Das Pokerspiel um die Zukunft der Nord/LB geht in eine womöglich entscheidende Runde. Bis übermorgen sollen die Interessenten ein Angebot abgeben – und dann werden Vorstand und Aufsichtsrat der Bank sehen, ob noch Nachverhandlungen nötig sind oder womöglich ein überzeugender Kandidat schon ein schlüssiges Konzept vorgelegt hat. Im zweiten Fall könnte es sehr schnell gehen, doch das ist wohl eher unwahrscheinlich. Über einem Modell, das in den vergangenen Wochen immer wieder mal als Favorit gehandelt wurde, ziehen nämlich dunkle Wolken auf: Der Einstieg der Hessisch-thüringischen Landesbank (Helaba) in die Nord/LB hat zu einem heftigen Streit innerhalb der Sparkassenfamilie geführt. Dabei schien die Überlegung zunächst naheliegend, denn in diesem Fall würde die Nord/LB in der Familie der öffentlich-rechtlichen Banken bleiben, die unerwünschten Risiken und Nebenwirkungen einer Kooperation mit einem privaten Anteilseigner blieben der Nord/LB somit erspart.

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Aber der Teufel im Helaba-Modell steckt im Detail, was auch damit zu tun hat, dass dies wohl nur ein Zwischenschritt zur Fusion von Helaba und Nord/LB wäre – mit der unschönen Folge für die Nord/LB, künftig mit einer Entscheidungszentrale in Frankfurt leben zu müssen. Auch der Einfluss der Niedersachsen-Vertreter im Aufsichtsrat wäre dann enorm geschmälert. Vor allem aber sorgt derzeit ein Zwist zwischen den Sparkassen für Probleme. Die niedersächsischen Sparkassen sind derzeit mit 26,4 Prozent an der Nord/LB beteiligt, den Löwenanteil trägt das Land Niedersachsen mit 59,1 Prozent. Die Helaba hingegen ist anders gestrickt, hier haben die Sparkassen klar das Sagen. Sie haben schon signalisiert, dass die Basis des Einstiegs bei der Nord/LB eine Beteiligung der niedersächsischen Sparkassen an dem hessischen Sparkassen-Reservefonds sein soll. Von bis zu 300 Millionen Euro, die die niedersächsischen Sparkassen in diesen Fonds einzahlen sollen, ist die Rede. Dieser Plan stößt beim Verband in Hannover auf Missfallen, zumal die Hessen einige lukrative Teile, etwa eine hessische Wohnungsbaugesellschaft, aus dem Paket herausscheiden wollen. Schon einmal, als es Anfang des Jahrtausends um die Berliner Bankgesellschaft ging, musste der Sparkassenverband Niedersachsen seine Mitglieder um eine Umlage bitten – seinerzeit klagte die Sparkasse Hannoversch Münden mit Erfolg. Seither steht fest, dass der Sparkassenverband per Satzungsbeschluss solche Zahlungsverpflichtungen nicht festlegen darf. Er müsste bilateral mit jedem Mitglied eine Sonderzahlung vereinbaren, und schon allein diese Vorstellung löst bei den 42 Sparkassen in Niedersachsen helle Aufregung aus.

Man wolle sich nicht von den Hessen über den Tisch ziehen lassen, um dann am Ende in einer fusionierten Bank den eigenen Anteil der niedersächsischen Sparkassen auf magere sechs Prozent sinken zu sehen, heißt es. Dann würden die niedersächsischen Sparkassen lieber aus der Nord/LB aussteigen. Möglich sei, sich den 26,4-Prozent-Anteil an der Bank (im Wert geschätzt auf 300 Millionen Euro) nicht auszahlen zu lassen, sondern im Tausch die Braunschweiger Landessparkasse aus der Nord/LB herauszutrennen und diese dann dem Sparkassenverband als Eigentümer zu übertragen. Darauf aber, heißt es, will sich Finanzminister Reinhold Hilbers nicht einlassen. Auf jeden Fall scheinen bei den Sparkassen die Fronten verhärtet. Wollte man hier die verschiedenen Interessen miteinander ausgleichen, so bräuchte man noch einige Wochen Zeit. Das reicht vom Geld für den Sicherungsfonds bis zur regionalen Verteilung von Zuständigkeiten, Posten und Bankstandorten. Da die Helaba eine 2-Milliarden-Investition kaum allein aufbringen kann, müsste auch noch die Deka-Bank in die Fusion mit einsteigen. Der mühevolle Abstimmungsprozess bei den Sparkassen ist nun die Chance für zwei andere Interessentengruppen – entweder die Commerzbank, die ja auch schon teilweise staatlich ist, oder Finanzinvestoren wie Cerberus oder Apollo. Würden sie schon in dieser Woche ein wirklich gutes Angebot übersenden, könnten sie das Glück des Schnellen haben und zügig mit der Nord/LB vertragseinig werden. Wenn gleichzeitig die Nord/LB die Masse ihrer faulen Schiffskredite schnell veräußern kann, woran derzeit eifrig gearbeitet wird, wäre auch noch eine Hürde für ein stärkeres Engagement des Landes Niedersachsen in die Nord/LB beiseite geräumt. In diesem Fall könnte noch bis Jahresende eine Lösung für die Nord/LB möglich sein – dann aber eine, bei der die Helaba leer ausginge.