Gutmütigkeit wird ja oft als Dummheit interpretiert. Einst stellten hungrige britische Seeleute fest, dass sich ein zutraulicher Vogel namens Booby (auf Deutsch heißt er auch nicht schmeichelhafter „Tölpel“) besonders leicht in eine Falle locken lässt. Das englische Wort „booby trap“ bezeichnete seitdem eine List, auf die nur Idioten hereinfallen. Mit zunehmendem Fortschritt der Waffentechnik wurden die Hinterhalte verheerender. Heute hat es nichts mehr mit ihrer Intelligenz zu tun, ob Menschen in Sprengfallen geraten. Das Wort „booby trap“ aber hat sich gehalten.

Ist der nicht süß? Seine Zutraulichkeit ist dem Booby oft zum Verhängnis geworden. | Foto: elmvilla/GettyImages

Dieser martialische Hintergrund waberte mir neulich im Drogeriemarkt durch den Kopf. Gleich hinter dem Eingang, wo immer der heiße Scheiß steht, stand diesmal eine Kiste mit der Aufschrift „Booby Tape“. Zwei neckische Punkte innerhalb der beiden Os machten unmissverständlich klar: Achtung, Wortspiel! Hier geht es um Brüste, englisch „boobs“. Dass Menschen mit Brüsten Boobies sind, denen man alles Mögliche verkaufen kann, wenn man sie erstmal angelockt hat, ist sicher eine böswillige Interpretation und keinesfalls intendiert.
 
Brüste stehen derzeit hoch im Kurs. Um die Frage, ob man sie im Schwimmbad entblößen darf, ist es etwas ruhiger geworden, seit sich herausgestellt hat, dass das nicht viele Menschen tatsächlich tun möchten. Also warum die Aufregung? Dafür haben entblößte Brüste, wie die Süddeutsche Zeitung am Wochenende eindrucksvoll zeigte, ihren Siegeszug in der Haute Couture und in der Hochkultur angetreten. Die diesjährige Biennale in Venedig zum Beispiel wird von einer Schau über Brüste begleitet.
 
Dass der Möpse-Trend nach Niedersachsen überschwappt, schwante mir vor einer Weile schon in einer konkurrierenden Drogeriemarkt-Kette. Verschämt zwischen Periodenunterwäsche und Osterdeko platziert entdeckte ich „Nippli“. Dieser noch peinlichere Name bezeichnet Aufkleber, die Brustwarzen bedecken. Wozu soll das gut sein?, fragte ich naiv. Sogar Männer haben Brustwarzen. Na und!? Eine Umfrage im Bekanntenkreis lieferte wenig Belastbares. Die sachlichste Antwort kam noch vom Kollegen Kleinwächter, auf den immer Verlass ist.

Neu im Drogeriemarkt: Booby Tape | Foto: Beelte-Altwig


 
Jetzt aber ist klar: Die Nippel-Cover braucht man, damit es hinterher nicht so wehtut, wenn man sich das Booby Tape wieder von den Brüsten reißt. Dieses Klebeband braucht man wiederum, um – siehe oben – in den transparenten oder tief dekolletierten Roben zu glänzen, die derzeit en vogue sind. Die Herstellerinnen warnen allerdings davor, es länger als sechs Stunden kleben zu lassen, es hektisch abzureißen, die Enden auszuleiern und noch vor einigem mehr. Hm. Offenbar hat sich zwar seit mehr als hundert Jahren herumgesprochen, dass Korsetts für die Gesundheit zumindest fragwürdig sind. Aber eine überzeugende Alternative für Menschen mit Brüsten scheint mir nach wie vor zu fehlen.
 
Dafür berichten wir heute im Rundblick über andere Alternativen:

  • Unternehmen, die sich für staatliche Bauaufträge interessieren, können sich jetzt unkomplizierter bewerben.
  • Ansgar Schledde wird der neue AfD-Chef in Niedersachsen. Bisher hat er seinen Einfluss schon aus dem Hintergrund geltend gemacht.
  • In Niedersachsen gibt es kaum noch güllebelastete Böden. Dieses Problem hat jetzt Spanien.
  • Beim Parteitag der Grünen am vergangenen Wochenende mangelte es an Alternativen zur Mainstream-Meinung, stellte Klaus Wallbaum fest.

Ich wünschen Ihnen einen Dienstag ohne Fallstricke, daür mit vielen Wahlmöglichkeiten!
Ihre Anne Beelte-Altwig