Deniz Aytekin, Fußballschiedsrichter und Online-Unternehmer, hat den niedersächsischen Familienunternehmern verraten, wie man als Führungskraft auch unter Druck souveräne Entscheidungen trifft. Bei der Landesmitgliederversammlung des Unternehmerverbands in der Zentrale der Jäger Group in Hannover berichtete Aytekin aus seiner jahrelangen Praxis als Chef eines Schiedsrichtergespanns und von seinem Aufstieg zu einem der beliebtesten Referees in der Fußballbundesliga.

Fußballschiedsrichter Deniz Aytekin berichtet in Hannover aus seinem Alltag im Profifußball. | Foto: Link

Dabei wurde Aytekin 2011 von den Fußballprofis noch zum schlechtesten Unparteiischen der Liga gewählt. Der damalige BVB-Manager und heutige Sportvorstand des FC Bayern München, Max Eberl, bezeichnete ihn damals sogar als „die größte Wurst“. An der Häufigkeit seiner Fehlentscheidungen habe das allerdings nicht gelegen, sondern an seinem rabiaten Auftreten. „Wenn man Menschen so behandelt, darf man sich nicht wundern, wenn man keine Akzeptanz für seine Entscheidungen bekommt“, sagte Aytekin und analysierte: „Ich hatte damals ein viel zu großes Ego. Bei jedem Satz gegen meine Entscheidungen bin ich an die Decke gegangen.“ Daraufhin habe er sich professionelle Beratung gesucht, die Augenbrauen nicht mehr so zusammengekniffen, mit Yoga sowie Atemübungen für innere Ruhe gesorgt und seinen „Ego-Mantel“ in der Kabine gelassen.

Familienunternehmer unter sich (von links): Der wiedergewählte Landesvorsitzende André Schulte-Südhoff, Fußballschiedsrichter Deniz Aytekin, UVN-Präsident Andreas Jäger und Thomas Hoppe, Bundesvorsitzender des Verbands „Die Jungen Unternehmer“. | Foto: Link

„Ich habe angefangen, meine Entscheidungen auf Augenhöhe zu erklären“, verriet Aytekin eines seiner drei Erfolgsrezepte. Bereits einfache Erklärungen könnten viele hitzige Situationen entschärfen. „Das klappt neun von zehn Mal, aber das klappt nicht bei Thomas Müller“, sagte der Nürnberger und berichtete von langen Diskussionen mit dem Fußballweltmeister. Zudem sei Aytekin dazu übergegangen, seine Entscheidungen kommunikativ vorzubereiten. Als er im Sommer 2012 den hannoverschen Siegtorschützen Szabolcs Huszti wegen dessen ausgelassenen Torjubels beim 3:2 gegen Werder Bremen mit Gelb-Rot vom Platz stellen musste, habe er dies Hannover-96-Trainer Mirko Slomka zuvor mitteilen lassen und auf die entsprechenden Regeln verwiesen. Das Ergebnis: Nach dem Spiel nahm Slomka im TV-Interview den Schiedsrichter in Schutz und kritisierte die DFB-Vorgaben.

„Nur 20 Prozent der Manager kennen ihre eigenen Werte und leben diese auch.“

Als drittes Erfolgsgeheimnis nannte Aytekin die Devise „Entscheidungen leben“. „Nur 20 Prozent der Manager kennen ihre eigenen Werte und leben diese auch“, sagte der Betriebswirt und erzählte: „Einer meiner Kernwerte ist Empathie. Ich kann es nicht ertragen, wenn Menschen neben mir weinen.“ Auch wenn es ihm manchmal Ärger mit dem DFB einbringe, trete er deswegen auch als Schiedsrichter herzlich gegenüber den Spielern auf und nehme diese auch mal in den Arm. Selbstkritisch verriet der 45-Jährige auch, dass er seiner Familie aufgrund seiner Karriere zu häufig vernachlässigt habe: „Mein größter Fehler im Leben war, dass ich mich nicht immer auf die Menschen konzentriert habe, die es verdient haben, meine volle Aufmerksamkeit zu bekommen.“