Als eine „gewagte Kur mit ungeheuerlichen Mitteln“ wird die „Rosskur“ im Grimmschen Wörterbuch von 1893 definiert. Heute befindet sich der Begriff immer noch für alles Mögliche in Verwendung – mit der medizinischen Behandlung eines Pferdes hat er aber nichts mehr zu tun. Das Ross ist in die Riege der Luxustiere aufgestiegen und lässt es sich dort gutgehen. Das ist auch dringend nötig, denn nicht nur die Reitersleute von heute haben Rücken – auch der überwiegende Teil ihrer Klepper leidet an orthopädischen Problemen.

Wer den ganzen Tag wie ein Ackergaul im Büro schuftet, bekommt oft zu wenig Bewegung. | Foto: GettyImages/tunart

Während der Bürohengst seinen Bewegungsmangel nach Feierabend mit einem Besuch im Fitnessstudio kompensieren kann, kommen selbst Freilandpferde nur selten auf ihre 60 Kilometer tägliche Bewegung. Die Antwort darauf kommt – wie könnte es anders sein – aus dem Gewerbegebiet von Klein Berßen (Landkreis Emsland). Dort hat der Maschinenbau-Ingenieur und Unternehmer Oliver Sandmann vor über zehn Jahren die Sascotec Horsepower GmbH gegründet, um die Welt der Pferde um Laufbänder, Aquatrainer und Solarien zu bereichern.

Obwohl Pferde nicht unbedingt dafür bekannt sind, dass sie den Münzschlitz fürs Solarium auf Anhieb treffen, boomt das Geschäft. „Die Nachfrage nach Sascotec-Laufbändern im Ausland zieht derzeit stark an“, sagt Stefan Lenz, Beteiligungsmanager bei der N-Bank Capital. Pferdewellness made im Emsland sei inzwischen auch in China, Saudi-Arabien, Australien, Neuseeland und den USA gefragt. Eine Tretmühle, die bis zu 45 km/h schafft und gleichzeitig 2000 Kilogramm aushält, kann eben nicht jeder herstellen. Vom 6000-Watt-Solarium mit Turbolüftung ganz zu Schweigen.

Ein gutes Pferd sonnt sich nicht länger als es muss: Das Pferdesolarium „Fastdry“ trocknet auch Ihren Schimmel in Minutenschnelle. Durch die anatomische Form, die an den Pferderücken angepasst ist, werden Rücken- und Lendenbereich optimal besonnt, verspricht der Hersteller. | Foto: Sascotec Horsepower

Nicht nur bei der N-Bank ist man zuversichtlich, dass sich die Unterstützung der Emsländer Firma mit einem „hohen sechsstelligen Betrag“ lohnt – schließlich hat allein die deutsche Pferdewirtschaft einen Jahresumsatz von 6,7 Milliarden Euro. Auch für Niedersachsen-Metall-Chef Volker Schmidt, der für den privatfinanzierten Teil der Beteiligungsgesellschaft Niedersachsen (BGN) steht, steht fest, dass die emsländische Innovationsschmiede wie die Faust aufs Auge zum Pferdeland Niedersachsen passt. „Wir freuen uns, wenn wir Sascotec dabei unterstützen können, neue Märkte zu erschließen. Ganz nach dem Motto: Sie kennen unsere Pferde, erleben Sie unsere Stärken“, sagt Schmidt.

Die Frage, ob Niedersachsen auch in die Solar-Industrie investieren sollte, spaltet dagegen das Land. Wie Sie heute im Rundblick nachlesen können, streiten der SPD-Ökonom Arno Brandt und Ex-Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU) mit guten Argumenten über das Für und Wider. Ausgangspunkt ist eine entsprechende Überlegung von Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD).

Für Diskussionsstoff sorgt außerdem die Besetzung des NDR-Rundfunkrates, die aus Sicht des Grünen-Landtagsabgeordneten Detlev Schulz-Hendel zwar keine Ross- aber eine Verjüngungskur benötigt. Und dann berichten wir noch über das Urteil des Landgerichts Verden zu den „schwarzen Kassen“ der Niedersachsen-AfD. Die beiden FDP-Politiker Alexander Grafe und Marco Genthe, die sich gegen das Ergebnis der Landtagswahl aufbäumen, sehen sich nun bestätigt. AfD-Landeschef Ansgar Schledde ist dagegen sicher, dass sich die beiden vergaloppiert haben und meint sinngemäß: „Immer sachte mit den jungen Pferden.“

Viel Spaß beim Lesen wünscht
Ihr Christian Wilhelm Link