Wer die Shakespeare-Frage „Sein oder Nichtsein“ für sich beantwortet und noch einmal über die Marx-These, nach der das Sein das Bewusstsein bestimmt, nachgegrübelt hat, kommt sehr schnell zu der Frage, was das alles im Zusammenhang mit der Redensart „Mehr Schein als Sein“ bedeutet. Dann bestimmt doch schnell der Schein das Bewusstsein, was gut oder schlecht sein kann.

Jaaa, das ist wirklich unser Rundblick-Büro (Hust…) – Foto:imaginima

In Zeiten, in denen Reden und Handeln nicht mehr zwingend zusammenpassen müssen, wenn die Public Relations stimmt, ist der Schein vom Sein oftmals nur schwer zu unterscheiden. Gleich zwei Beispiele fielen dabei gestern in Niedersachsen auf.

Mehr Schein als Sein I: 

Wer ist eigentlich auf die Idee gekommen, ausgerechnet der IHK den Hut für die Clearingstelle Entbürokratisierung aufzusetzen? Vor der Pressekonferenz zum aktuellen Konjunkturklimaindex standen Journalisten gestern vor dem IHK-Gebäude erst einmal Schlange, um überhaupt hineinzukommen. Das sah aus wie inzwischen beim Bäcker am Sonntagmorgen.

Und zuvor waren die Kollegen auch noch gebeten worden – vermutlich aufgrund der unübersichtlich hohen Zahl von Journalisten, die über Wirtschaftspolitik in Hannover berichten – einen Zettel mit den Kontaktdaten mitzubringen. Ja, einen Zettel. Papier. Das war Bürokratie as its best, dagegen ist jedes Ministerium ein Hort der Moderne. Vielleicht sollte die IHK mit dem Clearing mal im eigenen Hause beginnen.

Wie es um die Geschäfte der Wirtschaft in Niedersachsen in diesen verrückten Zeiten bestellt ist, lesen Sie heute bei uns.

IHK-Chefin Maike Bielfeldt gestern in der Pressekonferenz – unseren Podcast mit ihr hören Sie hier:

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Mehr Schein als Sein II: 

So 100 Prozent öko, wie die Grünen erscheinen, sind sie in der Realität dann doch nicht immer. Die kommissarische SPD-Generalsekretärin Hanna Naber legt heute im Rundblick den Finger in die zweispurige Wunde. Stichwort: A49. „Wenn man den eigenen Ansprüchen gerecht werden will, muss man für Klarheit sorgen“, meint Naber.

Sonst muss man sich bei Grüns nach Wahlen irgendwann doch noch mal mit dem Sein und dem Nichts auseinandersetzen, Sartre lässt grüßen. Wie Hanna Naber den Grünen die Leviten liest – hier im O-Ton zu hören:

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Der Begriff des Seins und alle Metaphysik endet im Klassenzimmer, wo man als Schüler doch damals lieber eher selten war. Dennoch geht’s am Montag nach den Herbstferien wieder los, und wie der Unterricht vonstattengehen soll, erklärte gestern Kultusminister Grant Hendrik Tonne. Kurzbeschreibung: Präsenzunterricht, Maske wenn nötig, Befreiung mittels Attest für Schüler mit Risiko-Angehörigen und: lüften, lüften, lüften. Einen O-Ton vom Kultusminister hören Sie hier:

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Der Freitag ist übrigens auch so ein „Mehr Schein als Sein“-Tag. Er tut so, als würde er fast schon zum Wochenende gehören, und dann treffen wir uns doch wieder alle im Büro. Zweifeln Sie doch heute einmal die Existenz des Freitags an und tun so, als ob schon Sonnabend wäre.

Ein schönes Wochenende wünscht

Martin Brüning