteuer zurück, obwohl die Deutschen jedes Jahr pro Kopf über 100 Liter Bier trinken. Hält der Naturschutzbund eine Katzensteuer politisch und gesellschaftlich für „überhaupt nicht durchsetzbar“, weil 13 Millionen Deutsche eine Katze haben?

In einigen Regionen verursachen (vermeintlich) herrenlose Katzen große Probleme. Wenn es zwei Millionen wilde Katzen in Deutschland gäbe, fielen diesen 14 Millionen Vögel im Jahr zum Opfer, schätzt der Deutsche Jagdverband. Ob allerdings immer herrenlose Katzen die Täter sind, weiß niemand. Schließlich streunen auch Hauskatzen überall frei herum. Die Katze, die im Sommer vor unserer Terrasse schon um unsere Meerschweinchen herumschlich, war jedenfalls keine wilde Katze, sondern ein gepflegtes Tier aus der Nachbarschaft. Hätten wir sie nicht rechtzeitig vertrieben, hätten wir unseren Kindern erst einmal die Naturgesetze näher erläutern müssen. Der Besitzer des Übeltäters wäre unerkannt geblieben.

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Katzenhalter machen es sich im Gegensatz zu Hundehaltern recht leicht. Wer die Balkontür öffnet, macht sich auch frei von der eigenen Verantwortung. Wenn etwas passiert, sind sich Katzen- und Hundehalter ähnlich. Das eigene Tier kann natürlich niemals daran schuld sein. Noch wichtiger als die Steuer ist angesichts der millionenfachen Streuner dort draußen das vom Tierschutzbund geforderte Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungsgebot. In Paderborn gibt es das schon – andere Städte und Gemeinden sollten es sich zum Vorbild nehmen.

Aber auch eine Steuer könnte dazu beitragen, den Besitzern den Wert der Katze einmal zu verdeutlichen. Zu wünschen wäre, dass sich künftige Katzenhalter durch diese Kosten bewusster für das Tier entscheiden und sich die Gefahr, dass das Tier später ausgesetzt wird, dadurch verringert. Das muss zwar nicht so eintreten, man könnte es aber einmal ausprobieren. Bereits zu Beginn einer Diskussion vor der 13 Millionen Halter umfassenden Katzen-Lobby einzuknicken, ist jedenfalls keine Lösung.

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Pro & Contra: Martin Brüning (li.) und Klaus Wallbaum

Pro & Contra: Martin Brüning (li.) und Klaus Wallbaum

 

CONTRA: Eine Katzensteuer ist Unsinn, weil sie auch dem Wesen der Katze widerspricht, sagt Klaus Wallbaum.

Es ist doch völlig richtig, dass es eine Hundesteuer gibt und keine Katzensteuer. Denn die beiden Tiergattungen lassen sich doch gar nicht miteinander vergleichen. Und nur weil eine große deutsche Sonntagszeitung seit Wochen eine Kampagne gegen Katzen fährt und diese als bösartige Raubtiere darstellt, muss die Republik jetzt nicht über die Einführung einer neuen Steuer nachdenken. Offenbar sind da die Hundefreunde am Werke, die es nicht länger hinnehmen wollen, für ihre Lieblinge regelmäßig eine Abgabe entrichten zu müssen. Statt sich aber gegen die Steuer zu wenden, schieben sie vielmehr die Katzen vor. Das ist keine ehrliche Debatte.

Das Wesen der Katze hat niemand so treffend beschrieben wie ein Katzenliebhaber, der legendäre britische Premierminister Winston Churchill. „Ich mag Schweine“, sagte Churchill einst und begründete es so: „Hunde schauen zu uns auf, Katzen auf uns herab. Schweine begegnen uns auf Augenhöhe.“ Darin kann man, wenn man will, auch eine Begründung für die Hundesteuer ablesen. Der Hund tut, was sein Herrchen oder Frauchen ihm befiehlt. Hunde hinterlassen beim Gassigehen Dreck, und die Besitzer sind gehalten, diesen aufzusammeln. Das geschieht oft nicht, der Dreck liegt herum. Gibt es zu viele Hunde, oder ist der Platz zum Gassigehen zu eng bemessen, so wird der Dreck zur Last – vor allem auf Kinderspielplätzen kann er auch zum hygienischen Problem werden. Die Straßenreinigung kostet, da ist die Hundesteuer nur recht und billig. Nun die Katze: Sie hat daheim ein Katzenklo, benutzt es dort (soweit dieses regelmäßig gereinigt wird). Wenn die Katze Freigänger ist und in der freien Natur ihre Notdurft erledigt, verbuddelt sie den Kot anschließend. Sie achtet auf Reinlichkeit. Natürlich gibt es auch hier ein Problem: Zu viele Katzen in der freien Natur verursachen zu viele, wenn auch verbuddelte, Dreckhaufen. Dagegen aber hilft auch eine Katzensteuer nicht, denn die würde wohl vorwiegend die Besitzer solcher Tiere treffen, die daheim ihre Katzentoilette aufgestellt haben. Eine Kastrationspflicht für Kater wäre hier ein sinnvoller Weg, womöglich verknüpft mit der Pflicht für Katzenbesitzer, die eigene Katze mit einem Chip registrieren zu lassen.

Doch dort enden dann die Eingriffsmöglichkeiten schon, denn das Wesen der Katze ist eben ein anderes als das des Hundes. Der Hund als treuer Diener gehorcht, führt Anordnungen aus – also lässt sein Verhalten auf die Erziehung durch die Besitzer schließen. Bei der Katze geht das nicht, sie hat immer ihren eigenen Kopf und würde sich verbitten, dass ihr ein bestimmtes Verhalten vorgeschrieben wird. Sie lässt sich weniger steuern – also kann man hier auch nicht mit Steuern arbeiten. Wenn die Hundesteuer den Hundebesitzer an seine Verantwortung und seine Pflichten erinnert, sind die Verantwortlichkeiten der Katzenbesitzer begrenzt: Ein Kater lässt sich ungern sagen, was er zu tun und zu lassen hat. Oft ist seine Bindung an einen Haushalt auch nur von vorübergehender Natur – nicht selten kommt es vor, dass eine Katze verschwindet, weil sie woanders ein reichhaltigeres Essen oder einen gemütlicheren Schlafplatz gefunden hat. Und wer wirklich meint, man könne von Katzenbesitzern einen strengeren Umgang mit den Tieren verlangen, der solle doch bitte mal versuchen, eine Katze an die Leine zu nehmen. Viel Vergnügen dabei!

Ja, zu viele Katzen in der freien Natur haben Nachteile, sie töten aus ihrem Spieltrieb heraus Jungvögel, sie bedrohen die Artenvielfalt. Auch kluge Zeitgenossen wie Hartwig Fischer vom Deutschen Jagdverband fordern Schritte gegen die Ausweitung der Population. Das ist durchaus sinnvoll – nur eine Katzensteuer, bitteschön, ist die falsche Antwort. Vielleicht sollte man den Katern, die nachts auf Wanderschaft gehen, ein Glöckchen umhängen – damit sie sich beim Angriff auf die Jungvögel selbst verraten. Eines aber ist sicher: Jede Katze würde sich so etwas nur widerwillig anheften lassen.

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