Der Landesvorsitzende Lars Leopold will seine Partei durch unruhige See bringen. Doch um die Linke auf Kurs zu bringen, fehlt dem Kapitän noch ein weibliches Gegenstück. Kandidatinnen für die Doppelspitze gibt es mehrere. | Foto: Facebook/privat, Linke (2), Verdi, Hannover.de, GettyImages/Shaun, Montage: Rundblick Lowe

Für Mitte Juni plant die Linke in Niedersachsen, die 2017 mit 4,6 Prozent recht knapp am Einzug in den Landtag gescheitert war, die Aufstellung ihrer Landesliste für die Landtagswahl am 9. Oktober. Bis dahin sind noch anderthalb Monate Zeit. Wer männlicher Spitzenkandidat werden soll, ist schon seit Februar so gut wie sicher. Der Landesvorsitzende Lars Leopold aus Eime (Kreis Hildesheim) hat seinen Anspruch formuliert – ein 45-jähriger Groß- und Außenhandelskaufmann, der für seine nüchterne und bodenständige Art bekannt ist. Er dürfte vermutlich ohne Gegenbewerber nominiert werden. Wer aber wird den weiblichen Teil der Doppelspitze prägen?

Bisher hat sich die Linke hier nicht festgelegt, und nach dem „kleinen Parteitag“ am vergangenen Wochenende lichtet sich der Nebel auch noch nicht. „Es werden noch Gespräche geführt“, heißt es aus der Partei. Die krachende Niederlage der Linken bei der saarländischen Landtagswahl und die Personalquerelen an der Spitze der Bundespartei haben bisher die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Dahinter verblasste die Personalplanung im Landesverband.

Nun aber kommt doch Bewegung in die Debatte. Denn am Dienstag hat die Vorsitzende der Linken-Fraktion in der hannoverschen Regionsversammlung, Jessica Kaußen (32), ihre Bewerbung für die Spitzenkandidatur eingereicht. Im Wahlkreis Laatzen ist die Maschinenbau-Ingenieurin, Mutter einer siebenjährigen Tochter, schon aufgestellt worden. Sie wolle mehr Verantwortung übernehmen und werbe für eine Stärkung der kommunalen Finanzausstattung, schrieb sie in ihrer Vorstellung. Wie aussichtsreich sie mit ihrem Vorstoß sein wird, wird in der Linkspartei unterschiedlich beurteilt.

Jessica Kaußen bei ihrem Besuch in der Rundblick-Redaktion zur OB-Wahl in Hannover 2019.

Kaußen hat Wahlkampferfahrung, unter anderem trat sie 2019 bei der OB-Wahl in Hannover für die Linke an, erhielt aber nur 1,9 Prozent. Im Landesverband zählt sie zur realpolitischen Gruppierung „Forum demokratischer Sozialismus“, die jedoch bisher stets in einer Minderheitsposition geblieben war. Beobachter meinen, Kaußens Vorpreschen werde in den kommenden Tagen womöglich andere ermutigen, ebenfalls eine Kandidatur für Platz eins abzugeben. Gesprochen wird beispielsweise über Maren Kaminski (42), Bildungssekretärin der GEW und früher mal Landesgeschäftsführerin der Linkspartei. Sie tritt in Langenhagen als Linken-Landtagskandidatin an und hat – ebenso wie Kaußen, nur sechs Jahre früher – Erfahrung als OB-Kandidatin in Hannover. 2013 war sie angetreten und hatte immerhin 6,4 Prozent erhalten. Zwei weitere Namen werden ebenfalls  gehandelt: Die Kommunalpolitikerin Franziska Junker aus dem ostfriesischen Leer oder die Braunschweiger Gewerkschafterin Ursula Weisser-Roelle (70), die zwischen 2008 und 2013 schon mal im Landtag war.

Inzwischen aber gibt es Hinweise in der Linkspartei, dass noch jemand „von außen“ kommen und quasi als Überraschungskandidatin auftreten könnte. Eine wirklich prominente, über regionale Grenzen hinausstrahlende Persönlichkeit dürfte es wohl kaum werden, heißt es. Denkbar aber wäre eine Frau, die sich außerhalb der Partei profiliert hat und für die die Mitgliedschaft in der Linkspartei bisher eher nebensächlich war. Ins Blickfeld gerät hier die Vorsitzende der parteinahen „Rosa-Luxemburg-Stiftung“ in Niedersachsen, Heike Boldt.


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Sie ist hauptberuflich Gewerkschaftssekretärin von Verdi in Oldenburg, in der Jugendarbeit sehr aktiv und war 2013 schon mal als Direktkandidatin der Linken im Wahlkreis Meppen angetreten – erntete damals aber mit 2,0 Prozent der Erststimmen auch nur ein recht bescheidenes Ergebnis. Boldt könnte zum Kreis derer gehören, über die gegenwärtig intern in der Linkspartei diskutiert wird. Insider rechnen nun damit, dass eine Klärung der Personalfrage für die Spitzenkandidaturen nicht mehr lange auf sich warten lassen wird.

Gewerkschaftssekretärin Heike Boldt | Foto: Verdi