Anike Peters, Energieexpertin der Vereinigung „Greenpeace“, hat die Ergebnisse einer von ihrer Organisation in Auftrag gegebenen Untersuchung mitgeteilt. Danach befinden sich in unmittelbarer Nähe der geplanten Gasbohrungen vor der Insel Borkum drei bisher unbekannte und schützenswerte Steinriffe. Zwei dieser drei Areale lägen direkt auf der vorgesehenen Kabeltrasse für die Bohrplattform. Mindestens 88 Tierarten, von denen jede fünfte auf der „roten Liste“ der vom Aussterben bedrohten Arten steht, seien festgestellt worden – darunter der europäische Hummer und verschiedene Anemonen-Sorten.

Forschungstaucher der Firma Submaris erkunden den Meeresboden vor Borkum, wo Gasbohrungen geplant sind. | Foto: Uli Kunz/Submaris/Greenpeace

Nach Mitteilung von Greenpeace könnte die Borkumer Erdgas-Quelle von 2024 an maximal ein Prozent des derzeitigen jährlichen Energiebedarfs decken, die Energiesicherheit sei also „nur ein Scheinargument“. Für „Greenpeace“ waren Forschungstaucher der Firma Submaris aktiv, das Gutachterbüro Bio-Consult habe daraufhin die Proben analysiert. Peters wirft dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft und Küstenschutz (NLWKN) vor, Hinweise auf die schützenswerten Vorkommen schon 2020 gehabt zu haben, diese aber zurückgehalten zu haben.

„Das geplante Erdgas-Projekt muss ad acta gelegt werden, denn es gefährdet einen einzigartigen Lebensraum im Wattenmeer.“

Unterdessen hat der CDU-Landtagsabgeordnete André Hüttemeyer erklärt, zur Energieversorgung gehöre auch die Förderung von Erdgas in der Nordsee – allerdings „unter Einhaltung der höchsten Umweltstandards“. An dieser Position, die in der Großen Koalition gebildet worden sei, halte die CDU weiterhin fest. Meta Janssen-Kucz (Grüne) sagte: „Das geplante Erdgas-Projekt muss ad acta gelegt werden, denn es gefährdet einen einzigartigen Lebensraum im Wattenmeer.“



Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) sagte, das Planfeststellungsverfahren laufe: „Wenn eine Förderung aus Gesichtspunkten von Umwelt- und Naturschutz nicht vertretbar ist, wird diese auch nicht genehmigt werden. Und umgekehrt gilt genauso: Wenn das Verfahren zu dem Ergebnis kommt, dass die Sicherheit gewährleistet ist, wird von unserer Seite eine entsprechende Genehmigung ergehen.“ Der Vorwurf von Greenpeace gegen das NLWKN sei „nicht sauber“, da das erwähnte Gutachten schon seit November 2021 auf der Website der Behörden zu finden sei.


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