Der neue GEW-Landesvorsitzende und Nachfolger von Laura Pooth ist 54 Jahre alt, kommt aus Nordenham (Kreis Wesermarsch), wohnt im ostfriesischen Leer und ist seit sieben Jahren Mitglied der SPD. Hauptberuflich ist Stefan Störmer als Schulpersonalrat tätig, und am Teletta-Groß-Gymnasium in Leer gibt er derzeit noch zwei Stunden in der Woche Unterricht – für die Theater-AG am Freitagnachmittag. „Das ist wichtig für mich“, sagt er.

Neuer GEW-Chef: Stefan Störmer | Foto: Wallbaum

Die GEW-Landesdelegiertenkonferenz hat den Gymnasiallehrer am Montag mit klarer Mehrheit von 59 Prozent zum neuen Chef des Landesverbandes gewählt. Die Amtszeit ist zunächst anderthalb Jahre. Störmer setzte sich gegen die hannoversche Oberstudienrätin Ewa Kucmann aus Hannover durch. Die Wahl war nötig geworden, da die bisherige Vorsitzende Laura Pooth eine berufliche Herausforderung angenommen hatte und inzwischen zur Vorsitzenden des DGB Nord in Hamburg gewählt wurde. Über Störmer heißt es, dass er beste Kontakte zu Pooths Vorgänger Eberhard Brandt hat, und damit verknüpfen manche die Erwartung, die Stimme der GEW könnte künftig wieder etwas lauter und fordernder wahrgenommen werden.

„Vieles, was festgelegt werden muss, geschieht in der Kommune – und nicht etwa in Hannover, im Landtag oder im Ministerium.“

Störmer berichtet, dass er über die kommunalpolitische Arbeit zur Politik und Gewerkschaftsarbeit gekommen ist. Eine seiner Aufgaben als neuer GEW-Chef sei, das Gewicht der kommunalen Entscheidungen über das Bildungsangebot vor Ort wieder stärker ins Bewusstsein zu bringen. „Vieles, was festgelegt werden muss, geschieht in der Kommune – und nicht etwa in Hannover, im Landtag oder im Ministerium.“ Das fange bei der Bildung von Gesamtschulen an, gehe über die Ausstattung von Grundschulen und weiter zur gezielten Planung von Ganztagsangeboten. Die Frage, ob kleine Grundschulen erhalten oder aus pädagogischen Gründen zusammengelegt werden sollten, „stellt sich momentan nicht“, betont Störmer – räumt aber ein, dass die Debatte darüber noch kommen kann.


Lesen Sie auch:

Die alten Gewerkschaftsführer gehen, eine neue Generation übernimmt

Yasmin Fahimi zur neuen DGB-Vorsitzenden gewählt


Für ihn sei wichtig, dass die Durchsetzung der Inklusion – also des gemeinsamen Unterrichts von Schülern mit und ohne Behinderung – auch die Grundschulen einschließen müsse. Das heiße, dass jede Grundschule auch angemessen ausgestattet sein müsse, damit die Inklusion gewährleistet werden kann. Ein anderes großes Thema sei der Aufbau einer funktionierenden Ganztagsbetreuung in allen Schulen, auch in allen Grundschulen. „Das kann sich nicht darin erschöpfen, am Nachmittag auch die Klassenräume zu öffnen. Wir brauchen den Wechsel von Anspannungs- und Entspannungsphasen, wir brauchen die Mensa und Spielmöglichkeiten“, betont Störmer. Die Vereine, Verbände und lokalen Initiativen könnten dabei beteiligt werden – aber die jeweilige Entscheidung falle vor Ort in den Schulen und Gemeinden.

„Kein Unternehmen wie etwa VW käme auf die Idee, ohne eine solche Reserve zu arbeiten, da es sonst keine Qualität garantieren kann.“

Der GEW-Landesverband hat 30.000 Mitglieder und ist damit die mit Abstand größte Bildungsgewerkschaft in Niedersachsen. In den niedersächsischen Schulen sind 105.000 Menschen beschäftigt. Das Besondere an Störmer ist, dass er eine schauspielerische Ader besitzt: Er hat schon bald nach Start im Schuldienst auch als Kabarettist in Nordenham und Oldenburg gewirkt, hin und wieder ist er dabei heute noch tätig und greift lokale Themen aus der Region auf, durchaus auch politisch zugespitzt.

Als Gewerkschaftschef streitet er nun vor allem für die bessere Bezahlung der Lehrkräfte nach A13 (bisher haben das nur Gymnasiallehrer, Berufsschullehrer und Gesamtschullehrer). Für eine bessere Unterrichtsversorgung streitet die Gewerkschaft, und nach der Pandemie sei es dringend erforderlich, dass genügend Sozialarbeiter und Therapeuten zur Verfügung stehen, da ganz viele junge Menschen stark unter den Folgen der Corona-Beschränkungen litten. Störmer sagt, jede Schule brauche eine „Personalreserve“, damit in Notfällen jemand einspringen und den Betrieb aufrecht halten könne. „Kein Unternehmen wie etwa VW käme auf die Idee, ohne eine solche Reserve zu arbeiten, da es sonst keine Qualität garantieren kann.“