Der Herbst fühlt sich eher wie ein Sommer an, und bei 24 Grad denkt man nicht unbedingt an den Grippeschutz. Sozialministerin Carola Reimann hat dennoch an die Niedersachsen appelliert, sich gegen Grippe impfen zu lassen. „Das Wetter ist so, als ob es gar keinen Winter gäbe. Aktuell gibt es in den meisten Landkreisen auch keine Grippeviren. Dennoch dürfen wir die Grippe nicht unterschätzen“, sagte Reimann am Montag in Hannover. In den vergangenen vier Wintern habe es relativ starke Grippewellen gegeben.

Im Sozialministerium ließ sich ein „Prominenter“ impfen: das Verteilen der Geschenke zu Weihnachten ist schon einmal gesichert – Foto: MS Niedersachsen

„Eine echte Grippe ist keine Schnupfen, sondern eine schwere, mitunter lebensbedrohliche Erkrankung. Bei starken Grippewellen kann man davon ausgehen, dass in Deutschland 20.000 Menschen durch die Grippe sterben.“ Gerade Menschen, die im Alltag viele andere Menschen treffen, sollten sich Reimann zufolge impfen lassen. Das gelte zum Beispiel für Ärzte, Lehrer oder Verkäufer. Je mehr Menschen geimpft seien, desto schlechter könnten sich auch die Grippenviren in der Bevölkerung ausbreiten. Die Grippe werde auch deshalb häufig unterschätzt, weil sie immer im Kontext mit einer Erkältung komme. „Es ist aber keine Erkältung, sondern eine sehr ernstzunehmende Erkrankung.“


Lesen Sie auch:

Antibiotika-Einsatz soll weiter sinken


Matthias Pulz, Präsident des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes, räumte mit Mythen rund um die Grippe auf. Man höre immer wieder, man sei ja noch nie krank geworden oder man sei erst durch die Impfung krank geworden. „Die Grippe ist keine harmlose Erkrankung. Sie unterscheidet sich von einer Erkältung durch die Möglichkeit, schwer zu erkranken oder auch durch schwere Komplikationen, die entstehen können.“

Die Impfung sei das Beste, was man derzeit habe. Man könne damit nicht jede Erkrankung verhindern, die Verläufe ließen sich aber deutlich abmildern. Er sei froh, dass die intensive Diskussion des vergangenen Jahres um einen Drei- beziehungsweise Vierfachimpfstoff vorbei sei. Das habe nicht gerade für Vertrauen gesorgt, weil die Wirkung auch nicht optimal gewesen sei, sagte Pulz. Jetzt haben wir einen Vierfachimpfstoff. Entscheidend sei jetzt aber, dass möglichst viele diesen Impfstoff auch nutzen. „Wenn sich weniger als 40 Prozent bei den 60-Jährigen impfen lassen und nur 60 Prozent bei den Ärzten und ein Viertel der Pfleger, dann haben wir eine völlig unbefriedigende Situation. Damit sind wir nicht in der Lage, einer Grippewelle in entscheidendem Maße Einhalt zu gebieten.“

https://soundcloud.com/user-385595761/landesgesundheitsamt-grippe-ist-keine-harmlose-erkrankung

Viele überschätzen Pulz zufolge auch ihre eigene Gesundheit. „Es ist traurig: Wenn man selbst einmal die Grippe hatte, ist das die beste Motivation, sich impfen zu lassen. Wenn man selbst einmal zwei Wochen oder länger außer Gefecht war, möchte man das nicht noch einmal erleben.“ Die Monate Oktober und November gelten als idealer Zeitraum für eine Grippeschutzimpfung. Die Ständige Impfkommission am Robert Koch Institut empfiehlt die Impfung für alle über 60-Jährigen und diejenigen, die im Alltag mit vielen Menschen zu tun haben.