(rb) Mit dieser Ausgabe verabschieden wir, Anne-Maria Zick (az) und Britta Grashorn (bri), uns von den Leser/innen des rundblick/Nord-Report, der ab 25. Juli 2016 vom neuen Team verantwortet und in modernem Format erscheinen wird. Ungezählte Plenarwochen, Landespressekonferenzen, Pressetermine und -abende, informativspannende, heitere bis skurrile Begegnungen liegen hinter uns sowie rund 3600 „Dienste“, die wir seit 2001 mit Unterstützung handverlesener freier Mitarbeiter, Gastkommentatoren und Inkognito-Autoren mit viel Herzblut fertiggestellt haben. Vor fast 16 Jahren verschmolzen der Informations- und Redaktionsdienst „Nord-Report“ (nrp), den Chefredakteurin Anne Zick 1992 von ihrem Vater Rolf Zick (rz) übernommen hatte, mit dem landespolitischem Hintergrunddienst „rundblick“ (rb) zu einem mittlerweile bundesweit einzigartigen, unabhängigen Medium für politischen Qualitätsjournalismus aus und für Niedersachsen.

Im Jahr 2001 setzten az und bri ihre enge Zusammenarbeit fort, die 1992 begann. Britta Grashorn fing nach dem Magisterstudium in Berlin und Volontariat bei der Oldenburger Nordwest-Zeitung als Jungredakteurin im Zickschen Familienbetrieb an und ergriff die damals wie heute für Frauen eher seltene Chance, Landespolitik hautnah erleben und darüber berichten zu können. Zuvor musste bri aber – wie viele Redakteur/innen vor ihr – durch die harte Nord-Report-Schule gehen, also nicht nur die Feinheiten des stilsicheren, klassischen Nachrichtenjournalismus‘ erlernen, der ein Markenzeichen des nrp war, sondern mit Unterstützung der „alten Hasen“ in der Redaktion schnell den Politikbetrieb und die Landtagsgepflogenheiten durchdringen. Es war eine spannende Zeit, in die u.a. die erste rotgrüne Koalition in Niedersachsen unter Ministerpräsident Gerhard Schröder sowie dessen Aufstieg zum Bundeskanzler, später der Aufstieg von Christian Wulff zum Ministerpräsidenten des Landes und zum Bundespräsidenten sowie zuletzt der Regierungswechsel von Schwarz-Gelb zu Rot-Grün fielen.

Anne Zick hat während ihres fast 45 Jahre währenden Journalistenlebens, das 1973 mit einem Volontariat beim nrp begann, zehn Landesregierungen und acht Ministerpräsidenten erlebt. Zusammengenommen blicken wir auf 67 Jahre Erfahrung mit der niedersächsischen Landespolitik zurück, die wir in ungezählten „Kurzen“, Meldungen, Berichten, Kommentaren, aber auch Glossen verarbeitet haben. Wir hatten das Glück, für ein Medium zu arbeiten, das weder von gewichtigen Anzeigenkunden, einer Konzernleitung oder „übergriffigen“ Herausgebern am Gängelband geführt wurde. Wir mussten durch kontinuierlichen Qualitätsjournalismus punkten, durften aber zugleich eine eigene Handschrift entwickeln, die Politik oft auch durch die „Frauen-Brille“ beschrieben hat. Das hat nicht allen, aber vielen Abonnenten gefallen, wie wir aus zahlreichen Zuschriften wissen. Sämtliche Landesregierungen haben hin und wieder versucht, Einfluss zu nehmen, wenn ihnen der eine oder andere rb-Text sauer aufstieß. Das galt für unliebsame Kommentare ebenso wie für die über Jahrzehnte mögliche exklusive Vorabberichterstattung aus dem Kabinett oder für die heiß begehrten „Personalien“, also Meldungen über Höhergruppierungen und Umsetzungen innerhalb der Landesverwaltung. Diese brachten dem rundblick vor vielen Jahren den Titel „Neid-Postille für niedersächsische Beamte“ durch einen Kollegen der Frankfurter Rundschau ein.

Ja, es gab viel Häme für das „Blättchen“, zugleich viel Anerkennung für die Tiefe und Exklusivität der Information, aber auch dafür, dass der rundblick in alle Richtungen „ausgeteilt“ hat und das auch durfte. Natürlich gab es viele Versuche, u.a. aus den Landtagsfraktionen, den rundblick durch Abo-Kündigungen quasi mundtot zu machen, oder aber einen Keil in das Redaktionsteam az und bri zu treiben. Das ist nie gelungen. Für Außenstehende mag es erstaunlich sein, dass zwei Journalistinnen über so lange Zeit vertrauensvoll, ohne Konkurrenz- und Hierarchiegetue auf Augenhöhe miteinander arbeiten können. Es war aber so. Schön war die Zeit. Ohne die Treue und den Rückhalt unserer Leser/innen, vor allem aus den Kommunen, ohne unsere einflussreichen „Fans“ aus Regierungskreisen und Landtag wäre das nicht möglich gewesen. Dafür gibt es an dieser Stelle ein dickes Dankeschön.

Anne Zick hat die Altersgrenze von 65 Jahren erreicht und wird noch bis Ende dieses Jahres den neuen rb-Redaktionsleitern Klaus Wallbaum und Martin Brüning beratend zur Seite stehen. Britta Grashorn wird ab 25. Juli eine verantwortungsvolle Aufgabe in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes der Metallindustriellen übernehmen. Wir wünschen unseren Nachfolgern gutes Gelingen und viel Erfolg mit dem „rundblick 5.0“: Ursprünglich in den 1960-er Jahren als wirtschaftspolitischer Themendienst gestartet, wurde das Blatt schnell politischer. Grundstock für den vor allem von den niedersächsischen Kommunen getragenen Kundenstamm war die Gebiets- und Verwaltungsreform, die Ende der 1960-er Jahre von einer großen Koalition aus SPD und CDU auf den Weg gebracht worden war und über viele Jahre Wirkung auf die Landespolitik ausgeübt hat. Als Helmut Rieger (h.r.), langjähriger Politikredakteur der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ), 1970 den rundblick übernahm, hat er es verstanden, diesen Umstand zu nutzen, um die Kommunen an das Medium zu binden. Aus dem rundblick wurde „der Rieger“, der 23 Jahre lang ebenso begehrt wie gefürchtet war. Danach leitete u.a. ein weiterer bedeutender Politik-Redakteur der HAZ, Hans-Peter Sattler (p.s.), den rundblick. Dann kamen die „rundblick-Weiber“ az und bri. Jetzt übernimmt Klaus Wallbaum, ebenfalls ehemaliger HAZ-Politikredakteur, gemeinsam mit Journalistenkollege Martin Brüning das Medium. Der rundblick wird schneller und moderner. Der Markenkern – Nachrichten und Hintergründiges aus Kabinett, Landtag, Parteien, Kommunen und Verbänden – bleibt. Tschüss und auf Wiedersehen. az/bri