Was im Supermarkt Essbares in den Regalen steht, mag vielleicht nicht jedem schmecken, aber den meisten. Für die Kunden eine Selbstverständlichkeit. Für die Wissenschaft nicht. Im Sensoriklabor der Universität Göttingen arbeiten Forscher daran, den Geschmackssinn zu entschlüsseln und Lebensmittel durch die gewonnenen Erkenntnisse noch schmackhafter zu machen. Doch das Labor in Göttingen hat auch eine Besonderheit: Ihn ihm werden Agrarprodukte  wie Fleisch, Tomaten oder Brötchen erforscht. Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajic war am Dienstag Probe-essen.

In einer von zehn Kabinen nimmt die Ministerin Platz. Inga Smit, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung für die Qualität pflanzlicher Erzeugnisse, reicht ihr nacheinander zwei Tabletts durch eine Luke. Auf einem liegen mit roter Flüssigkeit gefüllte Röhrchen, die nach Farbintensität geordnet werden sollen. Auf dem zweiten stehen mehrere Plastikbecher mit Flüssigkeiten, deren Geschmack Heinen-Kljajic deuten soll. Erst dann geht es an die Tomaten. Wie schmecken sie, wie sehen sie aus, wie fühlen sie sich an? Ihre Eindrücke muss die Ministerin in ein digitales Formular eintragen.

„Das hier ist nur ein Vorab-Test, ob die Freiwilligen überhaupt für unsere Studien geeignet sind“, erklärt Smit. Denn man möchte nicht möglichst viele, sondern möglichst eine Meinung. Heißt: die Teilnehmer sollen sich im Idealfall einig sein, wie sie ein Produkt finden. „Nur eine Gruppe kann für uns belastbare Ergebnisse liefern“, sagt Smit. Daher werden die Teilnehmer in den Vorab-Tests nach Punkten bewertet. Die Kriterien gibt eine DIN-Norm vor. „Das ist schon faszinierend, wie fein die Sinne sein müssen, um an solchen Studien teilnehmen zu können“, sagt Heinen-Kljajic. Offenbar verfügt sie über feine Sinne, denn ihr Testergebnis lautet: 100 von 100 möglichen Punkten erreicht.

Bei den Forschungen in Göttingen geht es nicht darum, neue Produkte zu testen. Vielmehr geht es darum, Wege zu finden, um landwirtschaftliche Erzeugnisse noch besser an die Wünsche der Verbraucher anzupassen. So werden Schweine etwa hauptsächlich deshalb kastriert, weil die dadurch zurückgefahrene Hormonproduktion den Schinken später aus Sicht der Verbraucher besser schmecken lässt. „Ob etwas gekauft wird oder nicht, hängt ja nicht nur vom Preis ab, sondern maßgeblich von Geschmack und Aussehen“, sagt Heinen-Kljajic.